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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kriegsminister hat mir von Ihnen gesprochen. Sie sind sehr warm empfohlen, dennoch aber mag man es in gewissen Kreisen sehr kühn von Ihnen halten, in das Gardekorps eingetreten zu sein.“
    „Man hat mir dies bereits merken lassen, Majestät.“
    Ein leises, bedauerndes Lächeln ging über das offene Gesicht des Herrschers. „So haben Sie Ihre Visiten bereits absolviert?“ fragte er.
    „Ich habe meine Pflicht getan“, antwortete Kurt vielsagend.
    „Ich hoffe, daß Sie dieselbe auch weiterhin erfüllen. Wie aber kommen Sie zu einer Kleidung, die hier an dieser Stelle höchst unpassend erscheinen muß?“
    „Hier Majestät, meine Entschuldigung.“
    Er zog den Vertrag hervor und überreichte denselben mit einer tiefen ehrfurchtsvollen Verbeugung dem König. Dieser nahm das Schriftstück in Empfang, öffnete es und warf einen Blick darauf. Sofort nahm sein Gesicht den Ausdruck der größten Überraschung an, er trat ans Fenster, las und las, bis er zu Ende war, reichte dann die Blätter dem Grafen von Bismarck hin und sagte:
    „Lesen Sie, Exzellenz, lesen Sie! Es ist eine außerordentliche Mitteilung, welche uns da von diesem Mann gemacht wird.“
    Bismarck hatte bis jetzt ganz unbeweglich dagestanden und den Leutnant kaum mit einem oberflächlichen Blick beachtet. Jetzt nahm er die Schrift zur Hand und las sie. Kein Zug seines eisernen Gesichts verriet den Eindruck, welchen die Lektüre auf ihn machte. Als er geendet hatte, warf er den ersten, wirklich vollen Blick auf Kurt und fragte:
    „Herr Leutnant, wie kommen Sie zu diesem Dokument?“
    „Durch Diebstahl, Exzellenz“, antwortete der Gefragte.
    „Ah!“ lächelte der Minister. „Was nennen Sie Diebstahl?“
    „Die rechtswidrige Aneignung fremden Eigentums.“
    „So ist es sehr möglich, daß ich Sie vom Verbrechen des Diebstahls freispreche. Mir scheint, diese Papiere seien Eigentum Seiner Majestät und die Aneignung derselben ist vielleicht auf einem sehr gesetzmäßigen Weg geschehen. Wer war der bisherige Inhaber derselben?“
    „General Douai brachte sie einem Mann, welcher scheinbar ein Amerikaner, in Wirklichkeit aber ein Spion Spaniens ist.“
    „Wo befindet er sich?“
    „Hier in Berlin, im Gasthof zum Magdeburger Hof. Wenn Majestät und Exzellenz erlauben, bitte ich, den Vorgang, welcher mich in den Besitz des Dokumentes brachte, berichten zu dürfen.“
    „Erzählen Sie!“ gebot der König mit gespannter Miene.
    Kurt begann seinen Bericht. Er erwähnte, daß der Kapitän von einer ihm sehr werten Person als ein gefährlicher Verbrecher erkannt worden sei, weshalb er sich zu ihm in die Restauration begeben habe, um vielleicht zu erfahren, welche Absicht diesen Menschen nach Berlin geführt habe. Dann folgte das Übrige.
    Als er geendet hatte, trat der König mit raschen Schritten zu ihm; reichte ihm die Hand und sagte mit außerordentlichem Wohlwollen:
    „Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, Leutnant, ich danke Ihnen. Ich lobe es, daß Sie uns das Original gebracht haben und nicht eine Abschrift nahmen. Wir werden uns sofort der Person Douais und dieses Parkert bemächtigen. Doch wer ist die Person, welche in dem letzteren einen gefährlichen Verbrecher erkannte?“
    „Frau Sternau, die vormalige Gräfin de Rodriganda.“
    „Eine Gräfin Rodriganda jetzt eine einfache Frau Sternau? Wie kommt das?“
    „Majestät, dieser einfache Sternau ist jedenfalls der Sohn des Herzogs von Olsunna, welcher jetzt hier in Berlin wohnt.“
    „Das klingt ja höchst interessant!“
    „Es ist auch in Wirklichkeit so interessant, so ungewöhnlich, daß ich es wage, Eure Majestät zu bitten, einen kurzen Umriß der Geschichte dieser Personen gnädigst anzuhören.“
    „Sie haben sich ein Anrecht auf unseren Dank erworben, ich gebe Ihnen gern die erbetene Erlaubnis. Erzählen Sie!“
    Der König gab dem Grafen Bismarck einen Wink, mit ihm Platz zu nehmen. Sie taten es, und Kurt begann, einen kurzen, jedoch hinlänglichen Bericht von den Erlebnissen und Verhältnissen der ihm so nahestehenden Personen zu geben. Die hohen Herren hörten ihm mit immer wachsender Spannung zu. Als er geendet hatte, erhob sich der König in sichtbarer Erregung und sagte:
    „Das ist außerordentlich; das ist ja fast wie ein Roman! Fast sollte man behaupten, daß solche Dinge unmöglich seien! Sie sagen, daß Seine Großherzogliche Hoheit diese höchst interessanten Familien kennt?“
    „Allerdings. Sämtliche Bewohner von Schloß Rheinswalden hatten Zutritt am Hof,

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