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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Herzen geschehen. Aber darüber läßt sich ja an Bord noch sprechen. Jetzt wollen wir an das denken, was uns zunächst liegt.“
    Er öffnete die Handtasche und zog einige Weinflaschen nebst Gläsern und sodann die Bestandteile eines europäischen Frühstücks hervor. Beim Anblick dieser Gegenstände traten dem Grafen abermals die Tränen in die Augen, denn er erkannte, daß ihm tausenderlei versagt gewesen war, ohne daß er nur daran gedacht hatte, Dinge, so gleichgültig dem Glücklichen, dem Unglücklichen aber unendlich wertvoll, obgleich sie eigentlich gar keinen wirklichen, sondern nur einen eingebildeten Wert besitzen.
    Während dieses Nachtmahls wurden die Vorkommnisse von Zeyla erzählt und dann die für die nächste Zeit nötigen Dispositionen getroffen. Wagner verstand sich gern dazu, den Grafen, Bernardo und Emma nach Kalkutta zu bringen. Die beiden Somali blieben natürlich hier, erhielten aber aus dem Schatz des Sultans ein reiches Geschenk. Sie beschlossen, bis morgen im Versteck zu bleiben, um sich an der bevorstehenden Enttäuschung des Sultans und des Gouverneurs zu weiden.
    Bei dieser Gelegenheit fragte der Graf den Kapitän:
    „Was denken Sie wohl, ob ich dem Sultan seine Schätze zurückgebe?“
    „Das muß ich Ihnen überlassen“, war die Antwort.
    „So werden Sie mich vielleicht für einen Dieb halten, denn ich bin fest entschlossen, daß er nicht das Geringste zurückerhält.“
    „Ich zweifle ganz und gar nicht daran, daß ich an Ihrer Stelle ebenso handeln würde.“
    „Einen Grafen Rodriganda so lange Zeit zum Sklaven gehabt zu haben, das kostet Geld, meines braven Bernardo hier gar nicht zu gedenken, der natürlich auch seinen Anteil erhält. Außerdem bricht Not Eisen. Ich brauche nämlich eine ganz bedeutende Summe Geldes eines Zweckes wegen, von welchem ich jetzt der Kürze der Zeit zur Folge nichts erzählen kann. Später aber werden Sie dies erfahren und mein Vorhaben billigen.“
    „O bitte, Sie haben sich gar nicht zu entschuldigen!“ wehrte Wagner ab. „Der Tyrann ist eine solche Strafe wert. Was aber tun Sie mit Ihren Kamelen?“
    „Die behalten natürlich unsere beiden somalischen Freunde.“
    „So können wir vielleicht ihre Effekten holen lassen?“
    „Ja. Geschieden muß doch einmal sein.“
    Der Kapitän trat vor den Eingang und stieß einen Pfiff aus. Sogleich kamen die Matrosen herbei und begannen, die vorhandenen Sachen nach den Booten zu schaffen. Sie waren nicht wenig erstaunt, als sie die Höhle erblickten; noch mehr aber wuchs ihr Erstaunen, als sie die Schwere der Säcke bemerkten, welche sie zu transportieren hatten. Dennoch ahnten sie wohl nicht, daß sie Millionen in ihren Händen hielten.
    Endlich schied man von den Somali. Beide Parteien hatten einander gleichviel zu verdanken, und so war der Abschied ein herzlicher. Die Boote stießen vom Land, und nun erst fühlten sich die Flüchtlinge frei von Sorge und glücklich in vollen Besitz ihrer Selbstbestimmung.
    Als sie an Bord kamen, schliefen die Mohammedaner noch immer fest. Der Koch hatte die Kajüte des Kapitäns in dieser Zeit recht nett für Emma hergerichtet und sie in ein allerliebstes Damenboudoir verwandelt, und für den Grafen wurde auf dem Hinterdeck einstweilen ein Zelt erbaut.
    Nun konnte man bis zum Morgen ausruhen, was auch alle, mit Ausnahme der Deckwache, taten. Die Schläfer erwachten dennoch schon, als die Sonne im Westen dem Meer entstieg. Große Erregungen beherrschen den Körper so, daß diesem die Ruhe zur Unmöglichkeit werden kann. Nach einem kurzen Frühstück versteckten sich die Hauptpersonen des bisherigen Trauerspiels und die Mohammedaner wurden geweckt. Sie entrissen sich gähnend dem narkotisch festen Schlaf und ließen sich dann ihren Kaffee kommen.
    Während sie denselben schlürften, ging der Kapitän wie zufällig an dem Zelt des Sultans vorüber. Dieser nahm die Gelegenheit, ihn anzurufen:
    „Segeln wir heute wieder so langsam wie gestern?“
    „Möglich!“
    „So wirst du die Schurken nie fangen. Wir haben uns in dir geirrt!“
    „Du hast recht, nur in anderer Weise, als du denkst. Ihr schlaft, und ich arbeite. Ich habe sie heute in der Nacht gefangen.“
    „Allah il Allah! Ist es wahr? Heute in der Nacht?“
    „Ja.“
    „Es fehlt keiner?“
    „Gar keiner. Sogar der Somali ist dabei, welcher mit dem abessinischen Posten entflohen ist.“
    „Mit dem ist er entflohen? Bei Allah, es wird den beiden schlecht bekommen. Ich muß sie sehen, alle, alle! Ist die

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