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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Señor heißt Mariano und der andere Helmers. Und wie nennen wir Euch, Señor?“
    „Ich bin ein Mixteka; nennt mich so.“
    Das war das ganze Abendgespräch, dann ging man zur Ruhe, während welcher die Nachtwache unter die vier verteilt wurde. Am anderen Morgen wurde in der Frühe aufgebrochen, und bereits vor der Mittagszeit sah man die Hacienda vor sich liegen. Da hielt der Mixteka an und zeigte mit der Hand nach der Besitzung.
    „Das ist die Hacienda del Erina, Señores“, sagte er. „Nun könnt Ihr sie nicht mehr verfehlen.“
    „Wollt Ihr nicht mit?“ fragte Sternau.
    „Nein. Mein Weg ist der Wald. Lebt wohl!“
    Der Mixteka gab seinem Pferden die Hacken und sprengte links ab davon. Die drei aber ritten der Ummauerung entgegen und hielten vor dem Tor an.
    „Ist Señor Arbellez zu Hause?“
    „Ja.“
    „Sagt ihm, daß Gäste aus Mexiko zu ihm wollen.“
    „Seid Ihr allein, oder kommen noch mehrere?“
    „Wir sind allein.“
    „So will ich Euch vertrauen und öffnen.“
    Der Vaquero schob den Riegel zurück und ließ die Reiter in den Hof. Hier sprangen sie von ihren Pferden, die der Vaquero übernahm, um sie zu tränken. Als sie den Eingang des Hauses erreichten, kam ihnen der Haziendero bereits entgegen. Sein Blick ruhte mit staunendem Erschrecken auf der hohen Gestalt Sternaus.
    „Dios míos, was ist das!“ sagte er. „Seid Ihr ein Spanier, Señor?“
    „Nein, ein Deutscher.“
    „So ist es ein Naturspiel. Fast hätte ich Euch für den Herzog von Olsunna gehalten.“
    Schon wieder hörte Sternau diesen Namen.
    „Habt Ihr ihn gekannt, Señor?“ fragte er.
    „Ja, ich bin ein Spanier. Aber es ist richtig; Ihr könnt gar nicht der Herzog von Olsunna sein, der viel älter als Ihr ist. Seid willkommen!“
    Der Vaquero reichte Sternau die Hand und streckte sie auch Mariano entgegen. Dieser hatte das Gesicht abgekehrt gehalten, weil er nach den Pferden blickte; jetzt drehte er sich herum, und nun der Haziendero in sein Gesicht blickte, zog er die Hand zurück und stieß einen Ruf der Überraschung aus.
    „Caramba, was ist das! Graf Emanuel! Doch nein, auch das kann nicht sein, denn Graf Emanuel ist viel älter.“
    Er griff sich an die Stirn; diese beiden Ähnlichkeiten machten ihm zu schaffen. Dabei fiel sein Auge auf Helmers, und er schlug die Hände zusammen.
    „Valga me Dios, Gott stehe mir bei, bin ich verhext?“ rief er.
    „Was ist's, Vater?“ fragte hinter ihm eine klare, süße Mädchenstimme.
    „Komm her, mein Kind“, antwortete er. „So etwas ist mir noch nicht geschehen, das ist ja wunderbar! Da kommen drei Señores; der eine sieht dem Herzog von Olsunna, der andere dem Grafen Emanuel und der dritte deinem armen Bräutigam so ähnlich, wie ein Ei dem anderen.“
    Emma trat hervor und lächelte; aber als sie Helmers erblickte, sagte sie:
    „Es ist wahr, Vater, dieser Herr sieht so aus, wie mein armer Antonio.“
    „Na, das wird sich aufklären“, meinte der Haziendero. „Seid willkommen, Señores, und tretet ein in mein Haus!“
    Er streckte nun auch Mariano und Helmers die Hand entgegen und führte die Gäste in den Speisesaal, wo ihnen eine Erfrischung gereicht wurde. Eben hob Helmers das Glas empor, um zu trinken, als er es wieder absetzte. Sein Auge hing an der Tür, die sich geöffnet hatte, um eine bleiche Gestalt einzulassen, die mit irren, nichtssagenden Augen die Angekommenen überflog. Helmers trat ein paar Schritte nach der Tür zu und fixierte den Kranken.
    „Ist es möglich!“ rief er dann. „Anton, Anton! O mein Gott!“
    Der Irre blickte ihn an und schüttelte den Kopf.
    „Ich bin tot, ich bin erschlagen worden“, wimmerte er.
    Helmers ließ die Arme sinken und fragte:
    „Señor Arbellez, wer ist dieser Mann?“
    „Es ist der Bräutigam meiner Tochter“, antwortete der Haziendero. „Er heißt Antonio Helmers, und die Jäger nannten ihn ‚Donnerpfeil‘.“
    „Also doch! Bruder, o mein Bruder!“
    Mit diesem Ausruf stürzte Helmers auf den Irren zu, schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Der Kranke ließ sich liebkosen, blickte gleichgültig in das Angesicht seines Bruders und sagte nur:
    „Ich bin erschlagen worden, ich bin tot!“
    „Was ist mit ihm, was fehlt ihm?“ fragte Helmers den Wirt.
    „Er ist wahnsinnig“, antwortete dieser.
    „Wahnsinnig? O Herr, mein Gott, welch ein Wiedersehen!“
    Der Deutsche drückte die Hand vor die Augen, warf sich in einen Stuhl und weinte. Die anderen standen wortlos und ergriffen dabei, bis

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