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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat?“
    „Gern.“
    „Ich werde Ihnen sehr erkenntlich sein!“
    „Darauf reflektiere ich nicht. Ich tue es Ihnen zuliebe, und weil ich ihn nicht leiden kann. Aber ich hatte vergessen, Ihnen zu sagen, daß er sich ausbedungen hat, daß Nummer dreizehn leer bleibe. Er bezahlt dieses Zimmer mit.“
    „Das dient mir zum Beweis, daß er sich mit Heimlichkeiten befaßt, welche mir von Wert sein dürften. Ah, wer ist das?“
    Es trat nämlich in diesem Augenblick ein Mann ein, bei dessen Anblick der Leutnant eine rege Überraschung nicht zu verbergen imstande war.
    „Das ist der Herr, welcher bereits einmal nach dem Kapitän gefragt hat. Ich sagte Ihnen bereits, daß er in einiger Zeit wiederkommen wolle.“
    „Und er hat also seinen Namen nicht genannt?“
    „Nein. Es scheint, Sie kennen ihn?“
    „Menschen sehen sich zuweilen ähnlich“, antwortete Kurt ausweichend. „Er nimmt die Weinkarte. Bedienen Sie ihn!“
    Das Mädchen trat zu dem neu angekommenen Gast, welcher sie fragte, ob der Kapitän bereits zurückgekommen sei. Als er hörte, daß dies noch nicht der Fall sei, bat er um eine Flasche Bordeaux, welchen er auch erhielt, und mit einer Miene eines Kenners kostete.
    „Er ist es wahrhaftig!“ dachte Kurt. „In dieser Weise trinkt nur ein Franzose den Wein seines Landes. Was aber will General Douai hier in Berlin? Sollten sich wirklich diplomatische Heimlichkeiten vorbereiten, von denen die preußische Regierung vielleicht nichts wissen darf? Ich muß diese Unterredung wirklich belauschen. Es ist leicht möglich, daß ich etwas erfahre, was von Wichtigkeit ist.“
    Es war keine Zeit zu verlieren, denn kam der Kapitän zurück, so war es zu spät. Darum gab Kurt dem Mädchen einen Wink. Sie nickte unbemerkt, tat, als ob sie die Tische abzuwischen habe, und kam dabei an den seinigen.
    „Ich muß hinauf“, sagte er leise. „Die Unterredung scheint eine wichtige zu werden, und darum ist es möglich, daß der Kapitän sich vorher überzeugt, daß niemand in Nummer dreizehn ist. Er kann den Schlüssel verlangen, darum darf ich ihn nicht behalten.“
    „So werde ich Sie einschließen. Aber er wird Sie ja sehen, sobald er in das Zimmer blickt!“
    „Ich verstecke mich im Kleiderschrank.“
    „Und wenn er diesen öffnet?“
    „Ich ziehe den Schlüssel ab.“
    „Können Sie von innen die Tür so fest zuhalten, daß er sie nicht aufbringt?“
    „Das wird schwierig sein. Gibt es hier vielleicht einen Bohrer?“
    „Ich will nachsehen. Der Hausknecht hat einen Werkzeugkasten.“
    „Gut. Geben Sie mir einen Wink, wenn Sie fertig sind, dann gehen wir nach oben, und Sie lassen mich wieder heraus, sobald der Mann dort fortgegangen ist.“
    Nach kaum einigen Minuten gab ihm das Mädchen, welches beim Hausknecht gewesen war, das verabredete Zeichen. Er bezahlte seine Zeche und tat, als ob er gehe.
    Er traf die Kellnerin draußen im Flur. Sie führte ihn nach Nummer dreizehn, gab ihm den Bohrer, schloß ihn ein und verließ ihn dann, indem sie den Schlüssel mitnahm.
    Er öffnete den Schrank, zog den Schlüssel ab und steckte ihn ein. Nun setzte er sich in den vollständig leeren Schrank und schraubte den Bohrer in die Innenseite der Tür fest ein. Dadurch erhielt er einen Handgriff, mit dessen Hilfe es ihm leicht war, die Tür so fest anzuziehen, als ob sie verschlossen sei.
    Der Schrank war breit und tief genug, um einen angenehmen Sitz zu gewähren. Nun wartete Kurt auf die Dinge, die da kommen sollten. Es verging eine Viertel-, eine halbe Stunde, ohne daß jemand sich hören ließ.
    Es verstrich noch eine halbe Stunde, da endlich waren die Schritte zweier Personen zu vernehmen, die den Korridor herabkamen. Ein Schlüssel wurde in das Schloß der Nummer dreizehn gesteckt und die Tür geöffnet.
    „Sie wohnen hier?“ fragte eine fremde Stimme auf französisch.
    „Nein“, antwortete ein anderer, an dessen Ton Kurt ihn sogleich als den Kapitän erkannte. „Ich wohne nebenan, habe aber dieses Zimmer mitgenommen, um sicher zu sein, daß ich nicht belauscht werde. Auch jetzt blicke ich herein, nur um mich zu überzeugen, daß sich niemand hier befindet. Man kann nie vorsichtig genug sein.“
    Er trat in das Zimmer, blickte unter das Bett, ebenso unter das Sofa und kam dann an den Schrank.
    „Der ist verschlossen“, sagte er, indem er versuchte, die Tür abzuziehen.
    Kurt verhielt sich dabei vollständig bewegungslos und hielt den Bohrer fest, so daß der Kapitän nicht zu öffnen vermochte.
    „Alles in

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