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434 Tage

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Titel: 434 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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ja nur das eine Mal. Hast du sie noch alle? Wie kannst du so etwas überhaupt denken? Da gibt es gar keine Diskussionen. Stimmt. Ich liebe Tobias. Das tue ich doch, oder? Natürlich tust du das. Mein Dämon ist begeistert. Er jubiliert. Genau diesen Zwiespalt wollte er. Ich weiß nicht, wie lange ich bereits schweigend neben dem Tisch stehe, doch es erscheint mir lang. Und deswegen zwinge ich mich hochzuschauen. Und da ist dieses Lächeln. Dieses Lächeln, das einen Kurzschluss in meinem Hirn auslöst und mir den Befehl erteilt, mich ihm auf der Stelle an den Hals zu werfen. Und plötzlich verstehe ich auch die Aufforderung in seinen Augen. Sie ist unüberhörbar. „Ich muss jetzt gehen.“, sage ich und bin überrascht über die Festigkeit meiner Stimme. „Tobias erwartet meinen Anruf.“
    „Bist du sicher?“, fragt er noch immer lächelnd. In meinem Brustkorb setzt das Techno-Lied wieder ein. „Ich kann warten.“
    „Das ist nicht nötig.“, sage ich und gehe einen Schritt rückwärts in Richtung Foyer. „Gute Nacht, Julian.“
    „Gute Nacht, Anja.“
    …
    „Ja, mir geht es gut.“, lüge ich. In Wirklichkeit geht es mir beschissen. Es ist zwar nicht ganz so schlimm, wie die Tintenfisch-Erfahrung, aber auch nicht wirklich weit weg. „Ich werde bald schlafen gehen. Das war ein langer Tag.“
    „Ich vermisse dich unbeschreiblich.“
    Mit geschlossenen Augen stelle ich mir Tobias Gesicht vor. Zumindest versuche ich es. Doch das Tobias-Gesicht in meinem Kopf hat Julians Augen und auch sein Lächeln. „Ich dich auch.“
    „Ich habe heute eingekauft, und die Betten mit der blauen Bettwäsche bezogen.“ Schuldgefühle klopfen an die Innenseite meines Schädels. „Und ich habe dieses Brot geholt, das du so magst. Du weißt schon, das mit den Sonnenblumenkernen. Und ich habe ein kleines Vermögen an der Frischetheke ausgegeben.“ Das Klopfen wird lauter. Inzwischen schlagen die Gewissensbisse mit den Fäusten gegen meine Schläfen. „Wir können morgen Abend kalt essen, wenn du kommst. Was meinst du? Wann soll ich dich eigentlich vom Flughafen abholen?“
    „Das klingt fantastisch, aber ich weiß noch nicht, welchen Flieger ich morgen nehmen kann“, antworte ich und frage mich, warum ich lüge. „Die Verhandlungen sind zäher, als ich vermutet habe.“
    „Aber sie werden investieren?“ Er klingt aufrichtig besorgt. „Ich meine, davon hängt doch das gesamte Projekt ab, oder nicht?“
    „Ja, ich denke, wir werden schon eine Einigung finden.“ Ich hasse mich. Wieso tue ich das? Wir haben uns längst geeinigt. Der Deal steht. Ich könnte morgen früh nach Hause fliegen. Genau genommen, könnte ich jetzt zum Flughafen fahren. Vielleicht sollte ich das. Bei diesem Gedanken nickt mir mein Gewissen energisch zu. Und ich weiß, dass es recht hat. Ich bin verheiratet. Mit Tobias. Ich liebe Tobias. Wir sind gut zusammen. Und wir haben uns ein gemeinsames Leben aufgebaut. Ich kann doch nicht aus einer seltsamen Laune heraus alles gefährden, was bis vorgestern noch meine gesamte Welt war. „Ich rufe dich morgen an, wenn ich mehr weiß.“
    „Ich freue mich schon so auf dich.“
    Gott, ich bin ein grauenhafter Mensch. Ich bin ein wirklich abscheulicher Mensch. „Ich freue mich auch auf dich.“ Das stimmt. Ich freue mich auf ihn. Aber das ist leider nur ein Bruchteil der Wahrheit.
    „Schlaf schön, Schnecke.“
    „Du auch.“
    „Das klappt eh nicht“, sagt er lachend. „Ich habe langsam die Hoffnung aufgegeben, ohne dich einzuschlafen“ Ich stehe mit dem Rücken zur Wand. „Aber lange muss ich es ja nicht mehr aushalten.“
    „Nein, spätestens Übermorgen bin ich zurück.“
    „Ich liebe dich“ Ich höre ihn lächeln. „Manchmal glaube ich, du weißt gar nicht wie sehr.“
    …
    Seufzend setze ich mich aufs Bett. Was machst du denn? Und warum machst du es? Aber ich mache doch gar nichts. Ich bin gegangen. Ich bin alleine in meinem Zimmer. Aber du hast gelogen. Und das nicht nur ein Mal. Ich höre meinem Gewissen nicht zu. Es interessiert mich nicht, was es denkt. Und auch, wenn du vorgibst, mich nicht zu hören, weiß ich, dass du gerade gerne woanders wärst. Ja, gut, mag sein, aber Fakt ist doch, dass ich hier bin. Allein.
    Ich sitze auf dem Bett, den Kopf in die Hände gestützt. Mein Dämon gibt mir ein Zeichen, den Augenblick zu nutzen. Lebe den Tag. Ja und dann? Was ist danach? Wenn der Schweiß getrocknet und das Gewissen wieder wach ist? Es wäre doch nur ein Mal. Und was, wenn es nicht

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