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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kommt die Brust in eine solche Bewegung, daß die herausgebrochenen Rippen wieder einschnappen.“
    „Das wäre allerdings höchst einfach. Der Kerl wurde also wieder gesund?“
    „Leider nicht; er war in vierzehn Tagen tot.“
    „Ah! Also gelang die Heilung der Rippen nicht?“
    „Unsinn. Sie gelang vollständig. Als er nämlich tot war, stellte es sich heraus, daß der Kerl die Rippen gar nicht gebrochen hatte.“
    „Donnerwetter! Was denn?“
    „Das Bein, unweit der Hüfte. Da kam der Brand dazu, und so mußte er ins Gras beißen. Hätte er dem Oheim nicht weisgemacht, daß er die Rippen gebrochen habe, so hätten wir ihm anstatt der Rippen das Bein gerichtet; der Brand wäre nicht gekommen, und der Mann lebte noch.“
    „Das ist gewiß. Und solche Leute wollen Patienten sein. Hast du dir das mit den Rippen genau gemerkt?“
    „Sehr genau.“
    „Getraust du dir, sie der Señorita einzurichten?“
    „Ganz gewiß. Ganz ausgezeichnet. Nur eins muß ich sicher wissen.“
    „Was denn?“
    „Daß es auch wirklich die Rippen sind, welche sie gebrochen hat.“
    „Was anderes soll sie denn gebrochen haben?“
    „Vielleicht den Hals.“
    „Da wäre sie tot.“
    „Oder ein Bein?“
    „Nein; an den Beinen habe ich sehr gezogen und gezerrt.“
    „Oder einen Arm.“
    „Sie kann sie ja alle zwei bewegen.“
    „Nun, so können es also nur die Rippen sein.“
    „Es fragt sich, ob sie es erlaubt, daß du auf sie trittst und springst.“
    „Das ist hier gar nicht nötig.“
    „Nicht? Warum denn nicht?“
    „Eine Señora ist viel zarter gebaut als ein Mann; da braucht man nicht zu treten und zu springen. Es genügt, wenn man mit den Fäusten tüchtig drückt und trommelt. Dann schnappen die Rippen von selber ein.“
    „Und einer muß halten.“
    „Ja, natürlich; damit sie mich nicht stört.“
    „Wen wirst du dazu nehmen?“
    „Ich weiß noch nicht. Du hättest wohl Lust?“
    „Ja. Die Señorita wird jedenfalls ein gutes Geschenk geben, wenn sie wieder gesund ist. Willst du mich ihr vorschlagen?“
    „Ja, aber unter einer Bedingung.“
    „Unter welcher?“
    „Du mußt festhalten. Sie kann schreien, weinen, bitten, räsonieren, wie sie will; du darfst nicht darauf hören, sondern du mußt festhalten, bis du die Rippen schnappen hörst.“
    „Hört man dies denn?“
    „Ja; sie geben einen lauten Knax, den man nicht gut überhören kann.“
    „Gut. Ich werde so festhalten, daß zehn Pferde nichts machen könnten.“
    „So sind wir also einig. Du gehst zu ihr und sagst ihr, daß ich ein Bader bin.“
    „Ja. Und du sagst ihr nachher, daß ich dir helfen soll.“
    Während dieses grotesk-komischen Gesprächs hatten die beiden sich Mühe gegeben, das Hängeschloß zu öffnen. Jetzt endlich gelang es. Die Tür wurde geöffnet, und als der Vaquero hineingestoßen worden war, wieder hinter ihm verschlossen. Dann hörte man, daß die beiden sich entfernten.
    Gleich im ersten Augenblick war der Alte auf eine Gestalt getreten, welche zusammengekauert an der Mauer zu sitzen schien. Bei dem zweiten Schritt stieß er an eine Person, welche auf dem Boden lag. Erkennen konnte er nichts, denn es war vollständig dunkel.
    Er wartete, bis die Schritte verhallt waren, dann sagte er:
    „Señor Arbellez.“
    Ein leises Stöhnen antwortete.
    „Señor Pedro Arbellez.“
    Das Stöhnen wiederholte sich, aber ein lauteres Wort war nicht zu hören.
    „Señora Marie Hermoyes!“ sagte jetzt der Vaquero.
    „Das bin ich“, antwortete da die an der Mauer sitzende Gestalt. „Wer seid Ihr?“
    „Wer ich bin? Ah, kennt Ihr mich denn nicht an der Stimme?“
    Er nannte seinen Namen. Da fuhr Marie von ihrem kalten, feuchten Sitz so schnell auf, als es ihre Fesseln zuließen und rief:
    „Du bist es? Du? Ist das möglich? Wie kommst du herein zu uns?“
    „Ich bin Gefangener“, antwortete er.
    „Mein Gott! Bereits glaubte ich, Rettung durch dich erwarten zu können.“
    „Wenn Gott kein Wunder tut, ist Rettung unmöglich.“
    „Santa Madonna! Auch du verzweifelst?“
    „Verzweifeln? Nein, denn Gott lebt noch, er kann uns noch retten!“
    „O, möchte er es bald tun, sonst sind wir verloren. Wie hast du es in Fort Guadeloupe gefunden, und wie bist du in Cortejos Hand gefallen?“
    „Das werde ich später erzählen. Laßt uns zunächst über die Gegenwart sprechen. Der hier liegt, ist Señor Arbellez?“
    „Ja.“
    „Steht es schlimm mit ihm?“
    „Er ist am ganzen Körper blutrünstig und fällt aus einer Ohnmacht in

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