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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Tonhandwerk –, und deshalb wurden Fässer sehr pfleglich behandelt. Dieser Stapel hier war leer und sollte zu den Händlern zurückgebracht werden.
    Der dicke Naghan trat entschlossen vor. »Liftu, du und Nath die Nase, ihr paßt da vorn auf«, erteilte er flüsternd seinen Befehl. »Ich gehe rein und ...«
    Ich packte ihn am Arm. »So nicht! Ich bin derjenige, der als erster geht.« Dann fügte ich überflüssigerweise noch hinzu: »Eigentlich müßtest du mich mittlerweile kennen, mein Freund.«
    Er grunzte kurzatmig. »Oh, aye, ich weiß. Ich kenne die Geschichte von dem kopflosen Zorcamann.«
    Also ging ich los und schaute dabei in dem Dämmerlicht in alle Richtungen.
    Wie Sie wissen, hatte ich den Eindruck, daß die Herren der Sterne mir die Fähigkeit verliehen hatten, bei schlechten Lichtverhältnissen besser als jemand mit normalem Augenlicht sehen zu können. Natürlich konnte ich nicht mit Gewißheit sagen, ob dem auch so war. Die Einzelheiten des Hofes waren jedenfalls leicht auszumachen. Von der Vorderseite der Messinglilie drang Lärm in die Nacht. Ich huschte auf den Hof und wandte mich Fonnells Schlupfloch und dem Fässerstapel zu. Alle waren mit gelben Kreidezeichen gekennzeichnet.
    Die Fässer waren anders gestapelt, als ich es in Erinnerung hatte. Falls das Schwert entdeckt worden war ... Ich suchte eilig nach dem gelben Kreidezeichen, das den achten Monat der Dame mit dem Schleier darstellte.
    Es gab viele Markierungen zu sehen, und etliche waren halb verwischt und vom Regen abgewaschen. Einige Zeichen waren über alte darübergezeichnet worden. Meine Suche blieb sowohl bei der ersten wie auch bei der zweiten Reihe erfolglos. Die beiden oberen Reihen standen schief nach vorn geneigt wie eine überhängende Hauswand. Es blieb mir nichts anderes übrig, als nach oben zu klettern.
    »Ich kann es nicht finden«, flüsterte Naghan neben mir.
    »Hilf mir hoch.«
    Mit Naghans kräftiger Hand unter dem Schuh stemmte ich mich in die Höhe. Ich packte den Deckel des obersten Fasses und zog mich mit den vorsichtig schlängelnden Bewegungen eines Aals ganz rauf. In dieser Stellung verharrte ich einen Augenblick lang und sandte ein Stoßgebet zu Opaz, daß der Lärm, den ich gerade gemacht hatte, von dem ausgelassenen Treiben in der Schenke übertönt werden würde.
    Die gelben Kreidemarkierungen schwankten vor meinen Augen wie ausgelassene Sarabande in einem heidnischen Tempel. Ich blinzelte den Schweiß aus den Augen, schaute genauer hin – und da war es, so schlicht wie eine Lanzenstange, das Zeichen des achten Umlaufs der Dame der Schleier.
    Der Deckel des leeren Fasses war leicht anzuheben, und ich griff tastend ins Innere. Im nächsten Augenblick brach der ganze Stapel mit einem höllischen Getöse zusammen und donnerte wie eine Lawine zu Boden. Die Fässer rollten über den ganzen Hof. Ich stürzte in die Tiefe wie ein Skispringer bei einem mißratenen Salto. Der Aufprall trieb mir die Luft auf den Lungen, und ich blieb keuchend wie ein gestrandeter Fisch dort liegen. Die Fässer landeten noch immer polternd am Boden und rollten knirschend über den Hof.
    »Da soll doch Krug dreinschlagen!« rief Naghan, als er von einem Faß von den Füßen gerissen und durch die Luft geschleudert wurde. Ich wollte mich aufsetzen und wurde von einem dämonischen Ungeheuer, das von der noch stehenden hinteren oberen Reihe stürzte, wieder zu Boden geschickt. So mußte es sein, wenn man sich dem Kavallerieangriff eines Vove-Regiments in den Weg stellte. Keuchend setzte ich mich erneut auf und starrte entsetzt die rollende Verwüstung an, die auf dem Hof stattfand.
    Der Trommelschlag eines ganzes Bataillons hätte nicht mehr Aufmerksamkeit erregen können. Die Hintertür der Schenke flog auf, und im Schein der Lampen stürmten bewaffnete Männer nach draußen.
    »Bei dem leprösen linken Ohr und dem widerwärtig verfaulten rechten Nasenloch Makki-Grodnos!« brüllte ich und sprang auf die Beine. »Wie kann man ein leises, geheimes, ruchloses Unternehmen auf diese Weise durchführen!«

17
     
     
    Trotzdem konnte man sich ein Lachen nicht verkneifen, bei Krun!
    Ein Faß kreiselte um seine Achse wie ein wirbelnder Derwisch. Ein Bursche aus der Schenke gab einen Schuß darauf ab, und der Bolzen prallte von den rotierenden Dauben ab und surrte in die Nacht. Auf dem Hinterhof der Messinglilie herrschte das nackte Chaos.
    So schreiend komisch das ganze Bild auch war, die Zeit wurde unerbittlich knapp, Sandkorn für Sandkorn.

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