46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
wird, haben wir einen Trupp von fast tausend Jägern und feindlichen Apachen aufgerieben, und endlich ist uns auch ein General der Union, ein gewisser Hannert in die Hände gefallen, welcher Juarez Geld bringen sollte.“
Der Haziendero hatte Mühe, seinen Schreck zu verbergen.
„So haben Sie das Geld?“ fragte er.
„Natürlich.“
„War es viel?“
„Man schreibt mir, daß es viele Millionen seien.“
„So gratuliere ich abermals, Señor Capitano.“
„Ich danke, Monsieur. Es steht ja gar nicht anders zu erwarten, als daß wir an allen Orten siegen müssen. Unsere glorreiche Armee hat an allen Orten der Erde ihre Schule erhalten. Wir haben in Afrika, Asien und Amerika gesiegt; Europa zittert vor uns; ein Juarez und ein Haufen wilder Apachen wird von uns einfach niedergetreten und zermalmt.“
Da trat ein Unteroffizier ein, welcher einen einfach und harmlos aussehenden Mann geführt brachte. Er meldete:
„Mein Kapitän, dieser Mann ist soeben angekommen; er gab vor, mit dem Besitzer sprechen zu wollen.“
Während dieser Meldung war das Auge des Hauptmanns auf den Unteroffizier gerichtet. Dadurch gewann der Fremde Zeit, dem Haziendero einen unbemerkten Wink zu geben. Arbellez verstand diesen Wink allerdings nicht, aber er sagte sich, daß der Mann eine Absicht, welche den Franzosen verborgen bleiben solle, herbeiführte und beschloß, sich danach zu verhalten.
Der Offizier wendete sich an den Mann:
„Wir sind hier auf Etappe, und dürfen also nicht jeden frei passieren lassen. Wer bist du?“
„Ich bin ein armer Vaquero, Señor“, antwortete der Gefragte.
„Woher?“
„Aus der Gegend von Castañola.“
„Was willst du hier?“
„Mein Herr hat Unglück gehabt. Einige seiner besten Herden sind ihm mit den Büffeln davongegangen, und er braucht nun nicht mehr so viele Hirten als vorher. Er hat eine Anzahl derselben entlassen, und ich bin leider auch dabei. Ich kenne Señor Arbellez als einen Mann, der gut bezahlt und seine Leute gut behandelt, darum kam ich her, um zu fragen, ob ich nicht bei ihm in Dienst treten kann.“
„Hast du eine Legitimation, einen Entlassungsschein, ein Zeugnis?“
Ein eigentümliches Lächeln ging über das Gesicht des Mannes, aber er antwortete bescheiden:
„Señor, das mag in Frankreich so gehalten werden, in Mexiko aber fragt man nicht nach solchen Dingen. Wollte ich ein Zeugnis verlangen, so würde ich ausgelacht.“
„Ja, ich habe mich leider nicht nach euren Gebräuchen, sondern nach meiner Instruktion zu richten. Ich darf hier nur solche Leute zulassen, welche sich legitimieren können.“
Da legte sich der Haziendero in das Mittel. Er kannte den Mann nicht, sagte aber doch: „Señor, bei diesem Mann ist eine Legitimation unnötig.“
„Warum?“
„Ich garantiere für ihn.“
„So kennen Sie ihn?“
„Ja.“
„Das ist etwas anderes, Señor. Kennen Sie auch seinen Namen?“
Der Haziendero beschloß, den ersten besten Namen zu nennen.
„Natürlich!“ antwortete er. „Dieser Vaquero heißt Pablo Robando. Sein Bruder hat bei mir im Dienst gestanden, und ich bin sehr mit ihm zufrieden gewesen.“
„So haben Sie vielleicht die Absicht, ihn zu engagieren, Monsieur?“
„Allerdings.“
„Gut, ich gebe Ihnen meine Erlaubnis dazu und werde seinen Namen in die Hausstandsliste, welche ich über die Hacienda zu führen habe, eintragen.“
„Ich danke Ihnen, Monsieur, und bitte um Verzeihung, daß ich Ihnen solche Mühe bereite.“
„Ah, wenn man weiter keine Mühe hätte“, sagte der Offizier, indem er sich zum Gehen erhob, „so wäre es sehr bequem und leicht, Etappenkommandant zu sein. Was ich Ihnen noch sagen muß, ist, daß ich vielleicht recht bald Abschied von Ihnen zu nehmen habe.“
„Das würde mir unendlich leid tun, Señor!“ zwang sich Arbellez zu sagen.
„Es scheinen Truppenzusammenziehungen bevorzustehen, vielleicht eines großen kräftigen Vorstoßes wegen. Es wurde mir in dem Brief der Befehl, mich bereit zu halten.“
„Ist dies bald zu erwarten, Señor?“
„Heute und morgen noch nicht. Es vergehen ja Tage, ehe ein Befehl aus Chihuahua oder Cohahuila hier anlangen kann. Adieu jetzt, Señor!“
Er ging. Es war ihm gar nicht eingefallen, daß der große Truppenvorstoß und seine eigene Marschbereitschaft mit den erfochtenen Siegen, von denen er erzählt hatte, nicht so recht in Einklang zu bringen seien.
Jetzt befanden sich Arbellez und Marie Hermoyes mit dem angeblichen Vaquero allein.
„Nun, mein
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