46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Freund, ich hoffe, daß du mit mir zufrieden bist“, sagte der Haziendero zu ihm. „Ich habe deinetwegen eine Unwahrheit gesagt, was ich sonst niemals tue.“
„Ich danke Euch, Señor“, antwortete der Mann. „Ich denke, diese kleine Unwahrheit rechtfertigen zu können. Es war nicht gleichgültig, zu sehen, daß Eure Hacienda von den Franzosen besetzt ist.“
„Du wußtest das nicht?“
„Nein. Und als ich es erfuhr, glaubte ich doch nicht, von den Franzosen förmlich verhört zu werden. Eine Legitimation, ein Zeugnis, in Mexiko. Es ist unerhört.“
Der Mann lachte herzlich, und Arbellez stimmte ein.
„Nun sage mir aber auch, wer du bist“, meinte der Letztere.
„Mein Name ist Armandos, Señor. Ich komme aus Oaxaca.“
„Aus Oaxaca? Ah, wo jetzt der helle Aufstand herrscht?“
„Ja. Ihr habt doch von General Porfirio Diaz gehört?“
„Viel, sehr viel, mein Freund. Er ist der tüchtigste und bravste General, den es jemals in Mexiko gegeben hat, und ein ehrlicher Mann dazu, was leider eine Seltenheit ist.“
„Nun, so wißt Ihr vielleicht auch, daß Diaz die Fahne gegen Frankreich erhoben hat.“
„Ich weiß es. Wie man erzählt, ist er siegreich gewesen?“
„Ja. Diaz hat überhaupt noch nie ein Treffen verloren. Er faßt die Franzosen im Süden des Landes an und wünscht nun, daß Juarez im Norden losbreche.“
„Wenn Gott nur geben wolle, daß dies möglich wäre.“
„Warum sollte dies nicht möglich sein? Diaz hat mir wichtige Depeschen anvertraut, welche ich dem Präsidenten bringen soll.“
„Ah, so bist du ein Bote des Generals?“ fragte Arbellez erstaunt.
„Ja, Señor. Ich komme aus dem Süden und bin in einer Tour bis hierher geritten.“
„Mann, das ist ein Meisterstück.“
„Da habt Ihr recht. Es war nicht wenig Schlauheit und Vorsicht nötig, um unentdeckt durch die von den Feinden besetzten Provinzen zu kommen. Ich bin vor Anstrengung halb tot und bedarf einen oder zwei Tage der Ruhe. Ihr wurdet mir als ein guter und treuer Patriot geschildert, und so beschloß ich, Euch um Gastfreundschaft anzusprechen.“
„Daran hast du sehr recht getan. Du bist mir willkommen, und ich denke, daß für dich und deine Depeschen nichts zu befürchten ist, trotzdem du bei mir mitten unter Franzosen bist. Soll ich sie dir verwahren?“
„Was?“
„Die Depeschen.“
„O nein, Señor. Das ist nicht notwendig. Sie sind bei mir so gut versteckt, daß sie niemand finden wird. Ich danke Euch sehr für Euren guten Willen.“
„Es war gut gemeint, wo gedenkst du, Juarez zu treffen?“
„In El Paso del Norte.“
„Dort ist er nicht mehr.“
„Wo sonst?“
„Ich weiß es nicht. Der Capitano hat vorhin die Nachricht erhalten, daß der Präsident aus El Paso vertrieben worden ist.“
„Durch wen, Señor?“
„Durch die Franzosen.“
„Der Teufel soll sie holen. Nun wird meine Aufgabe doppelt schwer.“
„Das ist sehr richtig, lieber Freund. Wie willst du erfahren, wo Juarez sich befindet?“
„Ich muß nach El Paso und hoffe, es dort zu hören.“
„Dies ist aber sehr gefährlich für dich.“
„Ich bin die Gefahr gewohnt, Señor.“
„Das will ich glauben. Wärst du furchtsam, so hätte Diaz dir nicht eine so sehr wichtige Angelegenheit anvertraut. Bist du gut beritten?“
„So leidlich, aber mein Pferd ist durch den weiten Ritt sehr heruntergekommen.“
„Nimm dir aus meiner Herde ein besseres.“
„Ich danke Euch, Señor, und werde Euer Verhalten gegen Juarez zu rühmen wissen. Wollt Ihr mir sagen, wo ich mich hier aufzuhalten habe?“
„Das kommt ganz auf dich an. Bist du wirklich nur ein Vaquero?“
„Hm! Ich mußte mich für einen solchen ausgeben.“
„Gut, so mußt du dich auch in dieser Rolle zeigen. Ich habe dich in Dienst genommen; du wirst also bei meinen Vaqueros sein. Sie liegen entweder in einem Raum des Erdgeschosses oder draußen vor dem Hause.“
„Wird man mich ungehindert heraus und hinein passieren lassen?“
„Jedenfalls. Da du als Vaquero auftrittst, darf ich dich auch nicht bedienen lassen. Für Speise und Trank werden deine Kollegen sorgen. Hast du sonst einen Wunsch, so brauchst du ihn mir nur mitzuteilen.“
„Ich danke Euch, Señor. Ich brauche nichts, als Ruhe und ein besseres Pferd. Beides habt Ihr mir bereits gewährt, ich bin zufrieden.“
Er zog sich zurück. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sagte Marie:
„Wißt Ihr, Señor, daß Ihr Euch da in eine gefährliche Sache eingelassen
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