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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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haben. Sie halten an. Horch, was sprechen sie?“
    Die vier Vorüberschreitenden hatten sich noch nicht sehr weit entfernt, als man die Stimme Verdojas hören konnte:
    „Halt, da sind wir! Hier hinein der eine und daneben der andere. Vorwärts!“ Es vergingen einige Minuten, ohne daß sich ein Geräusch vernehmen ließ, und dann hörte man Riegel klirren. Darauf kehrten die Schritte von zwei Männern zurück. Draußen vor der Tür des Ganges hielten sie an, und man versuchte zu öffnen.
    „Ah, er hat verschlossen“, lachte Verdoja.
    „Das hätte er nicht nötig gehabt!“ brummte der Wärter. „Nun müssen wir warten.“
    „Pah, er will nicht gestört sein von uns. Ich möchte ihn fast beneiden. Die Indianerin ist fast ebenso hübsch wie ihre Herrin und wehrt sich jedenfalls nicht so wie sie. Aber ich werde dieser Señora Emma schon noch Gehorsam beibringen. Übrigens fällt es mir gar nicht ein, auf Pardero zu warten. Er ist müde. Vielleicht schläft er bei seinem Liebchen ein, und dann wäre es ja Dummheit, uns hierher zu postieren, bis er erwacht.“
    „Aber wenn er zurückkehren will!“
    „So mag er warten.“
    „Er wird vielleicht in die Gänge laufen und sich verirren, oder etwas sehen, was er nicht zu sehen braucht.“
    „Wir verschließen die nächste Tür, dann kann er nur in diesen Gang gelangen und muß Geduld haben, bis wir ihn holen.“
    „Aber wenn er von seiner Zelle aus hinterwärts geht!“
    „So kommt er auch nicht weit. Die hintere Tür kann er nicht öffnen, denn er kennt das Geheimnis nicht. Komm, in einer Stunde holst du ihn.“
    Sie gingen, und die beiden Mädchen holten erleichtert Atem, denn es war ihnen nicht sehr wohl zumute gewesen bei dem Gedanken, daß sie ergriffen werden könnten. Sie lauschten, bis die Schritte verklungen waren, und dann fragte Emma:
    „Was tun wir jetzt?“
    „Wir befreien die beiden Señores.“
    „Wird dies gehen?“
    „Ich hoffe es. Dann sind wir zu vieren und brauchen uns nicht zu fürchten.“
    Sie entriegelte die Tür wieder, stieß sie auf, und die beiden Mädchen traten hinaus in den Quergang. Dort schritten sie vorwärts, bis sie an zwei Türen gelangten, welche nebeneinander lagen. Karja klopfte, aber es antwortete niemand. Auch als sie an die andere Tür klopfte, blieb es hinter derselben still. Da schob sie den Riegel zurück und ließ das Licht ihrer Laterne in das Innere der nun geöffneten Zelle fallen. Es beleuchtete eine männliche Person, welche, an zwei Ketten befestigt, auf dem Boden lag.
    „Señor Helmers!“ sagte sie, ihn erkennend. „Warum antworten Sie nicht?“
    Da klirrten die Ketten, denn der Steuermann machte eine Bewegung der freudigsten Überraschung. Er hatte nicht gesehen, wer der Öffnende sei, da Karja das Licht in die Zelle fallen ließ, selbst aber im Schatten stand. Jetzt aber erkannte er sie sofort an der Stimme.
    „Señorita Karja!“ sagte er. „Wie kommen Sie hierher?“
    „Wir haben uns befreit“, antwortete sie.
    „Wie? Wen meinen Sie noch?“
    „Señorita Emma.“
    „Ah! Ist sie mit bei Ihnen?“
    „Ja, hier bin ich“, antwortete Emma, als sie in die Zelle trat, um sich sehen zu lassen. „Diese mutige Karja hat Pardero getötet, ihm seine Waffen abgenommen und mich befreit. Nun sollen auch Sie erlöst werden.“
    „Gott sei Dank!“ rief er, tief aufatmend. „Aber ist Verdoja fort?“
    „Ja. Er kehrt erst in einer Stunde zurück.“
    „So haben wir Zeit. Señor Mariano liegt neben mir.“
    „Auch er soll frei sein“, sagte Karja. „Aber wie werden wir Ihre Ketten öffnen können? Wir haben keine Schlüssel zu den Schlössern.“
    „Oh“, meinte er, „es gibt gar keine Schlösser, sondern nur Vorsteckeisen, hüben und drüben an der Wand, sodaß ich sie nicht erreichen kann. Sehen Sie nach, Señorita!“
    Es war so, wie er sagte. Er lag auf dem Rücken und war mit einem jeden Arm vermittelst einer Kette an die betreffende Seite der Zelle befestigt. Diese beiden Ketten waren so kurz, daß sie die Arme auseinander hielten, sodaß weder der rechte den linken, noch der linke den rechten befreien konnte. Karja erkannte auf den ersten Blick, wie die Ketten gelöst werden konnten, und eine Minute später stand Helmers aufrecht und von den Banden befreit in der Zelle und streckte seine kräftigen Seemannsglieder, um die unterbrochene Zirkulation des Blutes wieder in Gang zu bringen.
    „Alle Wetter, ist das ein Glück bei allem Unglück!“ meinte er. „Aber zunächst wollen wir nicht

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