Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
46 - Die Dämonen von Antares

46 - Die Dämonen von Antares

Titel: 46 - Die Dämonen von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
regennasser, verwaister Hof, über dem gegenüberliegenden Torbogen flackerte eine Fackel. Ich ging hindurch.
    Eine hohe, blau schimmernde Säule erschien aus dem Nichts. Hinter ihr waren noch die Konturen der Wand zu erkennen, doch sie verdichtete sich schnell, und die vertrauten Gesichtszüge Deb-Lu-Quienyins kamen zum Vorschein. Er lächelte nicht. Ich verspürte sofort neue Zuversicht.
    »Jak! Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Deb-Lu! Ich freue mich ehrlich, dich zu sehen ...«
    »Keine Zeit, keine Zeit. Hör zu.«
    Seine nächsten Worte erzeugten in mir das Gefühl, als hätte man mich mit einem Eimer Eiswasser übergossen. »Ling-Li hat dir gegenüber die Zauberer von Balintol erwähnt. Ihre wahre Macht ist uns unbekannt; wir wissen, daß ihr Kharma sehr stark ist. Außerordentlich stark. Sie werden mittlerweile bemerkt haben, daß ich mich hier im Lupu aufhalte. Sie werden nachforschen. Das heißt, unsere Besuche werden nur ganz kurz sein.« Die geisterhafte Erscheinung flackerte. »Wir wollen nicht, daß sie entdecken ...«
    Deb-Lus Worte wurden abgeschnitten, die blaue Strahlung verschwand unvermittelt. Ich blieb allein im Korridor zurück. Ich holte tief Luft. Das war eine ernste Angelegenheit. Wie ernst, konnte man schon daraus ablesen, daß Deb-Lu nicht wie sonst in Großbuchstaben gesprochen hatte.
    Da steckte noch mehr dahinter. Falls diese Zauberer von Balintol tatsächlich so mächtig waren, würden sie – unausweichlich – in die schrecklichen Auseinandersetzungen hineingezogen werden, die drohten, den ganzen Subkontinent in Brand zu setzen – falls es mir nicht gelang, ihnen ein Ende zu bereiten.
    Draußen ging der Regen mit verstärkter Wucht nieder, ein greller Blitz zerriß die Finsternis, und der grollende Donner brachte den Palast zum erzittern.
    Beim schwarzen Bauch und den leuchtenden Augen Makki-Grodnos! Ja, das waren schlechte Neuigkeiten, sogar verdammt schlechte; ich durfte mich von ihnen nicht daran hindern lassen, das zu tun, was ich zu tun hatte. Hier stand ich am Ende einer Reihe von Seitengemächern, die mit dem Hauptteil verbunden waren. Der Läufer des Deldars würde bald wieder in der Wachstube eintreffen. Vielleicht war es ihm ja gelungen, meine Botschaft an Quensella auszurichten. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall würde der Deldar wissen wollen, wo ich steckte. Ich mußte mich augenblicklich unsichtbar machen.
    Auf der Suche nach verräterischen Anzeichen der Geheimgänge – sie machen nicht auf sich aufmerksam, bei Krun! – streifte ich weiter durch die Korridore.
    Es waren ein paar Leute unterwegs, wie in den großen Palästen Kregens immer jemand unterwegs ist. Die Architektur war so großartig, wie es sich geziemte. Ich kam in ein riesiges Gemach, in dessen Mitte sich ein Teich befand. Im Wasser tummelten sich Voraychins, die den Voraysen schlechter Erfahrungen sehr ähneln; es sind häßliche Fische, die nur aus Kiefer und Zähnen bestehen und einen in zwei Hälften teilen können. Warum sich die Mächtigen dieses Landes solche Kreaturen in ihrem Heim hielten, ließ sich verstandesmäßig nicht nachvollziehen.
    Die Wände waren mit ehrfurchtgebietenden dunkelgrünen Vorhängen verhüllt, die Beleuchtung war gedämpft. Stimmen und Fußgetrappel auf dem Marmorboden verriet mir, daß es sich bei den Näherkommenden nicht um Sklaven handelte. Meine Aufmachung würde Interesse, wenn nicht Verdacht erregen. Ich gehörte nicht zur Palastwache und war auch kein Diener; was zum Teufel hast du dann hier zu suchen, Blintz?
    Ich drückte mich schnell in die Schatten der grünen Vorhänge.
    Die Personen, die wütend debattierend und gestikulierend vorbeigingen, gehörten zu jenen Mächtigen, an die ich noch eben gedacht hatte; sie wurden von ihren Wachen und Gefolgsleuten begleitet. Dienerinnen gingen mit gesenkten Köpfen und ernsten Mienen daher. Alle waren nach der neuesten, stutzerhaften caneldrinischen Mode gekleidet. Das waren also die Mitglieder des Rates, den die Regentin Chermina einberufen hatte. Das bedeutete, daß Quensella meine Botschaft erhalten hatte. Ich fühlte mich wie die Fliege auf der polierten Tischoberfläche, über der drohend die Fliegenklatsche schwebt.
    Sie gingen vorbei und diskutierten dabei noch immer erregt die Themen, die sie beschäftigten. Einige von ihnen waren sicher schlau genug, um zu erkennen, warum Chermina sie so überraschend herbeizitiert hatte.
    Ein Stück hinter ihnen kam eine muntere, in Spitze und Seide gehüllte junge Dame, die von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher