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46 - Die Dämonen von Antares

46 - Die Dämonen von Antares

Titel: 46 - Die Dämonen von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Offensichtlich handelte es sich hier um eine Hohlsäule, in der eine Wache Posten beziehen konnte. Das Wieselgesicht verzog sich, bleich und schweißüberströmt. Die Augen hatten einen gehetzten Blick.
    »Komm da raus, mein Junge.« Ich sprach ganz ruhig.
    Er fing an, wild mit den Armen herumzufuchteln, und stolperte hinaus, wobei er beinahe gefallen wäre, hätte Dagert ihn nicht gestützt. Er schrie zusammenhanglose Worte: er sei ein Prinz, wir alle würden mit abgeschlagenen Köpfen enden. Ich nickte Dagert zu, und er zog ein Taschentuch hervor und verschloß den nichts als Unsinn von sich gebenden Mund. Ich verspürte eine gewisse Zufriedenheit. Immerhin hatte diese seltsame neue Beziehung, die ich mit Dagert und seinem Diener Palfrey eingegangen war, mit einem eindeutigen, wenn auch kleinen Erfolg begonnen. Was die Zukunft brachte, wußte allein Opaz.
    Jetzt mußten wir nur noch einen Weg aus diesem Deren finden und Prebaya so schnell wie möglich verlassen.

15
     
     
    »Komm schon, Palfrey, du Fambly! Trödel da nicht rum!«
    Der arme Palfrey rückte den schweren Sack auf seiner Schulter zurecht, keuchte ein »Ja, Notor!« und bemühte sich mit aller Kraft, den Anschluß nicht zu verlieren. Dagert ging mit hoch erhobenem Kinn weiter, die linke Hand auf dem Rapiergriff, der personifizierte, befehlsgewohnte Edelmann. Ich marschierte einen Schritt hinter ihm, wie es sich für einen Cadade gehörte. Wir hatten ein leerstehendes Schlafgemach gefunden, und ich hatte versucht, mich so gut es ging von dem grünen Echsenblut zu reinigen. Jetzt waren wir ein Adliger und ein Kapitän der Wache, die beide dem Palastpersonal bekannt waren und von einem Diener begleitet wurden, der einen Teil ihrer Besitztümer trug.
    Der Sack mit unseren Besitztümern enthielt natürlich den gefesselten und geknebelten Prinzen Ortyg von Tolindrin.
    Und so marschierten wir unbehelligt durch den königlichen Palast von Prebaya. Was wirklich zufriedenstellend war.
    Meine Hauptsorge bestand darin, der neue Erste Ratgeber M'Marmor könnte überall verbreitet haben, daß hier ein flegelhafter Raufbold durch die Gänge schlich, der sein empfindliches Khibil-Gemüt aufs äußerste beleidigt hatte. Wir hatten erfahren, daß der zweite Schrepim aufgespürt und mit Armbrustbolzen gespickt worden war. Dieser Vorfall und die Panik, die er ausgelöst und die den Palast beinahe in ein Irrenhaus verwandelt hatte, hatte offenbar dafür gesorgt, daß jedes Wort vom M'Marmor untergegangen war. Auf jeden Fall verließen wir den Palast, ohne daß sich uns jemand in den Weg stellte.
    Die morgendlichen Sonnen sandten ein nebliges, apfelgrünes und zartrosafarbenes Licht aus. Der während der Nacht gefallene Regen hatte die Atmosphäre gesäubert, und die süße Luft Kregens mit ihrem verschwenderischen Duft war allgegenwärtig. Nicht einmal der Rauch von den Kochfeuern für das erste Frühstück konnte die Luft verpesten – zumindest nicht an diesem Morgen. In der ganzen Stadt stiegen dünne Rauchsäulen auf. Es herrschte völlige Windstille. Wir gingen mit hoch erhobenen Köpfen daher, und unsere Schwerter schwangen mit unseren weit ausholenden Schritten mit. O ja, alles war in bester Ordnung – zugegeben, der arme Palfrey hinkte mit Prinz Ortyg im Sack über der Schulter hinterher.
    »Gib ihn mir, Dom«, sagte ich schließlich. Palfrey reichte mir dankbar den Sack. Er richtete sich auf, stöhnte und hielt sich das Kreuz. »Aua! Ich bin verkrüppelt. Mein Rückgrat ist verbogen!«
    »Hör auf zu jammern, du großer Fambly!« schnauzte Dagert, ohne sich umzusehen. »Oder ich verbiege dir dein Rückgrat, bis es die Form eines Kreises angenommen hat!«
    Palfrey erinnerte sich an unsere früheren Begegnungen und schnitt eine Grimasse, die soviel bedeutete wie: Hör dir den Notor an, natürlich meint er das nicht ernst. Das heißt, vermutlich nicht.
    Die Frühaufsteher hatten in den dunklen Murs vor Sonnenaufgang bereits die Märkte für den Tag vorbereitet, bald würden die Diener ihre Einkäufe tätigen. In der kurzen Zeit dazwischen waren nur wenige Leute auf den Straßen.
    Eine Wachabteilung marschierte auf einer Querstraße vorbei, und wir warteten ruhig, bis sie weg war. Auch sie hatte ausschließlich aus Söldnern bestanden. Als ich mich einmal erkundigt hatte, warum die hiesigen Adligen grundsätzlich nur Paktuns als Leibwächter einstellten, hatte man mir keinen vernünftigen Grund nennen können, sondern nur halbherzige Erklärungen gegeben.

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