44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
„ich hatte recht. Hier sind wenigstens vier Mann zusammengebrochen; der eine wurde auf sie geschleudert. Dadurch entstand eine Bresche, durch welche Sternau entsprungen ist, das sieht man an den Eindrücken seiner Füße, die ich ganz deutlich erkenne. Er ist in weiten Sprüngen davongeflogen, jedenfalls dahin, wo die Pferde standen, denn er wußte ganz genau, daß er ohne ein solches nicht entkommen könne. Er wurde verfolgt, wie die anderen Eindrücke beweisen.“
Er schritt den Spuren nach, blieb aber nach fünf Schritten bereits stehen.
„Ah, hier hatte man die Gewehre zusammengelehnt; er hat eins derselben mit fortgerissen; er ist also bewaffnet!“
Es ging weiter, bis zu dem Ort, an welchem die Pferde gestanden hatten, und noch darüber hinaus bis dahin, wo die von Sternau getöteten Mexikaner begraben worden waren. ‚Donnerpfeil‘ erriet alles.
„Dieser Sternau ist ein Held, ein geradezu unvergleichlicher Held. Es ist mir unbegreiflich, wie es ihm gelingen konnte, so viele Männer zu töten.“
Mit diesen Worten gab ‚Donnerpfeil‘ dem Arzt das größte Lob, welches er erteilen konnte, da er ja selbst ein berühmter Savannenläufer war.
Jetzt ritten die drei den Spuren nach, welche zunächst nach Westen und dann nach Süden führten. Plötzlich aber bogen drei Pferde nach Osten zurück, während die Spuren der übrigen nach Westen führten.
„Was ist das?“ fragte ‚Donnerpfeil‘ sehr nachdenklich. „Wer hat sich hier von den anderen getrennt?“
Er untersuchte die Spuren der drei vereinzelten Pferde und sagte dann mit vergnügtem Nicken:
„Ein Teufelskerl, dieser Sternau! Von diesen drei Pferden waren zwei ledig und nur das eine besetzt; das sieht man aus der Tiefe der Hufeindrücke. Das ist Sternau gewesen, er hat zwei Tiere, welche den Getöteten gehörten, an sich genommen, um den Wechsel zu haben und also rascher vorwärts zu kommen. Dann ist er nach Osten zurückgeritten, um in den Rücken der Mexikaner zu kommen. Er ist also einen Kreis geritten und befindet sich hinter ihnen. Wir haben also sie und ihn vor uns.“
Er blickte bei diesen Worten, als müsse er die Verfolgten sehen, mit scharfen Augen nach Westen aus und sprang plötzlich einige Schritte vorwärts. Dort war, was ihm und den anderen bisher entgangen war, ein ziemlich großes Sandhäufchen errichtet worden. Das konnte kein Werk des Windes oder irgend eines Zufalles sein; das konnte nur ein Mensch getan haben.
„Das ist ganz sicher ein Zeichen von Sternau“, sagte ‚Donnerpfeil‘ erfreut. „Das müssen wir sogleich untersuchen.“
Er griff mit den Händen in das Häufchen und brachte nach kurzem Wühlen ein zusammengelegtes Papier hervor. Er faltete es auseinander und las:
„Ich bin entkommen, die anderen noch gefangen, aber gesund und wohl. Habe zwei Pferde und genug Waffen und Munition. Verdoja schlug mich im Hof nieder. Pardero und dreizehn Mexikaner waren bei ihm. Sie stiegen durch das Fenster des Lanzenreiters und überrumpelten die vier mit List. Man vergaß, meine Kleider zu untersuchen. Ich habe Papier und Stift bei mir und gebe dieses Zeichen. Die Gefangenen werden befreit werden, keine Sorge. Mir nur schleunigst folgen; ich werde meine Spur sichtbar machen.
Den – früh 9 Uhr. Sternau.“
„Hurra!“ rief ‚Donnerpfeil‘. „Jetzt ist alles gut!“ Sich zu dem einen Vaquero wendend, setzte er hinzu: „Francesco bleibt bei mir, nun wir aber Sicherheit haben, kehrst du mit den müden Pferden zurück und bringst Señor Arbellez diesen Zettel. Er wird ihm ein Trost sein. Sage dem Señor, daß wir nur eine Stunde hinter Sternau sind. Er war um neun Uhr hier, und jetzt ist es kaum zehn. Vorwärts! Rasch!“
Die Pferde wurden gewechselt; dann flogen ‚Donnerpfeil‘ und Francesco auf zwei ungebrauchten Tieren in voller Karriere nach Osten zu in die Mapimi hinein, immer auf der Spur, welche sehr deutlich zu erkennen war. Der Vaquero aber kehrte sehr gern um; es lag ihm gar nichts daran, die verrufene Wüste kennenzulernen.
Die beiden anderen ließen ihre Pferde nach Herzenslust ausgreifen. Diese mexikanischen Pferde ermüden, sobald sie ledig gehen, selbst durch den stärksten Tagemarsch nicht; die Tiere, auf denen ‚Donnerpfeil‘ und Francesco saßen, waren also so gut wie frisch und ließen die Entfernungen förmlich unter ihren Hufen verschwinden. Da aber Sternau jedenfalls auch die äußerste Schnelligkeit anwendete, so konnte er nicht in kurzer Zeit erreicht werden.
Der Vormittag verging
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