46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
war. –
Einige Tage später trabte ein Reiter durch die Ebene, welche am rechten Ufer des Guanabal liegt. Man hat von diesem Fluß aus gar nicht mehr weit bis zur Hacienda del Erina.
Der Mensch sah verstaubt und angegriffen aus, und auch sein Pferd schien ermüdet, als ob es einen weiten Weg und eine große Anstrengung hinter sich habe. Und dies war auch wirklich der Fall, denn dieser Reiter war kein anderer als jener Vaquero, welcher im Fort Guadeloupe gewesen war, um Señorita Resedilla zu Pedro Arbellez einzuladen.
Er hatte sich am Morgen nach dem Kampftag auf den Weg gemacht, um seinem Herrn, noch ehe die anderen auf der Hacienda eintrafen, die Nachricht zu bringen, daß aller Gram zu Ende sei, indem die so lange Zeit Beweinten noch am Leben und sogar auf dem Heimweg seien.
Er war glücklich, diese Nachricht bringen zu können, und spornte sein Pferd trotz der Müdigkeit desselben zur Eile an. Aber der Nachmittag verging, und erst am Abend gelangte er in die Nähe der Hacienda.
Jetzt gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte geradewegs bis vor das Tor, welches er verschlossen fand. Er klopfte laut an.
„Wer ist draußen?“ fragte eine fremde Stimme.
Er nannte seinen Namen.
„Kenne ich nicht“, brummte es drinnen.
„So bist du wohl erst kurze Zeit hier?“ fragte der Vaquero von außen.
„Ja.“
„Nun, so mache nur auf. Ich bin Vaquero des Señor Arbellez und komme von Fort Guadeloupe, wo wir die Franzosen geschlagen haben.“
„Fort Guadeloupe? Die Franzosen geschlagen? Ja, da bist du einer der Unsrigen. Komm herein.“
Das Tor wurde geöffnet und hinter dem Vaquero wieder verschlossen. Er blickte sich nicht groß um, es war ja dunkel, daher bemerkte er nichts von den Veränderungen, die seit seiner Abwesenheit hier vorgegangen waren.
Er sprang vom Pferd, ließ es, wie er es gewöhnt war, frei laufen und begab sich zunächst nach dem Raum, im Erdgeschoß, wo sich die Vaqueros aufzuhalten pflegten. Er wollte diesen zeigen, daß er zurückgekehrt sei, und sich dann hinauf zu Arbellez begeben, um diesem Bericht zu erstatten.
Er öffnete die Tür und blieb erstaunt stehen, als er den Raum mit fremden, bewaffneten Männern erfüllt sah. Auch er wurde sofort bemerkt.
„Holla, wer ist das?“ rief einer. „Wohl wieder ein neuer?“
Er wurde angefaßt und hereingezogen. Er sah sich ganz verblüfft im Kreise um und wurde deswegen ausgelacht.
„Das Pulver hat er nicht erfunden“, meinte der vorige Sprecher. „Kerl, um für Cortejo zu kämpfen, bedarf es anderer Männer als du bist.“
„Cortejo?“ fragte er ganz erstaunt.
„Ja. Oder kommst du um einer anderen Ursache willen?“
„Natürlich.“
„So. Zu wem willst du denn?“
„Zu meinem Herrn natürlich.“
„Ganz recht. Aber wer ist denn dein Herr?“
Das Gespräch schien sich in ein Verhör verwandeln zu wollen. Die anderen hörten zu.
„Señor Pedro Arbellez“, antwortete der Gefragte.
„Pedro Arbellez? Das war der vorige Besitzer der Hacienda, ja.“
„Der vorige?“ fragte der Vaquero ganz betroffen. „Gibt es denn jetzt einen anderen?“
„Natürlich. Weißt du das noch nicht?“
„Kein Wort weiß ich. Wer ist es denn?“
„Cortejo.“
„Cortejo? Cortejo aus Mexiko?“ fragte der Vaquero erschrocken.
„Ja, Señor Pablo Cortejo aus Mexiko.“
„Donnerwetter.“
„Kerl, ich glaube, du erschrickst. Paßt dir dieser Señor nicht?“
„Ah, ich möchte nur wissen, auf welche Weise er hier so plötzlich Herr geworden ist.“
„Auf welche Weise? Nun, sehr einfach: er ist mit uns nach del Erina geritten und hat die Hacienda diesem Arbellez weggenommen.“
„Santa Madonna! Und wo befindet sich jetzt Señor Arbellez?“
„Der? Hm, wer weiß es? Niemand weiß es. Er ist weg und verschwunden.“
„Mein Gott, so muß ich wieder fort.“
Er wollte sich schleunigst entfernen, aber zehn Fäuste hielten ihn fest.
„Halt, Bursche. Mit dir ist etwas nicht richtig. So entkommst du uns nicht. Man wird dich erst ein wenig ins Verhör nehmen müssen.“
„Ins Verhör? Weshalb? Ich bin ein ehrlicher Kerl.“
„Das sagt ein jeder. Sage einmal, für wen kämpfst du?“
„Wunderliche Frage. Für wen soll ich kämpfen?“
„Für Bazaine, Max, Juarez oder Cortejo?“
„Für keinen. Ich bin ein Vaquero meines Señor Arbellez und habe nur ihm allein zu gehorchen. Was gehen mich die anderen Sachen an?“
„Hört Ihr's, Kameraden? Der Mann ist für Arbellez. Man muß ihn hinauf zur Señorita führen.
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