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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bestieg.“
    Cortejo schüttelte zornig den Kopf.
    „Ihr seid Toren und feige Mietlinge, ich mag nichts von Euch wissen.“
    „Wir werden es nachholen“, entgegnete der eine.
    „Ich brauche Euch nicht, Ihr könnt gehen. Für Eure unnütz verschwendete Mühe sollt Ihr jedoch ein kleines Geschenk haben. Hier habt Ihr zehn Pesos, teilt Euch darein und trollt Euch von dannen.“
    Die Hidalgos waren froh, so viel erhalten zu haben, und gingen. Josefa begab sich zur Ruhe, aber sie konnte nicht schlafen. Sie brütete Rache wegen ihrer verschmähten Liebe, kam aber zu keinem Entschluß, der der Stärke ihres Grimmes entsprochen hätte. Auch Cortejo schlief nicht. Er sann und grübelte einige Stunden lang und schien endlich zu einem Entschluß gekommen zu sein, denn er ging nach dem Stall und ließ satteln. Gegen Morgen verließ er die Stadt in nördlicher Richtung, und als Josefa am Vormittag nach ihrem Vater fragte, erfuhr sie, daß er auf einige Zeit verreist sei. –

SECHSTES KAPITEL
    Ein Wunderarzt
    „Es lag auf meinem Geist ein Alp,
Nicht zentner-, sondern bergesschwer.
Der Wahnsinn legt dicht und falb
Um mich sein ödes Nebelmeer.
    Ich bebte, dennoch war ich tot;
Es schlug mein Herz, doch fühlt' es nichts;
Und mitten in des Morgens Rot
Stand ich, beraubt des Tageslichts.
    Und nun ich endlich aufgewacht
Da hör' ich um mir fort und fort
Von früh bis spät, bei Tag und Nacht
Nur der Vergeltung blutig Wort.“
    Nicht einen Tag, sondern zwei Tage später hielten drei tüchtige, kraftvolle Pferde vor dem Palazzo des Lords, während drin in der Wohnung selbst Abschied genommen wurde.
    „Also wie lange gedenken Sie auszubleiben, Doktor?“ fragte Lindsay.
    „Wer kann dies unter den gegenwärtigen Umständen bestimmen?“ lautete die Antwort. „Wir kommen so bald wie möglich zurück.“
    „Das hoffe ich. Schont die Pferde nicht, es laufen ihrer tausende auf der Weide herum. Haben Sie noch einen Wunsch?“
    „Ja, Mylord. Man weiß nicht, was einem in diesem Land begegnen kann. Nehmen Sie sich, wenn sich meine Rückkunft verzögern sollte, meiner Jacht und ihrer Bemannung an.“
    „Das werde ich tun, obgleich ich nicht befürchte, daß ich Veranlassung dazu haben werde. Leben Sie wohl!“
    Sternau und Helmers saßen bereits zu Pferd, als Mariano noch immer oben an der Treppe stand und sich von Amy gar nicht trennen konnte. Endlich kam er, und nun ging es fort, zur Stadt hinaus, auf ganz demselben Weg, den zwei Tage vorher Cortejo eingeschlagen hatte.
    Sternau hatte vorgezogen, ohne Diener und Führer zu reisen. Er hatte eine Karte von Mexiko bei sich, die war ihr Führer, und obgleich keiner von den dreien diesen Weg bereits einmal zurückgelegt hatte, verirrten sie sich doch nicht ein einziges Mal. –
    Es mochte noch eine kleine Tagesreise von der Hacienda sein, als sie über eine mit einzelnen Gebüschinseln bestandene Ebene ritten. Sternau war der Erfahrenere von den dreien; es entging ihm kein gebrochener Halm, kein abgeknickter Zweig, kein von seinem Platz gestoßenes Steinchen. Da sagte er plötzlich, während sie lautlos dahinritten, zu seinen beiden Gefährten:
    „Wendet den Kopf jetzt weder nach rechts noch links, aber schielt einmal nach dem dichten Seifenbaumstrauch dort rechts am Wasser.“
    „Was gibt's?“ fragte Mariano.
    „Dort liegt ein Mensch auf der Lauer, und sein Pferd ist hinter ihm angebunden.“
    „Ich sehe nichts.“
    Auch Helmers versicherte dasselbe.
    „Das glaube ich. Es gehört Übung und Erfahrung dazu, in diesem Dickicht bereits von weitem einen Mann und ein Pferd zu unterscheiden. Sobald ich meine Büchse empornehme, tut ihr es auch, schießt aber nicht eher, als bis ich selbst schieße.“
    Sie ritten nun weiter, bis sie sich parallel mit dem Buschwerk befanden, da aber hielt Sternau plötzlich sein Pferd an, riß die Flinte vom Rücken und legte auf das Gebüsch an. Auch die beiden anderen folgten seinem Beispiel.
    „Holla, Señor, was sucht Ihr da drin an der Erde?“ rief er hinüber.
    Ein kurzes, rauhes Lachen erscholl, und dann hörte man die Worte:
    „Was geht das Euch an?“
    „Sehr viel“, antwortete Sternau. „Kommt doch einmal hervor, wenn Ihr so gut sein wollt!“
    „Ist das Euer Ernst?“ lachte es zurück.
    „Ja doch!“
    „Na, so will ich Euch den Gefallen tun.“
    Die Büsche teilten sich, und es trat ein Mann hervor, der in starkes Büffelfell gekleidet war. Sein Gesicht trug die Spuren indianischer Abstammung, aber seine Kleidung hatte den Schnitt,

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