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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Helmers?“
    „Bei Gott, er ist es! Du hast recht!“ antwortete dieser. „Wie kommt der Kerl in das Gefolge des Großherzogs!“
    Branden hatte noch immer den Mund offen, aber dennoch gelangen ihm die Worte:
    „Hole mich der Teufel! Fünf Orden und ein Verdienstkreuz! Bin ich behext?“
    „Und an seinem Arm die Kutscherstochter! Ich glaube, Branden, wir sind fürchterlich düpiert worden!“
    „Werden sehen, werden sehen! Seine Hoheit stellen jetzt die Herren vor. Horch! Ah, der Herzog von Olsunna nebst Miß Lindsay!“
    „Jetzt Lord Lindsay mit der Herzogin von Olsunna. He, Platen, haben Sie den Namen der schönen Dame gehört, welche der Großherzog selbst führt?“
    „Er stellte sie als ‚Frau Sternau‘ vor, aber das ist inkognito. Sie ist eine Gräfin de Rodriganda und die zukünftige Herzogin von Olsunna“, antwortete Platen, der sich der Namen aus der Unterredung mit Kurt entsann.
    „Horcht!“ meinte Branden nochmals. „Jetzt kommt der Leutnant. Hört! Ah, Leutnant Helmers und Fräulein Sternau! Was soll man da denken?“
    „Auch inkognito“, antwortete Platen. „Fräulein Sternau ist die Enkelin des Herzogs von Olsunna und die Duzfreundin des Leutnants. Ravenow hat sich von dem schlauen Diener eines Freundes Helmers arg mystifizieren lassen.“
    Ravenow stand dabei, hörte diese Worte und knirschte mit den Zähnen.
    „Donnerwetter! Was sagt jetzt der Großherzog zu unserem General, den Chef?“ fragte Branden.
    Platen lächelte und antwortete:
    „Er übergab ihm den Leutnant Helmers und dessen Dame und forderte ihn auf, beide den Offizieren des Gardekorps vorzustellen.“
    „Da soll mich gleich der Teufel holen, wenn ich schon so etwas erlebt habe!“ rief Branden ziemlich laut. „Das scheint ja ganz, als ob es auf eine großartige Genugtuung abgesehen sei, die dieser Leutnant erhalten soll!“
    „Das ist es auch“, bestätigte Platen. „Ich weiß aus ganz sicherem Mund, daß diese Soiree dansante nur Helmers wegen veranstaltet ist. Helmers ist ein Liebling des Großherzogs, und dieser letztere erteilt gegenwärtig den Herren Gardehusaren einen Verweis, der gar nicht eklatanter ausfallen kann. Ein Oberst hatte gestern den Namen des Leutnants vergessen; heute bekommt er und wir alle diesen Namen aus dem Mund des Chefs der ganzen Garde zu hören.“
    „Das ist noch nie dagewesen; das ist großartig, das ist pyramidal, auf Ehre!“ meinte Golzen. „Jetzt geht der Leutnant aus einer Hand in die andere. Jetzt kommt er zum Obersten. Horcht! Der Kerl hat etwas vor; ich sehe seine Augen blitzen.“
    Der Korpsgeneral trat soeben mit Helmers und Röschen zu dem Obersten. „Herr Oberst“, sagte er, „ich gebe mir die Ehre, Ihnen hiermit Fräulein Sternau und den Herrn Leutnant Helmers vorzustellen. Er tritt in Ihr Regiment ein, und ich empfehle ihn Ihrer freundlichsten Fürsorge.“
    Dem Oberst würgte es im Hals; er brachte kein einziges Wort hervor und konnte sich nur verbindlichst zustimmend verbeugen. Da wendete Helmers sich an den General:
    „Exzellenz“, sagte er, „wir haben Ihre Güte bereits zu sehr in Anspruch genommen; gestatten Sie, daß es der Herr Oberst an Ihrer Stelle unternimmt, mich mit den Herren weiter bekanntzumachen!“
    „Ein Teufelskerl! Ich ahnte so etwas; es lag in seinem Auge“, brummte Branden, der Adjutant. „Jetzt zwingt er den Oberst, den er gefordert hat, und der ihn nicht für satisfaktionsfähig hält, sein gestriges Verhalten zu desavouieren und ihn in aller Form uns vorzustellen.“
    Der General verbeugte sich und meinte freundlich:
    „Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen diesen Dienst zu erweisen; aber da Sie es selbst wünschen, so übergebe ich Sie dem Herrn Oberst.“
    Er ging, und nun mußte der Oberst wohl oder übel in den für ihn gewiß sehr sauren Apfel beißen. Auf seinen Wink traten die Offiziere seines Regimentes heran, und er sah sich zu der nicht angenehmen Arbeit gezwungen, dem von ihm so schwer Beleidigten die lange Reihe ihrer Namen zu nennen.
    „Ich danke, Herr Oberst!“ sagte Kurt kühl zu ihm, als dies beendet war. Dann trat er zu Platen, stellte ihn und Röschen einander vor und fügte hinzu: „Er ist mein Freund. Willst du ihn nicht dem Großherzog empfehlen?“
    Sie reichte Platen ihre Hand, die er an seine Lippen zog, und fragte:
    „Tanzen Sie, Herr Leutnant?“
    „Leidenschaftlich, gnädiges Fräulein“, antwortete er, indem ihm die Röte der Freude in das Gesicht stieg.
    „So mag Ihnen Kurt nachher meine Karte bringen,

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