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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ordnung. Kommen Sie!“ sagte dieser zu dem anderen und verließ das Zimmer.
    Kurt hörte, daß sie nach Nummer zwölf gingen und dort sich niedersetzen. Das Geräusch, welches dabei durch die hin- und hergerückten Stühle verursacht wurde, erlaubte es ihm, den Schrank ungehört zu verlassen. Er setzte sich leise einen Stuhl an die Verbindungstür, nahm darauf Platz und begann zu horchen.
    „Sputen wir uns“, hörte er den Kapitän sagen, „ich habe nicht viel Zeit übrig, da ich anderswo erwartet werde. Man hat hier nicht die mindeste Ahnung, daß ich die Interessen Spaniens verfolge. Man hält mich vielmehr für einen Amerikaner, welcher im Rücken des Gesandten für die Vereinigten Staaten agiert. Das gibt mir Gelegenheit, mehr zu hören, als man mich anderenfalls wissen lassen würde. Ihr Avis habe ich gestern erhalten und Sie also heute erwartet.“
    „Aber meine Geduld doch ungebührlich lange auf die Probe gestellt“, meinte der Franzose in einem Ton, welcher erraten ließ, daß er nicht die Absicht hege, sich mit dem Kapitän auf die gleiche Stufe zu stellen. „Ich war bereits einmal hier und habe auch jetzt über eine Stunde gewartet.“
    „Wichtige Geschäfte, Exzellenz!“ versuchte der Kapitän sich zu entschuldigen.
    „Pah! Ihr wichtigstes Geschäft war, mich hier zu erwarten. Sie wissen, daß ich inkognito hier bin, daß niemand mich erkennen darf. Sie hatten dafür zu sorgen, mich nicht in die fatale Lage zu bringen, im Gastzimmer eines öffentlichen Hauses auf Sie warten zu müssen. Man kennt mich, es sind viele Porträts von mir verbreitet. Wie nun, wenn sich zufälligerweise jemand hier befunden hätte, der mich kennt, und dann ausgeplaudert hätte, daß General Douai in Berlin ist. Man weiß, daß ich in Mexiko gekämpft habe und vom Kaiser der Franzosen zurückgerufen wurde, um statt des Schwertes die Feder des Diplomaten in die Hand zu nehmen; man weiß ferner, daß mein Bruder der Erzieher des französischen Kronprinzen ist, daß man mir also nur Angelegenheiten von Wichtigkeit anvertrauen wird. Werde ich hier erkannt, so ist meine Mission verunglückt. Ich habe mit Ihnen, mit Rußland, Österreich und Italien zu verhandeln. Seine Exzellenz, der Minister des Auswärtigen, hat mich beauftragt, Ihnen ein Memorial zu überreichen, dessen Inhalt Sie darüber aufklärt, wie Sie sich infolge der zwischen mir und dem Leiter der Madrider Politik vereinbarten Abmachung hier zu verhalten haben. Hier ist es. Nehmen Sie gefälligst sofort Einsicht und sagen Sie mir, was Ihnen vielleicht unklar erscheint.“
    „Ich danke, Exzellenz.“
    Es trat eine längere Stille ein, während welcher Kurt nichts vernahm, als nur das Rascheln von Papier. Dann sagte der Kapitän:
    „Diese Paragraphen sind so deutlich, daß an eine Unklarheit gar nicht zu denken ist.“
    „Gut. Rekapitulieren wir! Der Kaiser hat diesen Schwächling Max zum Herrscher von Mexiko gemacht; Nordamerika, eifersüchtig darüber, verlangt, daß Frankreich seine Truppen aus Mexiko ziehe und Max seinem Schicksal überlasse –“
    „Spanien schließt sich dieser Forderung an –“
    „Allerdings. Es betrachtet sich ja als den alleinigen, rechtmäßigen Besitzer dieses schönen, aber von ihm verwahrlosten Landes. Der Kaiser ist erbötig, auf die Forderung Spaniens einzugehen, wenn dieses zu dem Gegendienst bereit ist, den er erwartet.“
    „Welcher ist es?“
    „Preußen will sich zum Herrn von Deutschland, von Europa machen; es muß gedemütigt werden, man muß Rache für Sadowa nehmen. Der Kaiser bereitet sich vor, Preußen den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Im Falle dieses unabweisbaren Krieges müssen wir sicher sein, daß unser Rücken gedeckt ist. Dieser Herr von Bismarck aber ist schlau und gewalttätig; er wird, um uns zu schwächen, Spanien auffordern, die Grenze zu besetzen. Wir jedoch dürfen unsere Heere nur dann mit Vertrauen marschieren lassen, wenn wir überzeugt sind, jenseits der Pyrenäen keine Feinde zu haben. Darum ist Napoleon nur dann bereit, seine Truppen aus Mexiko zurückzuziehen, wenn Spanien sich bei einem Krieg zwischen Frankreich und Deutschland neutral erklärt. Die diesbezüglichen Verhandlungen sind abgeschlossen und der Vertrag ist unterzeichnet. Sie haben eine Abschrift desselben in den Händen. Die Lage der Sache ist nun folgende: Frankreich marschiert gegen Deutschland oder vielmehr Preußen; Spanien bleibt neutral; Rußland unterstützt uns, indem es die Grenze Preußens besetzt und einen Aufstand

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