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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wem spielt er?“
    „Mit einem fremden Señor aus der Hauptstadt.“
    „Wie heißt dieser?“
    „Ich habe den Namen wieder vergessen.“
    „Cortejo?“
    „Ja.“
    „Sind noch andere Fremde bei euch?“
    „Noch sechs Señores, die vorhin erst kamen. Sie liegen bei den Vaqueros und spielen auch, aber nicht um silberne Pesos.“
    Jetzt galt es vor allen Dingen, die richtige Art und Weise zu finden, um Cortejo in die Hand zu bekommen. Einen Hausfriedensbruch zu wagen, davon konnte gar keine Rede sein, dennoch aber stimmte sowohl Sternau als auch Mariano dafür, direkt dem Haziendero vor das Haus zu reiten und zu sehen, was weiter zu machen sei.
    Man hatte noch eine tüchtige Viertelstunde zu reiten, ehe man die Hacienda zu Gesicht bekam, aber vorher schon bemerkte man von weitem einige dunkle Punkte, die draußen über die Ebene jagten.
    Als die Truppe dort ankam, trat ihnen der Besitzer entgegen.
    „Ah, Señor Arbellez“, sagte er, indem ein unbeschreibliches Lächeln um seine Lippen spielte. „Was verschafft mir dir so seltene Ehre, Herr Nachbar?“
    Da drängte Sternau sein Pferd vor und antwortete an Arbellez' Stelle:
    „Verzeiht, Señor! Ich bin hier fremd und suchte Señor Cortejo in der Hacienda del Elina. Ich erfuhr aber, daß ich zu Euch muß, um ihn zu finden. Ist er zu sprechen?“
    Das Äußere Sternaus machte einen solchen Eindruck auf den Haziendero, daß sein Lächeln verschwand. Er erhob den Arm, deutete hinaus in die Ferne und antwortete:
    „Tut mir leid, Señor. Cortejo ist vor kurzem aufgebrochen.“
    „Wohin?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Sternau nickte lächelnd vor sich hin. Es war ja leicht erklärlich, daß dieser Mann Cortejo nicht verraten würde. Es galt nur zu prüfen, ob er die Wahrheit gesprochen habe, als er sagte, daß Cortejo aufgebrochen sei. Darum fragte Sternau:
    „Würde es uns erlaubt sein, für kurze Zeit auf dieser Hacienda zu rasten?“
    „Gern“, antwortete der Mann. „Tretet näher, Señores!“
    Diese Einladung war Beweis genug, daß Cortejo nicht mehr anwesend sei.
    „Wer waren die Männer, die da nach Westen hinüber ritten?“ fragte Sternau.
    „Quien save – wer weiß es!“ antwortete der Haziendero.
    Es war seinem verschlagenen Gesicht recht gut anzusehen, daß er hätte antworten können, wenn er gewollt hätte. Sternau machte also kurzen Prozeß:
    „Lebt wohl!“ sagte er, indem er sein Pferd drehte. „Wir werden bald wissen, wer es gewesen ist.“
    Er sprengte davon, und die anderen folgten ihm.
    Sie schlugen dieselbe Richtung ein, in der sie den Reitertrupp bemerkt hatten; es war die Richtung nach der Schlucht des Tigers. Als sie den Wald erreichten, vermochten sie nur sehr langsam vorzudringen. Die Pferde hinderten das Fortkommen; auch mußten sie besondere Vorsicht anwenden, da die Gegner sich versteckt haben konnten, um die Verfolger aus der Verborgenheit heraus niederzuschießen. Sie gelangten jedoch glücklich an den Eingang der Schlucht. Hier ließ Sternau den Trupp halten, um die Spuren zu untersuchen. Er fand, daß die Vaqueros bereits hier gewesen waren, aber auch Spuren, die aus der Schlucht heraus in westlicher Richtung in den Wald hineinführten. Das war ganz sicher Cortejo mit seinen Leuten gewesen, und nun galt es, zu erfahren, wohin derselbe sich begeben habe.
    Aus diesem Grund folgte Sternau mit seinen Leuten diesen Spuren. Dieselben führten immer tiefer in den Wald hinein, schlugen eine südliche Richtung ein und traten in derselben aus dem Wald hinaus in die baumlose Ebene.
    Zur Sicherheit blieb man bis gegen Abend auf der Fährte und überzeugte sich während dieser Zeit, daß die Verfolgten die Absicht hatten, sich nach dem kleinen Städtchen El Oro zu begeben. Endlich hielt man beruhigt wieder inne, und Sternau sagte:
    „Wir können umkehren. Diese Leute sind uns wenigstens für einige Zeit ungefährlich. Sie haben eine Lehre erhalten, die sie sich merken werden.“
    „Ich werde Anzeige erstatten“, bemerkte der Haziendero.
    „Was wird dies Ihnen helfen?“
    „Nichts, ich weiß es wohl. Dieses von der Natur so reich gesegnete Land ist doch eins der unglücklichsten der Erde. Es wird von Parteien zerspalten und zerrissen, einer ist gegen den anderen, Gerechtigkeit ist nicht zu finden, es gilt das Recht entweder des Schlechteren oder des Stärkeren, und wer Genugtuung haben will, der muß sie sich selbst nehmen. Ja, laßt uns zurückkehren. Der Anschlag, der gegen uns gerichtet war, ist niedergekämpft worden, und man

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