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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pardero sein. Darum suchte er ihn zu umstricken; darum log er ihm vor, daß er auf einen höheren Befehl handele, und darum sagte er auch jetzt:
    „Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit dem, was geschehen ist. Der Dienst war mir ein Hindernis, meine schwierige Aufgabe zu erfüllen; nun ist dieses Hindernis beseitigt, und ich kann ohne Störung handeln. Wissen Sie, wie hoch Sie in meiner Schuld stehen, Pardero?“
    „Hm, es werden einige Tausend Silberpiaster sein.“
    „Die Sie mir niemals wiedergeben könnten, wenn Sie blieben, was Sie sind. Helfen Sie mir, meine Aufgabe zu lösen, so zerreiße ich Ihre Schuldscheine, und Sie haben noch extra auf Beförderung und Belohnung zu rechnen. Außerdem gibt es einen noch süßeren und angenehmeren Preis: Karja, die schöne Indianerin!“
    „Donnerwetter! Wenn Sie diese Versprechungen halten, so bin ich ganz der Ihrige!“
    „Sie können sicher darauf rechnen. Was die Befürchtung betrifft, daß man uns töten werde, so ist dieselbe vollständig absurd. Wir werden entlassen werden und dann handeln.“
    „Beabsichtigen Sie, die drei Señores Sternau, Mariano und Helmers zu töten?“
    „Ich soll sie unschädlich machen, also töten, denn nur der Tote ist unschädlich. Bis jetzt lag auch nur ihr Tod in meiner Absicht, aber nach dem, was uns heute angetan wurde, wäre der Tod eine viel zu gelinde Strafe für sie.“
    Es legte sich ein Zug wahrhaft diabolischer Freude um seinen Mund; er schwebte bereits im Vorgefühl seiner Rache, und auch Pardero sagte:
    „Da haben Sie allerdings recht. Die Schande, welche man uns heute bereitete, bedarf einer geradezu raffinierten Bestrafung. Was werden Sie tun?“
    „Ganz dasselbe, was sie jetzt mit uns getan haben; ich werde sie gefangen nehmen und sie an einen Ort bringen, an welchem sie alle Freuden dieser Gefangenschaft bis zur Neige auskosten können. Nicht weit von meiner Hacienda gibt es nämlich eine alte mexikanische Opferstätte; es ist das eine Pyramide, welche in ihrem Inneren von Gängen und Höhlen durchzogen wird, welche nur ich kenne; es ist das ein Geheimnis, welches sich nur in meiner Familie fortgeerbt hat. In diesen Höhlen werden die Gefangenen wohnen und verschmachten. In diese Höhlen werden wir auch die beiden Señoritas Emma und Karja bringen, und dort werden wir sie ja zwingen können, uns im reichlichsten Maß das zu gewähren, was sie uns verweigerten.“
    Dem leidenschaftlichen Pardero war diese letztere Verheißung die liebste.
    „Sie sind ein Teufel, Verdoja“, lachte er zynisch, „aber ein sehr angenehmer Teufel!“
    „Ja, wir werden die beiden Teufel sein, welche die zwei Engel überwinden. Doch werde ich hierbei nicht nur durch das Gefühl der Rache und Liebe geleitet, sondern es ist auch eine Berechnung, welcher ich folge. Man hat mir Großes versprochen, sobald ich die drei Männer unschädlich mache. Wird man das Versprechen halten? Ich bin überzeugt davon; aber in so unruhigen Zeiten, wie die jetzigen sind, muß man vorsichtig sein. Wenn ich die drei töte, und man verweigert mir den Lohn, so kann ich nichts machen, ich bin einfach der Betrogene, leben sie aber noch, befinden sie sich in meinem Gewahrsam, so kann ich kräftig auftreten und meine Bezahlung fordern. Sie sehen, daß ich sehr sorgfältig in meinem und Ihrem Interesse handle.“
    „Ja, Sie sind scharfsinnig, vorsichtig und schlau; das gibt mir Vertrauen zu Ihnen und läßt mich überzeugt sein, daß unsere Pläne gelingen werden. Sie können von jetzt an vollständig auf mich rechnen. Aber wir zwei sind doch nicht genug, drei starke Männer und zwei Mädchen zu entführen.“
    „Das macht mir keine Sorge. In unserem gesegneten Mexiko gibt es Männer genug, welche für eine Handvoll Silberdollars bereit sein werden, sich unter unser Kommando zu stellen.“
    „Und die Verfolgung? Denn verfolgen wird man uns!“
    „Pah, davor ist mir nicht im geringsten bange. Wir reiten durch die Wüste Mapimi, und dahin folgt uns keiner; darauf können Sie sich verlassen.“
    „Durch die Mapimi!“ sagte Pardero schaudernd. „Da gehen wir ja zugrunde!“
    „Keine Sorge. Ich kenne diese Wüste wie meine Tasche. Sie besteht nicht nur aus Staub und Felsen, wie man erzählt, sondern man stößt auch auf Wälder, in denen man genug Wasser und Früchte findet, um nicht zu verschmachten.“
    Während diese Männer ihren Anschlag besprachen, waren sie der Gegenstand einer Beratung, welche im Speisesaal stattfand. Man besprach sich darüber, was zu

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