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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf Ihrem Zimmer waren, daß Sie ein großer und berühmter Arzt sind, und daß Sie sogar Ihre eigene Gemahlin vom Wahnsinn errettet haben.“
    „Der größte Arzt ist Gott; ich hoffe, daß er auch hier helfen wird. Ist Ihr Patient geduldig und gefügig?“
    „Sehr.“
    „Wird er mit mir gehen?“
    „Sofort.“
    „So werde ich ihn mit mir nehmen, um ihn sogleich zu untersuchen. Ich führe meine Bestecks stets bei mir und hoffe, daß ich alles habe, was ich brauche.“
    Sternau ergriff die Hand des Patienten, und dieser folgte ihm mit der allergrößten Bereitwilligkeit. Emma ging unterdessen auf sein Zimmer und sank dort auf ihre Knie, um zu beten. Als sie dann in den Salon kam, waren bereits alle erwartungsvoll versammelt, um den Ausspruch des Arztes zu vernehmen. Dieser aber kam erst später. Er wurde sofort mit Fragen bestürmt.
    „Ich will Ihnen allen eine frohe Botschaft bringen“, sagte er lächelnd. „Ich werde Señor Helmers herstellen.“
    Ein lauter, vielstimmiger Ruf erscholl durch den Raum, dann fuhr Sternau fort:
    „Der Schlag ist ein außerordentlich kräftiger gewesen, aber er hat dennoch die Hirnschale nicht zertrümmert; doch unter derselben hat irgendein Bluterguß seinen Inhalt auf das Organ des Gedächtnisses ergossen, und so kommt es, daß der Patient alles vergessen hat, nur nicht das letzte, was er vom Leben fühlte, nämlich den Schlag. Er weiß, daß er totgeschlagen werden sollte, er hat den Hieb gefühlt und glaubt nun, daß er tot sei. Die sicherste Hilfe ist nur durch die Trepanation möglich. Ich werde die Hirnschale öffnen, um das ausgeflossene Blut zu entfernen, dann hört der Druck desselben auf die Hirnmasse auf, das Organ beginnt seine unterbrochene Tätigkeit, und in demselben Augenblick wird auch das vollständige Gedächtnis wiederkehren.“
    „Ist diese Operation lebensgefährlich?“ fragte Emma besorgt.
    „Schmerzlich, aber nicht lebensgefährlich“, tröstete er. „Wenn die Angehörigen des Patienten mir Vollmacht erteilen, werde ich morgen die Trepanation vornehmen.“
    Sie erklärten sich alle einverstanden, und Arbellez fügte lächelnd hinzu:
    „Und um das Honorar dürfen Sie nicht bange sein, Señor. Der Patient ist reich, steinreich; er hat aus der Höhle des Königsschatzes ein Geschenk erhalten, das ihn in den Stand setzt, sogar eine Trepanation zu bezahlen.“
    „Hoffen wir, daß die Operation ihn so weit herstellt, daß er seinen Schatz genießen kann“, entgegnete Sternau und ging wieder fort, um nach seinen Instrumenten zu sehen, die ja morgen sich in einem brauchbaren Zustand befinden mußten.
    Am Abend nach dem Nachtmahl fand eine Sitzung statt, in der der eigentliche Zweck der Reise erörtert wurde. Was Arbellez und Marie Hermoyes da erzählten, das bestätigte die Vermutungen, die Sternau bis jetzt gehegt hatte.
    Der brave Haziendero bot Mariano sofort seine Hacienda an, und in dem ganzen Hausstand war nicht ein einziger, der nicht überzeugt gewesen wäre, daß Mariano der richtige, wirkliche Graf Alfonzo sei.
    Nun nahte der nächste Tag, an dem die Operation stattfinden sollte. Sternau bat Helmers, Mariano und Arbellez, ihm zu assistieren, wies aber sonst jede Störung von sich. Um die Mittagsstunde begaben sich die vier Männer nach dem Zimmer des Patienten. Der Korridor, in dem dasselbe lag, war für jedermann verschlossen. Die ganze Bewohnerschaft des Hauses hielt sich beisammen, und jeder Gedanke und jedes ausgesprochene Wort waren ein Gebet um das Gelingen des großen Unternehmens.
    Zuweilen war es, als ob ein schmerzhaftes Wimmern oder ein lauter, schriller Ton durch das Haus ertöne, dann aber war alles wieder ruhig. Endlich nach langer Zeit kam Arbellez herab. Er sah bleich und angegriffen aus.
    „Wie steht es?“ kam ihm Emma entgegen.
    „Señor Sternau hat die besten Hoffnungen. Der Patient liegt in Ohnmacht. Du sollst kommen und bei ihm bleiben.“
    „Ich allein?“
    „Nein, in meiner Gesellschaft. Wenn er erwacht, darf er nur bekannte Gesichter sehen.“
    Sie folgte dem Vater. Droben im Korridor begegnete ihnen Helmers Bruder. Auch er hatte die Farbe des Todes.
    Als die beiden leise eintraten, stand Sternau über den Kranken gebeugt, um seine Pulsschläge und Atemzüge zu zählen. Als Emma in die fürchterlich ermatteten und entstellten Züge des Geliebten blickte, hätte sie geradezu aufschreien mögen, aber sie bezwang sich.
    „Señorita, setzen Sie sich so, daß er Sie sofort sieht, wenn er erwacht. Ich werde mich hinter

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