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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieser Säbel genannt werden muß!“
    „Ich habe zwei.“
    „Aber das ist unehrlich! Du bist in der Waffe geübt und er nicht!“
    „Ich wiederhole, daß er so frech ist, mir die Wahl zu überlassen; er mag es büßen. Von einer Unehrlichkeit kann keine Rede sein.“
    „So gehst du auf Leben und Tod? Das ist schrecklich!“
    „Jammere nicht! Er hat mich tödlich beleidigt, indem er mich zur Erde warf, und da er auf keinen Fall im Regiment bleiben darf, so stelle ich die Bedingung, daß so lange gefochten wird, als bis einer von uns zweien entweder tot oder dienstunfähig ist.“
    „Das ist zuviel. Er hat dich geschont. Er konnte dich durch eine Ohrfeige entehren, wie du es mit ihm vorhattest. Ich muß dir das in Erinnerung bringen.“
    „Eine jede Erinnerung ist nur geeignet, mich in meinem Vorhaben zu bestärken. Gib dir also nicht die geringste Mühe mehr.“
    „Gut, es falle alles auf dein Gewissen! Und die Zeit und der Ort?“
    „Hm!“ machte Ravenow nachdenklich. „Hat er den Obersten gefordert?“
    „Ja, soeben.“
    „Was sagte dieser?“
    „Er verweigert die Genugtuung; ich werde mich sogleich zum Ehrenrat begeben.“
    „Ich begreife den Obersten nicht. Sein Verhalten scheint mir entweder feig oder wenigstens höchst inkonsequent zu sein. Er beleidigte den Fremden, läßt sich auf das schönste von ihm blamieren und weigert sich schließlich, zum Ausgleich der Waffen zu schreiten. Ich möchte, daß beide Fälle nebeneinander erledigt werden. Wenn das Ehrengericht sich für den Zweikampf entscheidet, akzeptiere ich denselben Ort und dieselbe Zeit, welche zwischen dem Obersten und seinem Gegner vereinbart wird. Im entgegengesetzten Fall aber werde ich meine eigenen Bestimmungen treffen. Hast du mir noch etwas zu sagen?“
    „Nein. Ich darf also in ‚kalter Höflichkeit‘ von dir scheiden. Adieu!“
    Er ging zum Major Palm, dem Ehrenrat, welcher versprach, die Angelegenheit sogleich in die Hand zu nehmen. Als er zu Kurt kam und diesem die Mitteilung machte, daß Ravenow sich für türkische Säbel entschieden habe, zuckte dieser höchst gleichmütig die Achsel und sagte:
    „Dieser Ehrenmann will mich beseitigen, auf alle Fälle und auf jede Art und Weise. Er kennt keine Schonung, und so mag er zusehen, ob ich vielleicht so großmütig bin, Nachsicht zu üben. Der Oberst ist ein Feigling. Es ist ganz unmöglich, daß das Ehrengericht sich gegen mich entscheidet. Er wird sich wahrscheinlich für Pistolen und eine weite Distanz entscheiden, und ich bin bereit, ihn zu schonen, die Festung ist Strafe genug für ihn. Wann kann ich die Entscheidung erwarten?“
    „Noch vor Anbruch des Abends.“
    „Sie werden mir die Nachricht bringen?“
    „Ja, noch bevor ich mich zur Soiree des Großherzogs nach Montbijou begebe. Das ist auch ein Streich, den man Ihnen gespielt hat. Sie waren berechtigt, eine Karte zu erhalten, man hat sie Ihnen vorenthalten.“
    „Lassen Sie das gut sein!“ lächelte Kurt. „Ich bedarf dieser Karte nicht, denn ich habe eine Privateinladung des Großherzogs.“
    „Ah!“ rief Platen. „Sie werden also auch kommen?“
    „Jedenfalls. Ich will Ihnen sagen, daß ich das Wohlwollen des Großherzogs besitze, er hat gehört, in welcher Art und Weise man mir entgegenkommt, und mir noch gestern abend, als ich nach Hause kam, erklärt, daß er die Soiree veranstaltet habe, um mir eine öffentliche Genugtuung zu geben.“
    Platen machte eine Bewegung des höchsten Erstaunens.
    „Glückskind!“ rief er. „Sie sind ein Günstling des Großherzogs?“
    „Er war mir stets freundlich gesinnt“, sagte Kurt einfach. „Übrigens ersuche ich Sie, keinem Menschen wissen zu lassen, daß ich kommen werde. Ich freue mich auf die Enttäuschung der Herren Kameraden, welche mich nur für einen unwillkommenen Eindringling halten. Sie können mir Ihre Nachricht also in Montbijou bringen, und ich werde Sie zur Revanche dafür dem Großherzog, dem Herzog von Olsunna, dem Lord Lindsay und einigen Damen vorstellen.“
    „Alle Himmel, welch ein Glück!“ meinte der Leutnant ganz begeistert. „Sie sind bei Gott ein Rätsel, aber ich gestehe, daß es gar nicht unvorteilhaft ist, Ihr Freund zu sein. Werden Sie mich auch der wundervollen Dame vorstellen, auf welche sich jene unglückliche Wette bezieht?“
    „Jawohl. Sie ist zwar die Enkelin des Herzogs von Olsunna, und ihre Mama ist die spanische Gräfin de Rodriganda, Sie werden beide aber einstweilen unter dem Namen Sternau kennenlernen. Für

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