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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seiner Familie, nach allem, was er treibt und tut. Vor allem möchte ich erfahren, welche Personen seines Haushaltes den Namen Sternau führen, und ob sich bei ihnen jemand befindet, der Helmers heißt.“
    „Das wird nicht schwer zu erfahren sein.“
    „Gewiß. Sodann werde ich Sie nach Mainz schicken, um eine sehr leichte Aufgabe zu lösen, welche sich auf einen Oberförster bezieht, den ich beobachten lassen möchte. Sie scheinen mir ganz dazu geeignet zu sein.“
    „Ah, Sie gehören wohl zur Polizei?“
    „Vielleicht“, antwortete der Gefragte mit wichtiger, geheimnisvoller Miene. „Doch habe ich auch ein wenig mit der hohen Politik zu tun. Ich will aufrichtig sein und Ihnen einiges anvertrauen. Ich hoffe, daß ich es ohne Gefahr tun kann.“
    „Richten Sie Ihre Mitteilungen so ein, daß Sie nicht Gefahr laufen können“, lachte Kurt.
    „Hm, ich bemerke, daß Sie ein kleiner Schlaukopf sind, und das spricht zu Ihren Gunsten. Sie wissen, daß wir im Jahre 1866 stehen, und daß Österreich von Preußen besiegt worden ist?“
    „Wer wüßte dieses nicht!“ sagte Kurt mit ernster Miene.
    „Nun, diese Frage war dumm, aber sie sollte als Einleitung dienen.“
    „Österreich ist also geschlagen und sucht nach einem Bundesgenossen, um die Scharte auszuwetzen.“
    „Diesen Verbündeten scheint es in Frankreich gefunden zu haben. Napoleon hat den Erzherzog Max zum Kaiser von Mexiko gemacht. Nun fragt es sich, ob diese Freundschaft von langer Dauer sein wird. England und Nordamerika wollen Max nicht anerkennen und zwingen Napoleon, seine Truppen zurückzuziehen. Max wird auf sich selbst und Österreich angewiesen sein, und dieses letztere ist durch den deutschen Krieg so geschwächt, daß es ihm unmöglich helfen kann. Das wird Mexiko benutzen, um den Kaiserthron umzustürzen. Dadurch werden und müssen in den gesamten politischen Kreisen Verwirrungen entstehen, welche jeder Staat für sich ausnutzen will. Sie finden darum am Hof des Siegers hier in Berlin zahlreiche geheime Emissärs, welche das Terrain zu rekognoszieren haben, um ihre Regierungen in den Stand zu setzen, den geeigneten Augenblick zu benutzen.“
    „Und ein solcher Emissär –“, fiel Kurt ein.
    „Nun?“
    „Sind auch Sie?“
    „Allerdings“, nickte der Kapitän.
    „Welche Regierung vertreten Sie?“
    „Das bleibt Ihnen zunächst noch Geheimnis. Ich machte Ihnen diese Mitteilung nur, um Ihnen zu zeigen, daß ich imstande bin, Ihnen eine Zukunft zu geben, wenn ich Sie geschickt und treu finde. Ihre nächste Aufgabe ist, alles auszuforschen, was mit dem Namen Olsunna in Verbindung steht.“
    „Und wenn ich dies getan habe, wie und wo kann ich Ihnen das Resultat mitteilen?“
    „Ich sehe, daß ich Ihnen aus meinem Namen kein Geheimnis machen darf, wie Sie mir aus dem Ihrigen. Übrigens werden Sie finden, daß ich Ihren Rat befolgt und Ihnen nur so viel mitgeteilt habe, als ich ohne Gefahr konnte. Mein Name ist Kapitän Parkert, und ich logiere im Magdeburger Hof. In dieses Gasthaus kommen Sie, sobald Sie mir irgend etwas mitzuteilen haben.“
    „Möglich, daß dies sehr bald geschieht“, sagte Kurt zweideutig.
    „Ich hoffe es“, meinte Parkert, sein Glas austrinkend. „Ich denke, daß es zu unserem beiderseitigen Vorteil sein wird, daß wir uns kennengelernt haben. Für den Fall, daß Sie recht bald etwas erfahren, muß ich Ihnen sagen, daß ich vor zwei Stunden nicht in meinem Gasthof zu finden bin. Adieu!“
    „Adieu!“
    Der Kapitän reichte Kurt die Hand hin; dieser jedoch tat, als bemerke er dieses nicht, und verbeugte sich bloß, vorsichtshalber aber wie ein Mensch, der nicht geübt ist, eine elegante Verneigung zustande zu bringen. Parkert ging, und Kurt blieb allein zurück.
    Wie kam es, daß dieser verschlagene Seeräuber so aufrichtig gewesen war? Hatte das ehrliche Gesicht des Offiziers ihn zu dieser unvorsichtigen Vertrauensseligkeit hingerissen? Oder war es auch hier wie so oft der Fall, daß der Bösewicht gerade dann, wenn er meint, seinen ganzen Scharfsinn angewendet zu haben, den größten Fehler macht?
    Diese Frage legte Kurt sich vor, doch ohne sie sich beantworten zu können. Eines aber sah er ein: Er mußte schleunigst die zwei Stunden benutzen, um im ‚Magdeburger Hof‘ das Terrain zu rekognoszieren. Hier handelte es sich nicht bloß um private, sondern auch politische Machinationen.
    Er erkundigte sich beim Wirt, wie das Gasthaus zu finden sei, bezahlte sein Bier und ging. Da er gesehen hatte, daß der

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