44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
Hände hin. Da zog der Großherzog seine gefüllte Börse und zählte sie ihm voll Goldstücke.
„Hier hast du fünfzig Dukaten.“
„Fünfzig Dukaten?“ sagte Kurt. „Das stimmt nicht!“
„Wie? Nicht?“ fragte der Großherzog.
„Nein, es ist zu viel, Hoheit.“
„Nun das übrige ist auch dein. Nimm es als Dank für die Künste, die wir heute von dir gesehen haben.“
Da blickte der Knabe dem Fürsten freudig bewegt in die Augen und fragte: „Ist das wahr, Hoheit?“
„Ja.“
„Und ich darf damit machen, was ich will?“
„Ja“, sagte der Großherzog gespannt.
„Nun, so bekommen meine hundertzwanzig Taler die Eltern, und das übrige erhält der Klaus.“
„Warum?“
„Der hat mir das Viehzeug nach Hause gefahren, der hat kein Holz, und vor einer Woche sagte mir seine kleine Anna, daß ihr der Bauch so weh tut, weil sie nichts zu essen haben.“
Das war nicht gewählt gesprochen, aber die Großherzogin zog den Jungen an sich und drückte ihm einen Kuß auf den Mund.
Nun wurde aufgebrochen. Da der Großherzog über Mainz fuhr, so erhielt der Staatsanwalt die Erlaubnis, sich ihm anzuschließen. Der Abschied der Herrschaften war ein herzlicher, und die Einladung auf morgen wurde abermals wiederholt.
Als die Wagen und Reiter verschwunden waren, stand der Hauptmann von Rodenstein vor dem großen Pfeilerspiegel, um zu sehen, wie ihm das Kreuz des Ludwigsordens stand, da trat der Forstgehilfe Ludewig herein.
„Nun, Herr Hauptmann, habe ich meine Sache gestern wirklich so schlecht gemacht, wie Sie sagten?“ fragte er.
„Kerl, du bist ein Prachtjunge!“ lautete die Antwort. „Statt der Nase diesen Orden. Himmeldonnerwetter, ist das ein Unterschied! Ich muß gleich zum Doktor gehen, um zu erfahren, was in seinem Zimmer gesprochen worden ist!“
Der Hauptmann fand den Doktor mit Rosa beisammen. Sie saßen traulich nebeneinander und schienen sich über denselben Gegenstand unterhalten zu haben, der den Hauptmann herbeiführte.
„Gott sei Dank“, sagte dieser. „Es ist eine große Ehre, diese Herrschaften bei sich zu sehen, aber heiß wird es einem doch dabei. Den Wirt greift es am meisten an, obgleich ich sagen muß, daß auch Sie ganz tüchtig gearbeitet haben, Doktor. Diese hohen Herren und Damen haben einen ganz gewaltigen Respekt vor Ihnen bekommen.“
„Ja“, nahm Rosa ganz glücklich das Wort, „man möchte fast sagen, daß er eine Schlacht gewonnen hat. Er hat sich die Achtung und das Wohlwollen von Personen erkauft, denen wir viel zu verdanken haben werden.“
„Ja“, entgegnete Sternau, „wir haben dem Großherzog alles erzählen müssen.“
„Und –“
„Er hat uns einen Rat gegeben, den ich schleunigst befolgen werde.“
„Welchen?“
Rosa errötete, Sternau antwortete:
„Ich werde baldigst abreisen, um Kapitän Landola aufzusuchen, vorher aber, so lautet der Rat der Hoheiten, sollen wir uns vermählen.“
„Donnerwetter. Ist dies so schnell möglich?“
„Ja. Der Großherzog will alle Hindernisse beseitigen und dann während meiner Abwesenheit Rosa unter seinen besonderen Schutz nehmen.“
„Oho! Sie steht jetzt bereits unter meinem Schutz. Sollte dieser etwa nicht ausreichen?“
„Gewiß, mein bester Hauptmann, aber Sie werden zugeben, daß in unseren eigentümlichen Verhältnissen die Protektion eines solchen Herrn für uns von großem Vorteil ist.“
„Zugegeben. Aber ob ich mir unsere liebe Gräfin entreißen lasse, das werde ich mir doch sehr überlegen.“ –
Am anderen Tag ritt Sternau mit dem Hauptmann nach dem Lustschloß, wo sie mit Auszeichnung empfangen wurden. Der erstere mußte von seinen Abenteuern erzählen, dann kam seine gegenwärtige Lage zur Sprache, und nun zeigte sich, daß der Großherzog bereits Schritte getan hatte, um ihm den Weg zu ebnen. Sternau erfuhr, daß die Vermählung bereits innerhalb einer Woche stattfinden könne, und die Hoheiten luden sich zu derselben ein.
Nun begann eine fleißige, freudige Tätigkeit auf Schloß Rheinswalden. Rosa wünschte, daß die Hochzeit in aller Stille vor sich gehe, und dieser Wunsch kam den Ansichten Sternaus entgegen.
Es war am Montag, wo der Großherzog zum zweiten Mal, dieses Mal aber ohne Gefolge, nach Rheinswalden kam. Nur die Großherzogin war bei ihm.
Man hatte im Saal einen Altar errichtet, und mit Hilfe der großherzoglichen Orangerie war der Raum in einen südländischen Blumengarten verwandelt worden. Der Hofprediger war bereits vor dem Fürsten angekommen, es war
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