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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zugeben, daß ich alles, was ich zu tun beschließe, recht wohl verantworten kann. Von dem Augenblick an, da Sie den Befehl Juarez' mißachteten, sind Sie Rebell, und Ihre Untergebenen haben nicht nur das Recht, sondern sie sind sogar verpflichtet, Ihnen den Gehorsam zu verweigern.“
    „Gut, so treten Sie aus; ich halte Sie nicht!“ knirschte der Kapitän.
    „Sie werden weder mich noch andere halten können, denn ich bin überzeugt, daß das Beispiel, welches ich gebe, nicht unfruchtbar sein wird.“
    „Man soll es wagen!“ brauste Verdoja auf.
    „Pah! Sehen Sie!“
    Der alte Wachtmeister hatte sich erhoben.
    „Auch ich erkläre, nicht länger unter Schurken dienen zu wollen“, sagte er, „und ich hoffe, daß sämtliche Kameraden dasselbe tun wie ich!“
    Verdoja erhob seine Stimme zu einem energischen Widerspruch, aber er wurde überboten durch den lauten, vielstimmigen Zuruf, mit welchem die Unteroffiziere und sämtliche Mannschaften erklärten, von Verdoja und Pardero nichts mehr wissen, den Leutnant aber als Kapitän haben zu wollen. Er wollte sich unter die Leute stürzen, wurde aber von den Vaqueros festgehalten. Als die Ruhe wieder hergestellt war, sagte der Leutnant:
    „Ich nehme die Führung der Schwadron an und werde die Offiziere nach der Reihenfolge ergänzen. Juarez wird meinen Bericht erhalten und bestimmen, ob dieses Interim Geltung behalten soll. Hiermit hat unser Ehrengericht seine Schuldigkeit getan; die Mordanstifter nebst ihren Komplizen aber übergeben wir zur Bestrafung denen, gegen welche ihre Anschläge gerichtet waren. Sie bleiben nebst allem, was ihr persönliches Eigentum ist, hier zurück, wir aber brechen innerhalb einer Viertelstunde nach Monclova auf.“
    Dieser Befehl wurde unter allgemeinem Jubel entgegengenommen. Man schaffte die Gefangenen nach ihrem Gewahrsam zurück, und der Leutnant begab sich nach seinem Zimmer, um seinen Bericht an Juarez schleunigst abzufassen und abzusenden. Dann nahm er herzlichen Abschied von den Bewohnern der Hacienda und sprengte mit seiner Schwadron davon.
    Als Verdoja sich mit Pardero wieder im Zimmer eingeschlossen sah, war sein Seelenzustand ein unbeschreiblicher. Sein Blut kochte förmlich in den Adern; er fühlte sich auf eine Weise gedemütigt, welche die grimmigste Rache herausfordert, doch hatte er Selbstbeherrschung genug, sich gegen Pardero nichts merken zu lassen. Dieser stand am Fenster und blickte hinaus.
    „Zwei Vaqueros stehen draußen“, sagte er, „bis an die Zähne bewaffnet. Man glaubt, wir möchten ausreißen. Aber, Verdoja, erklären Sie mir Ihr Verhalten!“
    „Wie?“ fragte dieser, scheinbar ruhig.
    „Wir sind auf eine geradezu unerhörte Weise gedemütigt worden, und Sie haben sich dem Beschluß gefügt. Ich beginne, an der Wahrheit dessen, was Sie mir sagten, zu zweifeln. Sie sprachen von hoher Protektion, von nachhaltiger Belohnung –?“
    „Pardero, soll ich Sie einen Schwachkopf nennen? Sehen Sie nicht ein, daß die ganze Sache nur eine vorübergehende Episode, ein allerdings unangenehmes Intermezzo ist, welches uns aber gleichgültig sein muß? Dieser neugebackene Kapitän hat allerdings das Recht, so zu handeln, wie er gehandelt hat, aber was wir heute verlieren, werden wir hundertfach wieder gewinnen. Ich habe den Befehl, gewisse Personen unter allen Umständen unschädlich zu machen, und dies wird geschehen, obgleich ich die gegenwärtige Unannehmlichkeit zu tragen habe. Der Lohn wird dann um so größer sein.“
    „Sind Sie dessen gewiß?“
    „Vollständig!“
    „Aber wie wollen wir Personen unschädlich machen, in deren Gewalt wir uns befinden! Sie können uns ja töten!“
    Verdoja hegte zwar dieselbe Befürchtung, aber er durfte es sich nicht merken lassen. Er gab sich Mühe, Pardero darüber zu beruhigen, was ihm schließlich auch gelang. Er wußte ganz genau, daß er bei Juarez nichts mehr zu hoffen habe; er wußte ebenso genau, daß er bei der Gegenpartei doch nur Mißtrauen und infolgedessen heimliche Beaufsichtigung finden werde, und so nahm er sich im stillen vor, vom Militärdienst ganz abzusehen und nur zweien Aufgaben zu leben. Die eine Aufgabe war, sich die Ländereien zu verdienen, welche Cortejo ihm versprochen hatte, und die andere richtete sich auf Emma, durch deren Besitz er sich schadlos halten wollte für die Verachtung, die ihm geworden war. Dabei bedurfte er der Hilfe; er mußte einen Gefährten haben, auf dessen Treue und Anhänglichkeit er rechnen konnte, und das sollte

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