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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wie er wieder genannt werden kann, ‚Donnerpfeil‘, hatte nur noch drei Stunden Tag für sich, und diese wurden reichlich ausgenützt. Er sagte sich, daß die Räuber die Hacienda del Erina nach Mitternacht erst verlassen hatten; sie hatten also einen Vorsprung von ungefähr zwölf Stunden, und diesen hoffte er einzubringen. Er ließ, so lange es Tag war, die Pferde im Galopp gehen, und selbst als der Abend hereingebrochen war, brauchte er diese Schnelligkeit kaum zu vermindern. Die fünf Trupps der Räuber waren gewiß nicht so rasch vorwärts gekommen, sie hatten dann am Versammlungsort aufeinander warten müssen, während er den nächsten Weg einschlug und mit dem Auffinden ihrer Spur nicht viel Zeit zu verlieren hoffte.
    Diese Berechnung erwies sich als richtig. Er erreichte mit seinen Begleitern den jenseitigen Fuß des Gebirges zwei Stunden später, nachdem Verdoja mit seinen vier Gefangenen den Weg nach Westen durch die Mapimi eingeschlagen hatte. Dort fanden sie eine Spur, welche sich längs des Gebirges nach Norden zog. Sie stiegen ab und untersuchten dieselbe.
    „Sechs Pferde“, sagte ‚Donnerpfeil‘. „Es haben sich also zwei der Abteilungen bereits vereinigt, und ich hoffe, daß wir das Stelldichein der anderen bald erreichen.“
    Es dauerte kaum zehn Minuten, so erfüllte sich dieses Wort. Sie kamen an den Lagerplatz der Mexikaner und sahen aus den Spuren, in welcher Weise diese um das Feuer gruppiert gewesen waren. Die Stellen, an denen die Gefesselten langgestreckt gelegen hatten, waren sehr leicht zu erkennen. ‚Donnerpfeil‘ zeigte auf eine derselben.
    „Hier hat Sternau gelegen“, sagte er.
    „Woraus sehen Sie das?“ fragte Francesco.
    „Das ist sehr einfach“, erklärte der Gefragte. „Sternau ist ein erfahrener Westmann, der alle Schliche des Prärielebens kennt. Er hat sich denken können, daß die Räuber verfolgt werden, und darum sich Mühe gegeben, die Spuren so deutlich wie möglich zu machen. Hier hat er mit den Füßen gelegen; man sieht, daß er die Absätze seiner Stiefel mit Vorbedacht in den Boden gegraben hat. Hier rechts und links hat er die Ellbogen tief eingedrückt, und hier oben ist die deutliche Spur seines Kopfes. So handelt nur ein sehr umsichtiger Westjäger, und daraus schon würde ich schließen, daß Sternau es gewesen ist. Aber noch sicherer wird meine Vermutung durch die Länge der Körpereindrücke. Sternau ist der Längste und Stärkste; nur er kann hier gelegen haben.“
    „Das stimmt“, antwortete Francesco. „Aber was ist das hier?“
    Er zeigte auf mehrere sehr energische Fußeindrücke in der unmittelbaren Nähe der Feuerstelle. ‚Donnerpfeil‘ untersuchte dieselben.
    „Ah, hier hat Sternau gestanden“, sagte er; „das können nur die Eindrücke seiner Füße sein. Ein anderer stand gerade vor ihm, und die übrigen rund im Kreis. Was hat es da gegeben? Wenn er stehen konnte, so hat man seine Füße von den Fesseln befreien müssen. Sollte er einen Grund gefunden haben, der die Räuber nötigte, ihn loszubinden? Dann ist er ganz sicher entweder entkommen oder gefallen, denn ein drittes gibt es bei diesem unvergleichlichen Mann ja nicht. Wollen sehen!“
    Er forschte weiter, aber schon im nächsten Augenblick rief er:
    „Ich hab' es! Man hat ihm die Fesseln nicht nur von den Beinen, sondern auch von den Händen und Armen genommen. Er muß, er muß sich befreit haben!“
    Die beiden Vaqueros blickten den Sprecher erstaunt an. So etwas zu erkennen und zu behaupten, waren sie nicht im Stand.
    „Woraus erkennen Sie das?“ fragte Francesco.
    „Das will ich Ihnen sagen. Hier hat sich Sternau niedergekniet und der Mann auch, der ihm gegenüberstand. Sternau muß an diesem etwas untersucht haben; daneben liegt, außerhalb der Asche, ein erloschener Feuerbrand; man hat also dazu geleuchtet. Sternau ist Arzt; er hat einen Patienten vor sich gehabt. Dann haben sich beide wieder erhoben. Und nun seht, wie tief Sternau seine Fersen in den weichen Boden gegraben hat, und wie hingegen der andere den Boden mit den Fersen zuerst verlassen und die Zehen eingedrückt hat. Sternau hat eine Last in den Händen gehabt, er hat den anderen gepackt und emporgehoben. Die Richtung seiner Füße zeigt da hinüber. Ich wette um mein Leben, er hat diesen Mann emporgehoben und unter die anderen hineingeschleudert, um sich einen freien Weg zu bahnen!“
    ‚Donnerpfeil‘ umging die Feuerstelle und bückte sich auf die dortigen Spuren nieder.
    „Seht“, sagte er,

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