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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beschlossen, es ist notwendig, es wird geschehen, General.“
    Da beugte Mejia, noch immer den Dolch in der Hand haltend, sein Knie vor dem Kaiser. Er sagte:
    „Majestät, von dem Augenblick an, wo das Dekret erscheint, steht das Grab Ihnen offen an der Festungsmauer, hinter dem Sandhügel, auf dem man kniet mit der Binde um die Augen. Ich werde Sie nicht verlassen und daher von diesem Tag an ein Sterbender sein. Nicht für mich flehe ich, nicht für andere, nicht für Mexiko, sondern ich flehe nur für Sie. Bereiten Sie der Welt nicht das Schauspiel, daß ein deutscher Kaisersohn standrechtlich von mexikanischen Bandoleros erschossen wird.“
    „Stehen Sie auf, General!“ sagte Max, jetzt böse werdend.
    „Nein ich bleibe liegen, bis – – –“
    „Sie stehen auf, ich befehle es! Sie phantasieren ja!“
    Seine Stimme klang kalt und frostig, fast ein wenig höhnisch. Dies letztere konnte Mejia, der ehrliche Held und Kämpfer, am wenigsten vertragen. Er sprang auf, warf einen mitleidigen Blick auf den Kaiser und sagte:
    „So muß ich alle Hoffnung aufgeben, Majestät?“
    „Alle. Selbst die Kaiserin stimmt mir bei.“
    Da wurde das Gesicht des Generals um einen Schatten bleicher.
    „Dann habe ich allerdings zu schweigen“, sagte er.
    „Aber damit diese Stunde nicht vergessen werde und die Worte, welche ich gesprochen habe, will ich sie festsetzen mit dem Stahl, den ich mit Freuden in mein Herz gesenkt hätte.“
    Er erhob den Arm und schleuderte den Dolch mit solcher Macht gegen die Wand, daß er bis an das Heft in das Tafelwerk fuhr, verbeugte sich vor dem Kaiser und schritt davon.
    Max blickte ihm nach und dann nach der Stelle, wo der Dolch steckte.
    „Sollte dies ein Omen sein?“ sagte er. „Sollte ich mich geirrt haben?“
    Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn ein anderer General trat ein, Miramon, der Unehrliche, der ihn in seinem Vorsatz bestärkte.
    Das berüchtigte Dekret erschien wirklich. Max hatte es mit eigener Hand geschrieben und damit sein Todesurteil unterzeichnet.
    Der Krieg war bisher mörderisch geführt worden, wenigstens von Seiten der Franzosen, welche ihre republikanischen Gefangenen wirklich als Räuber behandelten, während es eine unbestreitbare Tatsache ist, daß Juarez und die meisten seiner Generäle ihre Gefangenen mit großer Milde und Freundlichkeit behandelten.
    Von Bazaine weiß man nur, daß er die Ausführung des Dekrets sehr energisch forderte. Zu Dutzenden, zu Hunderten wurden die Republikaner getötet. Erbarmungslos wurden hohe Generäle erschossen, wie Salazar und Arteago, viel betrauerte Märtyrer für die Unabhängigkeit ihres Landes.
    Aber der Gang der Nemesis, welcher gewöhnlich ein sehr langsamer und hinkender ist, war für dieses Mal sehr rasch und fest.
    Auf der Ebene, die zwischen San Jose de Barral und Chihuahua liegt, ritt ein Trupp Reiter. Es waren zwei Schwadronen französischer Chevaulegers. Sie hatten jedenfalls einen weiten Ritt hinter sich, denn die Pferde schienen ermüdet, und auch den Reitern war keine sichere, elegante Haltung nachzurühmen.
    Da tauchten in der Ferne die Umrisse von Chihuahua auf, und sofort war die Wirkung zu erkennen. Die Reiter richteten sich empor, die Pferde wieherten und warfen den Schwanz, die Degen klirrten lustiger.
    Voran ritt ein narbenreicher, nicht sehr alter Offizier. Er trug die Abzeichen eines Obersten. An der ersten Straße der Stadt ließ er halten, fragte nach dem Stadtquartier, schickte einen Boten voraus und rückte dann, die Musik an der Spitze, mit klingendem Spiel ein. Hier und da ließ sich ein neugieriger Frauenkopf sehen, welcher aber bei der Entdeckung, daß es sich um Franzosen handele, sofort wieder verschwand.
    Vor dem Hauptquartier ritten die beiden Schwadronen auf. Es war dasselbe Gebäude, aus dem der ‚Schwarze Gerard‘ entsprungen war. Eben war die Aufstellung vollendet, da trat der Oberkommandierende hervor. Auch er trug die Abzeichen eines Obersten, war aber älter als sein Kamerad. Es war der, welcher vom ‚Schwarzen Gerard‘ eine so nachdrückliche Lehre erhalten.
    Man präsentierte ihm und dann trat ihm der Kamerad entgegen:
    „Oberst Laramel, Herr Kamerad“, meldete er. „Auf dem Durchritt nach Villa del Fuerte. Bringe Depeschen vom Generalkommando.“
    „Willkommen! Sie werden doch einige Tage Quartier nehmen?“
    „Gewiß. Zwei oder drei, wenn Sie erlauben. Nur weiß ich nicht, wo meine Leute unterzubringen wären.“
    „Nichts leichter als das. Ich habe nur

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