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46 - Die Dämonen von Antares

46 - Die Dämonen von Antares

Titel: 46 - Die Dämonen von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Sterne haben es anders bestimmt. Das ist mein Los.
    Ich umkreiste ihn, stach zu, duckte mich und wich zurück, parierte seine Klinge, zwängte sie beiseite, stach zu und verfehlte. Es war, als würde man gegen einen Schatten kämpfen. Und doch – er wurde müde. Blut sickerte ihm in einem dicken, schmierigen Rinnsal den Schuppenpanzer hinunter. Seine Reptilienaugen verloren ihren Glanz. Er reagierte immer langsamer.
    Dieser Kampf konnte nur auf eine Weise enden.
    Aber hatte ich überhaupt das Recht, ihn so einfach zu töten?
    Nur weil das Blut in seinen Adern eine andere Farbe hatte als in meinen? Reichte das als Grund und Rechtfertigung, um ihn niederzustrecken? Nein, das tat es nicht. Schrepims sind nur sehr schwer umzubringen. Sie klammern sich mit einer reptilienhaften Beharrlichkeit ans Leben, die trotz des Abscheus, den rotblütige Diffs ihnen entgegenbringen, Bewunderung verlangt.
    Jetzt war er in der Defensive, auf dem Rückzug. Ich ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er kämpfte noch immer klug und mit großer Erfahrung. Er trug die nächste Verwundung davon.
    Wir drehten uns im Kreis, während er versuchte, dem letzten, tödlichen Hieb zu entgehen. Er sprang zurück, ließ seinen muskulösen Schwanz auf den Boden schnellen und benutzte ihn als Stütze, auf der er eine Drehung von einhundertachtzig Grad vollführte. Dann lief er die Stufen zu C'Cherminas Thron hoch.
    Oben blieb er stehen, balancierte auf Zehen und Schwanz und hob das Schwert; er bot das vollkommene Abbild verzweifelten Widerstandes.
    Die Bleikugeln meiner kleinen Armbrust wären einfach von ihm abgeprallt wie die getrockneten Erbsen aus dem Blasrohr eines Kindes. Wir verharrten beide und starrten einander an.
    Der Schrepim fauchte. Aus dem breiten, bösartigen Mund kamen schrille Worte. »Ich wünschte, Ratishling der Schlängelnde würde dich umschlingen und dich zerquetschen, bis deine Eingeweide rauchen, Apim.« Er senkte das Schwert. Halb fiel, halb setzte er sich auf den Stuhl. Der Echsenkopf fiel ihm auf die Brust, schnellte jedoch sofort wieder trotzig in die Höhe. »Und doch, du verstehst zu kämpfen. Ich würde dir das Jikai entrichten, aber ich kann nicht mehr.«
    Ich hob meine Klinge zum Salut. Der Schrepim stellte für mich oder meine Pläne keine Gefahr mehr da. Ich holte ein paar Mal tief Luft. Den Gestank nahm ich dabei kaum wahr. Dann sah ich mich nach Jung-Wieselgesicht um, dem hochwohlgeborenen und mächtigen Prinzen Ortyg.
    Er befand sich nicht mehr in dem bedrückenden Gemach.
    Die Art, wie mich das Schicksal behandelte, trieb mich zur Weißglut. Ein schneller Blick zu C'Cherminas Thron verriet mir, daß der Echsenmann dort noch immer aufrecht saß, sein um das Stuhlbein gewundener Schwanz verhinderte, daß er fiel, sein ganzer Körper war mit dem grünen, schmierigen Blut bedeckt. Ihn umgab eine bemitleidenswerte Aura von Größe. Seine Reptilienaugen, die jeden Glanz verloren hatten, standen noch immer offen. Er hatte bereits die letzte, lange Reise angetreten, die ihn zu den Eisgletschern von Sicce bringen würde – oder wo auch immer die Echsen enden mögen.
    Wohin hatte sich das junge Prinzlein also aus dem Staub gemacht? Bei den schwarzen verfaulten Innereien und den schlaffen Hängebacken Makki-Grodnos! All die Mühen, der Schmerz und das Blut – und der Cramph war einfach geflohen.
    Was mich betraf, ich konnte hier auch nicht länger verweilen. Jeden Augenblick würden die Wachen hereinplatzen. Und so schenkte ich dem sterbenden Schrepim, der allein auf dem königlichen Thron saß und einen bizarren Anblick bot, einen letzten Abschiedsblick und machte mich auf den Weg.
    Ich benutzte nicht die Geheimtür. Ich ging an den roten Säulen vorbei und folgte der Richtung, in die Palfrey seinen Herren Dagert von Palen geführt hatte.
    Wie ich Freund Palfrey kannte, war dessen erste Tat an jedem neuen Ort die Suche nach einem Fluchtweg. Es bestand die Möglichkeit, daß Ortyg ebenfalls Dagerts Weg nach draußen benutzt hatte. Die wuchtige Architektur und das Übermaß an rokokoähnlicher Ausstattung, die in dem Korridor außerhalb des schwülen Gemachs herrschte, verrieten deutlich, welchen Stellenwert die Könige von Caneldrin sich selbst zumaßen. Ich schlich weiter, ohne jemandem zu begegnen. Außer den Wachen, denen ein schneller, ordentlicher Schluck und das Versprechen einer Belohnung in Gold neuen Mut eingeflößt hatte, waren alle in ihre Schlupflöcher verschwunden. Die Wachen würden durch den Eingang ins Gemach

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