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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Einladung annehmen. Die Frau des Advokaten hörte mit großer Freude, wer die Fremden seien, und tat alles mögliche, ihnen den Aufenthalt so angenehm als denkbar zu machen. Der Deutsche erzählte seine Erlebnisse und wurde infolgedessen geradezu mit Freundlichkeiten überschüttet. Er erfuhr, daß Lord Lindsay die Jacht nur deshalb verkaufe, weil er sie während seines voraussichtlich langen Aufenthaltes in Mexiko nicht brauchen könne, und Sternau erhielt sie für eine Summe, die klein genannt werden konnte.
    Nun ging es an die Ausstattung und Bemannung des Fahrzeuges. Diese letztere bestand außer Helmers aus vierzehn Matrosen, von denen einige die Maschine zu bedienen verstanden. Diese Matrosen nannten den bisherigen Steuermann Helmers ‚Kapitän‘, und Sternau bestätigte als Eigentümer diesen Titel.
    Die Jacht hatte bisher ‚The Fleeds‘ geheißen, wurde aber nun ‚Rosa‘ genannt!
    Der Advokat war behilflich beim Einkauf des Proviants, der Munition und der Waffen. Da es galt einen Seeräuber aufzufinden, so waren auch einige Kanonen nötig. Aus diesem Grund erhielt die ‚Rosa‘ sechs Bordkanonen und zwei drehbare Geschütze, sogenannte Drehbassen, von denen je eine am Vorder- und Hinterteil angebracht wurden.
    Das Fahrzeug hatte eine Schnelligkeit von achtzehn Meilen per Stunde und verbrauchte während dieser Zeit zweihundert Pfund Kohlen. Daher war es nötig, öfters anzulegen, um neuen Kohlenvorrat einzunehmen. Als erste dieser Stationen wurde der Hafen von Avranches in Frankreich bestimmt, und dann dampfte die Jacht den Clyde hinab, dem Meer entgegen und einem Ziel zu, das noch niemand bestimmen konnte. Nur war so viel zu vermuten, daß Kapitän Landola wahrscheinlich an der Westküste Afrikas zu suchen sei.
    Avranches liegt nicht unmittelbar am Meer, sondern auf einem Höhenzug, der die Seeküste überragt; aber ganz nahe schiebt sich die Bucht von Mont St. Michel in das Land, und von dem inneren Ufer derselben hat man kaum eine halbe Stunde zu gehen, um die Stadt Avranches zu erreichen. Auf einer Höhe an der Bucht stand damals einer jener hölzernen, kühn gebauten Leuchttürme, die an den gefährlichen Küsten der Normandie den Schiffen als Wahrzeichen dienen. Der Wärter dieses Leuchtturmes hieß Gabrillon, verkehrte nur selten mit den Menschen und galt für einen Sonderling. Er hatte weder Weib noch Kind, und nur eine alte, taube Frau hauste mit ihm auf dem Leuchtturm, den sie nur für kurze Zeit verließ, um den geringen Gehalt Gabrillons einzukassieren und dann die wenigen Einkäufe zu besorgen, die die Führung ihrer kleinen Wirtschaft nötig machte.
    Früher war es zuweilen vorgekommen, daß Fremde oder Einheimische den Leuchtturm besuchten, um von seiner Höhe aus einen Blick auf den ewig gleichen und doch stets wechselvollen Ozean zu genießen, aber seit einigen Monaten zeigte Gabrillon sich gegen solche Besucher so widerstrebend, ja geradezu grob, daß den Leuten die Lust zum Wiederkommen verging.
    Man forschte nach der Ursache dieses Widerstrebens, fand aber nichts. Nur einige alte Fischer, die sich mit nächtlichem Schiffhandel abgaben, behaupteten, das Nachts ganz oben auf der Galerie, die sich um das Lichtgehäuse des Leuchtturmes zog, eine lange, hagere Gestalt bemerkt zu haben, die in spanischer oder einer ähnlichen Sprache kurze, klägliche Laute ausgestoßen habe.
    Von dieser Zeit an meinten die abergläubischen Strandbewohner, der Wärter Gabrillon stehe mit dem Teufel oder anderen bösen Geistern, die ihn nächtlich besuchten, im Bund, und mieden ihn nun noch mehr, als sie es schon früher getan hatten. Nur der Maire (Bürgermeister) der Stadt dachte anders, denn Gabrillon war bei ihm gewesen und hatte ihm in seiner mürrischen, verschlossenen Weise gemeldet, daß er einen alten Vetter, der nicht so ganz richtig im Kopf sei, bei sich aufgenommen habe. Gabrillon hatte diese Meldung nicht umgehen können, und der Maire schwieg, weil es ihm Spaß machte, daß die Leute diesen verrückten Vetter in den Teufel verwandelten.
    Noch eine andere Neuerung hatte sich in Avranches vollzogen. Ein junger Arzt, der erst kürzlich hergezogen war, hatte eine Quelle untersucht, deren trübes, gelbes Wasser bisher nicht benutzt worden war, weil es einen außerordentlich üblen Geschmack besaß. Dieser Mann behauptete, daß es ein Mineralbrunnen sei, der verschiedene, sonst tödliche Krankheiten heile. Er analysierte das Wasser, sandte seine Analyse und eine Probe des Wassers an die Akademie der

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