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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gebracht?“
    „Ja.“
    „Haben Sie Ihre Eltern noch?“
    „Nein.“
    Diese Fragen wurden mehr aus Gewohnheit gesprochen, aber es sollte sich bald zeigen, welche Folgen sie hatten.
    „Auch keine Geschwister?“
    „Einen Bruder, Hoheit.“
    „Ist auch er ein Untertan von mir?“
    „Er ist in Hessen geboren, befindet sich aber in Amerika.“
    „Als was?“
    „Als – als – ich kann das wirklich nicht sagen, das Richtige ist wohl, wenn ich sage, daß er Jäger ist.“
    „Ah, Jäger! Das ist interessant! Wissen Sie nichts Genaues über ihn?“
    „Seit einem halben Jahr haben wir keine Nachrichten von ihm. Er hat sich als Squatter versucht, dann als Fallensteller, nachher ist er in die Goldminen gegangen –“
    „Und ein Millionär geworden“, lächelte der Fürst.
    „Das Gegenteil. Er verließ Kalifornien und wurde Cibolero. Er schrieb mir dieses Wort, aber ich weiß nicht, was es bedeutet.“
    „Der Herr Doktor wird es uns erklären“, sagte der Großherzog.
    „Ciboleros werden die mexikanischen Büffeljäger genannt“, antwortete dieser.
    „Auch da brachte er es zu nichts, da wurde er Gambusino.“
    „Goldsucher“, erklärte Sternau.
    „Dabei wurde er von den Comanchen gefangen. Er floh und nahm zur Strafe einen ihrer Häuptlinge mit –“
    „Ah!“ rief da Sternau schnell. „Einen Häuptling?“
    „Ja.“
    „Wissen Sie das gewiß?“
    „Ganz gewiß. Er hat es mir ja geschrieben.“
    „Haben Sie den Brief noch?“
    „Ja. Es steht auch der Name des Häuptlings darin.“
    „Ah, hieß er vielleicht Yo-ovuts-tokvi?“
    „Ein solch kauderwelsches Wort ist's, was da steht, aber dahinter steht in deutsch der Name der ‚Schwarze Wolf‘.“
    „Ja, ja. Yo-ovuts-tokvi heißt in der Utahsprache, die viele Stämme der Comanchen sprechen, der ‚Schwarze Wolf‘. Ist das möglich? Wie wunderbar!“
    „Was ist wunderbar?“ fragte Graf Walesrode.
    „Meine Herren, wir haben vorhin von einem berühmten weißen Jäger gesprochen, es wurden zwei Namen genannt, der meinige und der seinige, nun, unser Helmers ist der Bruder dieses berühmten Mannes.“ Das gab nun wieder eine Überraschung. Sogar der Großherzog sagte:
    „Heute ist ein ganz außergewöhnlicher Tag. Aber, irren Sie sich nicht, Doktor?“
    „Nein, Hoheit. Wenn der Bruder des Steuermannes wirklich den Häuptling der Comanchen entführt hat, so ist er derjenige, den wir meinten. Ich werde gleich den Beweis führen.“ Und sich an Helmers wendend, fragte Sternau: „Wenn Ihr Bruder den Namen des Comanchen genannt hat, so hat er Ihnen jedenfalls auch geschrieben, wie er selbst da drüben genannt wird?“
    „Ja.“
    „Nun?“
    „Er hat auch so einen indianischen Namen, und weil es der Bruder ist, so habe ich ihn mir gemerkt, daneben steht auch die deutsche Übersetzung.“
    „Nun, wie heißt er?“
    „Itinti-ka, das heißt ‚Donnerpfeil‘.“
    „Nun, meine Herren, habe ich recht oder nicht?“ fragte Sternau.
    „Außerordentlich! Wunderbar! Famose Geschichte!“ rief Graf Walesrode. „‚Donnerpfeil‘ habe ich gehört bei amerikanischem Gesandten.“
    „Und ich habe gesagt, daß ‚Donnerpfeil‘ auf indianisch Itinti-ka heißt“, meinte Sternau.
    „Das würde, wenn es eine Folge dieser interessanten Entdeckung gäbe, eine Fügung Gottes genannt werden müssen“, sagte die Großherzogin.
    „O, Hoheit, ich bin überzeugt, daß die Folge nicht ausbleiben wird“, entgegnete Sternau. „Ich glaube an Gott und habe tausendmal erkannt, wie seine Hand selbst die Entfernteste verbindet. Es war das damals eine ganz außerordentliche Geschichte, als ‚Donnerpfeil‘ als Gefangener entwich und sogar den ‚Schwarzen Wolf‘ mit sich entführte. Das war eine Heldentat, die geradezu in aller Munde lebte. Wenn Hoheit gestatten, so werde ich dieses hochinteressante Abenteuer morgen in Kranichstein erzählen.“
    „Ja, gewiß“, sagte der Großherzog. „Wir rechnen darauf, daß Sie kommen. Sie bringen natürlich hier unseren Rodenstein mit. Ich würde Sie heute um diese Geschichte bitten, aber unsere Zeit ist bereits längst abgelaufen. Ich wollte nur nicht scheiden, ohne die Eltern unseres kleinen Kurt gesehen zu haben. Komm her, mein Sohn!“
    Kurt trat näher heran.
    „Weißt du, welche Prämien auf den Wolf und auf den Luchs gesetzt waren?“
    „Ja.“
    „Nun?“
    „Zwanzig Taler und hundert Taler.“
    „Sie gehören dir. Komm', halte deine Hände auf.“
    Der Knabe streckte, übers ganze Gesicht lächelnd, seine beiden

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