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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gegenwärtigen. Und dann gab Sternau seinen Bericht, dem die beiden anderen mit Spannung und Staunen folgten.
    Dabei aber wurde die Schnelligkeit nicht vermindert, und die Pferde hielten aus, bis es Nacht geworden war und man die Spuren der Räuber unmöglich mehr erkennen konnte. Dadurch wurden die drei Männer gezwungen, Halt zu machen. Zum Glück gab es an dieser Stelle einiges Gras, welches die Pferde abweiden konnten, Holz aber, um ein Feuer anzumachen, fehlte gänzlich, und so verbrachten sie die Nacht im Finsteren zu.
    Gesprochen wurde wenig. Es galt vor allen Dingen, auszuruhen, und erst als dies vorüber war und der Tagesanbruch bevorstand, meinte ‚Donnerpfeil‘:
    „Die Schurken werden die ganze Nacht geritten sein!“
    „Ganz sicher“, antwortete Sternau. „Sie wissen ja, daß ich ihnen folge. Jedenfalls machen sie erst jetzt, am Morgen, einen kurzen Halt, und diesen müssen wir benutzen, das Versäumnis der Nacht möglichst einzuholen.“
    In jenen Breiten gibt es keine Morgen- oder Abenddämmerung. Tag und Nacht gehen ohne eine Vermittlung in kürzester Zeit ineinander über. Sternau hatte seine letzten Worte noch im Finstern gesprochen, fünf Minuten darauf war es bereits heller lichter Tag, und die drei Reiter flogen wieder im Galopp über die Mapimi dahin.
    Wo die Südgrenze von Neumexiko und Arizona an den Rio grande del Nord stößt, gibt es im Süden dieses bedeutendsten Flusses Mexikos eine nur von wenig Bergzügen unterbrochene Hochebene, welche sich nach Ost und Nordost in die Weideländer der Comanchen-Indianer hinabsenkt. Die Hochebene selbst aber steht im Besitze der Apachen, welche in ewiger Todfeindschaft mit den Comanchen leben.
    Diese Comanchen waren nach Mexiko gerufen worden, um den Truppen der Regierung Unterstützung zu leisten. Sie waren diesem Ruf sehr gern gefolgt, denn sie hofften, mit reicher Beute zurückkehren zu können. Sie hatten sich zu mehreren Tausenden aufgemacht, aber nicht auf einmal und öffentlich, sondern sie hatten sich in Stämme geteilt und legten ihren Weg heimlich zurück, damit die Apachen, ihre Todfeinde, nichts davon merken sollten.
    Wohl eine Woche vor den bereits erzählten Ereignissen gab es im Süden des Nordpasses auf einer kleinen Prärie ein außerordentlich reges, wild bewegtes Leben. Es war die Zeit, in welcher die wilden Büffel ihre Wanderungen nach Norden antreten. Sie drängen sich da in hellen Haufen durch den Nordpaß, und da versteht es sich ganz von selbst, daß die angrenzenden Ebenen und Prärien von den Indianern besucht werden, die sich für den ganzen Winter mit Fleisch versorgen.
    Die Sonne stand bereits dem Horizont nahe und beleuchtete ein blutiges Schauspiel. So weit das Auge reichte, sah man kupferbraune Gestalten beschäftigt, ‚Fleisch zu machen‘, wie der Präriejäger sich ausdrückt. Zahlreiche Feuer brannten, über denen der saftige Braten zischte. Tausende von Schnüren und Riemen waren über Pfähle gezogen, und daran hingen lange, dünn und schmal geschnittene Stücke Büffelfleisch, um an der Sonne und in der Luft zu trocknen.
    Mitten auf dem Schauplatz dieses lebensvollen Bildes standen drei Zelte. Sie waren aus Büffelhäuten gefertigt und mit Adlerfedern geschmückt, ein sicheres Zeichen, daß sie berühmten Häuptlingen zum Obdach dienten. Zwei von ihnen waren jetzt leer. Vor der dritten aber saß ein alter Indianer, vom Kopf bis zum Fuß herab tätowiert. Er hatte seinen nackten Körper in ein gegerbtes Hirschfell gewickelt. Neben ihm lag eine lange Flinte. An seinem Körper sah man zahlreiche Narben, und die Haare seines Kopfes waren zu einem helmartigen Schopf verbunden, in welchem fünf Adlerfedern staken.
    Dieser Mann war das ‚Fliegende Pferd‘, einer der größten Häuptlinge der Apachen. Sein Haar war ergraut, und er hatte nicht mehr die Kraft, den mutigen Büffel zu jagen. Aber sein Herz war noch jung und sein Geist scharf; daher war er der Angesehenste am Beratungsfeuer, und sein Wort galt mehr, als die Stimmen von hundert tapferen Kriegern.
    Da er nicht mit jagen konnte, so saß er vor seinem Zelt und sah dem Schauspiel zu, welches ihm geboten wurde durch die Büffeljagd, zu welcher sich drei befreundete Stämme der Apachen vereinigt hatten.
    Die Ebene war vielfach durch einzelne oder zusammenhängende Büsche unterbrochen, und zwischen diesen grünen Inseln spielten sich die mutigsten Zweikämpfe zwischen Indianer und Büffel ab. Auch in der Nähe der drei Zelte stand ein dichtes Strauchwerk. Es

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