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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Vorhang zurückziehen“, flüsterte Sternau.
    „Wird es lange dauern, ehe ihm das Leben wiederkehrt?“ fragte sie.
    „Höchstens zehn Minuten, und dann wird es sich entscheiden, ob das Gedächtnis wieder da ist. Warten und beten wir!“
    Sternau trat hinter den Vorhang zurück, und Emma setzte sich neben das Bett, während Arbellez in der Nähe desselben Platz nahm. So dehnten sich die Minuten zu Ewigkeiten aus, bis endlich, endlich der Patient die Hand regte.
    „Erschrecken Sie nicht“, mahnte Sternau ganz leise. „Nach meiner Berechnung wird er einen Todesschrei ausstoßen, weil er meint, erschlagen zu werden.“
    Der kluge Arzt hatte sich nicht getäuscht. Der Kranke regte sich mit einem Mal am ganzen Körper, lag einige Sekunden lang starr, und das waren die Augenblicke, in denen sein Denkvermögen wieder in Kraft trat. Nun stieß er einen Schrei aus, so entsetzlich, so schauerlich, daß selbst Arbellez zitterte und Emma sich anhalten mußte, um nicht zusammenzubrechen. Diesem Schrei folgte ein tiefer, tiefer Seufzer, und dann – dann schlug der Kranke die Augen auf.
    In diesen Augen hatte Monate lang keine Spur des Selbstbewußtseins gelegen, jetzt aber war es, als ob der Kranke aus einem Schlaf erwache; er blickte zunächst geradeaus, dann nach rechts, nach links.
    Hierauf stutzte er, und als sein Blick sich verschärft hatte, und auf Emma gefallen war, da öffneten sich auch die Lippen, und er sagte leise:
    „Emma! O Gott, mir träumte, daß mich dieser Alfonzo erschlagen wollte; es war in der Höhle des Königsschatzes. Ist's wahr, daß ich bei dir bin?“
    „Ja, du bist bei mir, mein Antonio!“ antwortete sie, indem sie seine Hand in die ihrige nahm.
    Da griff er nach dem verhüllten Kopf.
    „Aber doch tut mir der Kopf gerade dort, wo mich der Schlag traf, so weh“, sagte er. „Warum bin ich verbunden, Emma?“
    „Du bist nur ein wenig verletzt“, antwortete sie.
    „Ja, ich fühle es“, versetzte er. „Du wirst mir das erzählen, jetzt aber will ich schlafen, denn ich bin sehr müde.“
    Er schloß die Augen, und bald zeigte das ruhige Atmen seiner Brust, daß er in Schlaf verfallen sei. Nun trat Sternau wieder hervor und flüsterte mit freudestrahlender, triumphierender Miene:
    „Gewonnen! Es ist gelungen! Wenn das Wundfieber gut verläuft, so ist er vollständig hergestellt. Gehen Sie hinab, Señor Arbellez, und bringen Sie den Wartenden diese freudige Nachricht. Ich werde mit der Señorita hier wachen.“
    Der brave Haziendero eilte fort und versetzte mit seiner Nachricht alle Bewohner des Hauses in Freude und Entzücken. – – –
    Der Tag und die folgende Nacht verflossen sehr günstig, aber der Morgen brachte eine Unruhe, die sich allerdings nicht auf den Kranken bezog. Es erschien nämlich ‚Büffelstirn‘, der Häuptling der Mixtekas, fragte nach dem Haziendero und erzählte, als er zu diesem geführt wurde, daß jedenfalls ein Überfall der Hacienda geplant werde. Arbellez erschrak.
    „Da muß ich gleich Señor Sternau holen“, sagte er.
    „Señor Sternau? Den großen Fremden, den ich zu Euch brachte?“ fragte der Indianer.
    „Ja.“
    „Was soll dieser?“
    „Uns einen guten Rat erteilen.“
    Der Indianer machte eine Bewegung der Geringschätzung und fragte:
    „Was ist dieser Mann?“
    „Ein Arzt.“
    „Ein Arzt der Bleichgesichter! Wie kann er ‚Büffelstirn‘, dem Häuptling der Mixtekas, einen guten Rat geben?“
    „Dir soll er ihn nicht geben, sondern mir. Ihr sollt miteinander beraten, was zu tun ist.“
    „Ist er ein Häuptling des Rates im Kampf gegen die Feinde?“
    „Er ist ein kluger Mann. Er hat ‚Donnerpfeil‘ gestern in den Kopf geschnitten und ihm den Verstand und das Gedächtnis wiedergegeben.“
    Der Indianer erstaunte.
    „Mein Freund ‚Donnerpfeil‘ spricht wieder wie ein vernünftiger Mann?“ fragte er.
    „Ja. Er wird in wenigen Tagen gesund sein.“
    „So ist dieser Señor Sternau ein großer Arzt, ein kluger Medizinmann, aber ein Krieger ist er nicht.“
    „Warum?“
    „Hast du seine Waffen betrachtet?“
    „Ja.“
    „Hast du ihn reiten sehen?“
    „Ja. Ich sah ihn von weitem kommen.“
    „Nun siehe, er sitzt auf seinem Pferd wie ein Bleichgesicht, und seine Waffen glänzen wie Silber; das ist bei einem großen Krieger niemals der Fall.“
    „Du willst also nicht mit ihm beraten?“
    „Ich bin ein Freund der Hacienda, ich werde es tun, aber es wird keinen Nutzen bringen. Er mag geholt werden und kommen.“
    Arbellez

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