45 - Die Banditen von Antares
ich finden konnte. Fweygo begleitete mich, um mich zu beraten. Doch letztendlich mußte ich mich mit ein paar gewöhnlichen tolindrinischen Braxtern zufriedengeben, in die ich jedoch kein Vertrauen setzte.
Natürlich trug ich noch immer Rapier und Main-Gauche umgeschnallt, den Jiktar und den Hikdar. Würden die ausreichen, fragte ich mich düster, falls ich auf das rotgewandete Ungeheuer stieß?
Woher auch immer diese ungewöhnliche Erscheinung stammte, sie war nicht mehr gesehen worden, möglicherweise existierte sie sogar nicht mehr. Man erfuhr auf den Hügeln immer, wenn in den Gräben etwas Außergewöhnliches geschah. Vielleicht hatte das Ungeheuer ja alle – von der Besatzung des Schwebers einmal abgesehen – in Stücke gerissen, eine wahrhaft furchteinflößende Vorstellung. Ich wußte nicht genau, ob Byrom das Wesen gesehen hatte, und hatte auch nicht vor, ihn schon jetzt danach zu befragen.
Das zügellos wütende Ungeheuer in dem roten Gewand verhieß Ärger. Ich versuchte, das djanverfluchte Ding aus meinen Gedanken zu verbannen, schnallte die Schwerter um und machte mich auf den Weg zu Cymbaros Tempel und Tirivenswatha.
Was mochte die junge Dame von mir wollen?
10
Ich wurde im Tempel Cymbaros des Gerechten nicht gebeten, meine Waffen abzulegen. Als höflicher und zivilisierter Mensch hätte ich eigentlich auch nichts dagegen gehabt; immerhin befand ich mich an einem klosterartigen Zufluchtsort. Doch ich konnte mich noch lebhaft an den blutigen Kampf zwischen Arkaden und Blumenbeeten erinnern, in den ich bei meinem ersten Besuch verwickelt worden war, und hätte deshalb vermutlich protestiert, falls die Priester eine derartige Bitte geäußert hätten.
Der junge Priester namens Logan lächelte, der Tiri und mich damals hineingelassen hatte. »Du bist willkommen, Drajak der Schnelle.«
Ich erwiderte den Gruß, und wir überquerten den äußeren Hof, wo der Frieden dieses Ortes geradezu körperlich zu spüren war. Er führte mich in ein einfach eingerichtetes Gemach, wo man auf einem kleinen Tisch Säfte und Früchte appetitlich angerichtet hatte. »San Paynor und Tiri werden gleich kommen. Ich bitte dich, mich zu entschuldigen. Andere Pflichten erwarten mich.«
»Selbstverständlich, San Logan. Und vielen Dank.«
Was auch immer die junge Dame von mir wollte, sie machten ein Ereignis daraus, soviel stand fest, bei Opaz.
Dann trat San Paynor ein, und mit ihm Tiri. Der San war so gekleidet, wie ich es erwartet hatte; er trug ein langes braunes Gewand. Auch der mit seltsamen Schnitzereien versehene Stab fehlte nicht, allerdings stützte er sich diesmal nicht mit seinem ganzen Gewicht darauf. Tiri jedoch überraschte mich. Sie hatte darauf verzichtet, ihre reizvollen Formen in einem Shamlak zur Geltung zu bringen. Das braune Gewand reichte ihr bis zu den Knöcheln. Ihre Füße waren nackt. Ihr Haar wurde von einer braunen Mütze mit vier Spitzen bedeckt. Sie trug keinen Schmuck.
Nachdem wir uns höflich begrüßt hatten, sagte San Paynor: »Ich muß mich nicht nur einmal, sondern zweifach bei dir bedanken, Drajak.«
»Ach ja?«
»Wir Anhänger Cymbaros verabscheuen den Kampf, kämpfen aber, wenn es um eine in Cymbaros Augen gerechte Sache geht. Deine Taten hier sind lobenswert ...«
»Ich wage es, dich zu unterbrechen, San«, unterbrach ich ihn, »denn dieser Dank ist völlig unnötig. Meine Taten waren erforderlich.«
Seine Lippen zuckten verräterisch. »In der Tat. Du kennst San Padria?«
Ich hatte San Padria und seinen Schützling Nath auf der Straße nach Bharang kennengelernt. Ein Paar Stiefel hatte seinen Besitzer gewechselt. Ich nickte und konnte mir denken, was nun kommen würde. »Jeder Dank ist unnötig«, sagte ich. »Wie ich seinerseits gesagt habe, muß ich im Gegenteil San Padria danken, daß er die Stiefel auf so gnädige Weise angenommen hat.«
Er lächelte wieder. »Ich glaube, Tiri hat in dir eine kluge Wahl getroffen.«
»Ja. Und wozu genau hast du mich ausgewählt, junge Dame?« In meinen Worten schwang etwas von der alten Prescot-Schroffheit mit.
Bevor Tiri antworten konnte, sagte Paynor: »Es gibt vieles, das dir über uns unbekannt ist. Tiri ist eine Tempeltänzerin, das stimmt. Aber sie ist zu Höherem bestimmt.«
Ich hatte schon sehr bald nach unserer ersten Begegnung gewußt, daß viel mehr in ihr steckte, als es den Anschein hatte. Die Art und Weise, wie sie gekleidet war, brachte mich einen schrecklichen Augenblick lang auf die Idee, daß sie in
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