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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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schwarzen Kreis in der Mitte. Das war die Kaotresh, die Flagge des Todes. Um den Arm trug ich eine weiße Binde mit schwarzem Kreis; das Symbol des Todes.
    Die ganze Stadt war in Trauer. War nicht vor kurzem der Sohn des Königs gestorben?
    Die Menschen, die an uns vorbeigingen, waren ernst, doch keiner weinte offen oder war von den Neuigkeiten am Boden zerstört. Das Leben mußte weitergehen. Der greise König würde einen neuen Thronfolger aussuchen, und wenn die Zeit gekommen war, daß er die letzte lange Reise zu den Eisgletschern von Sicce antreten mußte, würde eben der neue König die Krone tragen. Mir persönlich war es egal, ob das nun Byrom oder einer der anderen Anwärter sein würde. Ich habe schon zu viel Blutvergießen wegen königlicher Erbstreitereien mitansehen müssen. Dennoch hatte es den Anschein, als wären Fweygo und ich in die Kontroverse um den rechtmäßigen Erben verwickelt worden. Wie dem auch sei, dachte ich, als wir den Kyro der Liebhaber betraten, der König würde schon die richtige Entscheidung treffen.
    Nandishas Bedienstete hatten mich mit neuen Kleidern ausgestattet, einem feschen dunkelblauen Shamlak mit schwarzen Stickereien und Schnüren. Auch Tiri trug ein neues Kleid, einen hellblauen Shamlak mit silbernen Verzierungen. Sie sah hübsch aus.
    Als unser Calimer eben auf dem Großen Hügel angelegt hatte, war mir ein Rapa mit kanariengelben Federn aufgefallen, der dort herumgelungert hatte. Als wir jetzt um die Ecke bogen, sah ich, daß er hinter uns herschlenderte. Er hatte ein ganzes Waffenarsenal über seinen olivgrünen Shamlak geschnallt, und seine Füße steckten in abgelaufenen Sandalen. Ich behielt ihn mißtrauisch im Auge.
    Als ich über den ganzen Schlamassel nachdachte, in dem Fweygo und ich steckten, fiel mir eine der ernsteren Erkenntnisse San Blarnois ein. Er hatte einst gesagt: »Die Führung eines Landes sollte man der zufälligen Erbfolge überlassen!« Da riß mich Tiri aus meinen Überlegungen. »Sieh dich nicht um. Wir werden von einem schurkenhaft aussehenden Rapa verfolgt.«
    »Der gelbfiedrige Schnabel? Aye.«
    »Du hast es gewußt?«
    »Wenn du überleben willst, mußt du solche Dinge bemerken.«
    »Ja, dann!«
    Wir gingen an der übertrieben verzierten Fassade eines Tempels entlang, dessen massive Pracht den fehlenden Geschmack nicht aufwiegen konnte. Tiri hielt den Kopf noch höher und beschleunigte ihren Schritt. Ihr hübsches junges Gesicht verriet heftigen Abscheu. Ich sagte nichts, und als wir den einschüchternden Steinhaufen ein Stück hinter uns gelassen hatten, stieß sie hervor: »Sie beten den falschen Gott Dokerty an.«
    Ich blickte zurück und konnte gerade noch einen Blick auf eine kleine Prozession von Priestern erhaschen, die in dem Säulengang verschwanden, der sich an die flachen Eingangsstufen anschloß. Sie trugen weder Flaggen noch Armbinden. Sie gingen paarweise nebeneinander her. Sie waren in düsterrote Gewänder gekleidet.
    Oho! dachte ich. Sie besitzen diesen bombastischen Tempel auf dem Großen Hügel der Hauptstadt; warum müssen sie dann verstohlen durch Ruinen schleichen?
    »Ich hatte gedacht, Tolaar sei die Religion ...«
    »Es gibt viele Glaubensrichtungen. Tolaar ist vermutlich die mit den meisten Anhängern«, sagte Tiri angespannt. »Es gibt ständig Streit zwischen ihnen. Manchmal kommt es sogar zu Kämpfen. Es ist eine häßliche Sache.«
    Cymbaros Tempel entpuppte sich als ein kleines und unauffälliges Gebäude. Tiri erklärte, daß es diesen Schrein auf dem Großen Hügel allein wegen der Notwendigkeit gab, in Oxonium in Nähe des königlichen Palastes Präsenz zu zeigen. »Manchmal hört der König auf unsere Ratschläge.«
    Wir betraten einen schattigen Hof, in dem ein Springbrunnen plätscherte. Es gab keinen Zweifel, daß hier eine Atmosphäre tiefen Friedens herrschte, eine Gelassenheit, die die alltäglichen Probleme der Stadt und des Landes weit hinter sich ließ. Diese Leute waren sicherlich große Metaphysiker. Es war niemand zu sehen. Blumen verströmten einen angenehmen Duft. Der Brauch, in Tempeln Weihrauch zu verbrennen, ist vermutlich deshalb entstanden, weil die versammelten Gläubigen ein ungewaschener, stinkender Haufen waren. Doch heutzutage ist der Weihrauchgestank wesentlich schlimmer als ehrlicher Schweißgeruch.
    Tiri ging voraus. Wir passierten ein paar Säulen und kamen in einen anderen Hof, der von einem Kreuzgang umgeben wurde. Ein jung aussehender Mann in einem braunen Gewand kam uns

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