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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vorteil ist.“
    „Jetzt begreife ich, warum ich bleiben soll. Wann kommt Ihr aber nach Hause?“
    „Um Mitternacht.“
    „Dann komme ich zu Euch?“
    „Ja. Nachdem wir gesprochen haben, könnt Ihr die Stadt verlassen.“
    „Gut, dabei mag es bleiben, Señorita.“
    „Gibt es früher etwas Wichtiges, so werde ich es Euch sagen lassen. Auf jeden Fall aber werde ich schon kurz nach Mitternacht auf Euch warten. Adiós, Señor!“
    „Adieu, Señorita!“
    Er nahm die Hand, welche sie ihm entgegengestreckt, und drückte einen Kuß darauf. Zu einer solchen Galanterie hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nicht verstiegen.
    Als er drüben in das Gastzimmer trat, befand sich der Wirt noch allein in demselben. Er nickte dem Jäger verständnisinnig zu und fragte:
    „Nun, habt Ihr mit ihr gesprochen?“
    André nahm Platz, nickte mit dem Kopf und antwortete:
    „Ja.“
    Das war ein sehr einfaches Wort, aber sein Auge glänzte dabei so hell, als habe er von einem außerordentlichen Glück zu sprechen.
    „So gesteht mir einmal, daß Ihr ein Bote des Präsidenten seid.“
    „Nun, meinetwegen! Die Señorita hat mir gesagt, daß man sich auf Euch verlassen kann, und so will ich Euch denn nicht länger belügen.“
    „Also doch? Juarez hat Euch gesandt?“ fragte der Wirt sehr leise, aber mit einem Gesicht, in welchem sich die lebhafteste Freude spiegelte.
    „Ja.“
    „Wo befindet er sich? Noch in Paso del Norte?“
    „Nein. Als ich ihn verließ, zog er nach Fort Guadeloupe, um dort die Franzosen zu empfangen, welche ausgezogen sind, das Fort zu nehmen.“
    „Da haben wir doch richtig vermutet, als wir ahnten, daß dieser Zug abermals gegen das Fort gerichtet sei. Aber wird es Juarez gelingen?“
    „Es ist ihm jedenfalls gelungen. Jetzt befindet er sich wieder unterwegs.“
    „Wohin, Señor?“
    „Nach Chihuahua.“
    Der Wirt sprang vor Freude empor, nahm aber sofort wieder Platz und fragte:
    „Nach hier? Ist das wahr, Señor?“
    „Ja.“
    „Gott sei Lob und Dank! Endlich geht diese Not zu Ende. Wann wird er kommen?“
    „Vielleicht morgen oder übermorgen schon.“
    „So bald? Señor, Ihr bereitet mir da eine Freude, für welche ich Euch nicht genug danken kann. Ich werde eine Flasche von meinem Festwein holen.“
    „Ich danke Euch. Ich habe soeben Wein getrunken.“
    „Bei der Señorita. Ah, Ihr sollt nicht sagen, daß ich dem Präsidenten weniger ergeben bin, als sie. Ich werde zwei Flaschen holen. Aber hier können wir sie unmöglich trinken. Wollt Ihr wirklich nun hierbleiben?“
    „Die Señorita hat mir geraten, ein separates Zimmer zu nehmen.“
    „Das ist klug. Da können wir unbeobachtet sprechen und trinken. Leider bleibt Ihr nur bis zum Abend hier. Ich wollte, Eure Zeit erlaube es, daß –“
    „Ich werde länger dableiben“, unterbrach ihn der Kleine.
    „Ah, wirklich?“
    „Ja. Ich habe nach Mitternacht noch eine Unterredung mit der Señorita.“
    „Das ist gut. Ich werde Euch bis dahin so gut unterbringen, daß kein Mensch etwas von Eurer Anwesenheit ahnt, mein lieber Señor André.“
    „Aber mein Pferd –?“
    „Oh, nach dem wird kein Franzose fragen, und es soll gut abgewartet werden. Wollt Ihr die Güte haben, mir zu folgen? Wir sind gerade jetzt unbeobachtet.“
    Es gab über dem Stall eine kleine, ziemlich verborgene Stube, nach welcher sich die beiden begaben. Der Wirt brachte zwei Flaschen seines Festweines herbei, und so plauderten sie beim Glas, bis die Nachricht kam, daß sich die Gaststube nach und nach mit französischen Gästen fülle.
    „Jetzt muß ich leider fort“, meinte der Mexikaner. „Es tut mir herzlich leid, Euch so einsam hier zurücklassen zu müssen.“
    „Darüber betrübt Euch ja nicht, Master“, lachte der Jäger. „Unsereiner weiß sich sehr gut zu unterhalten.“
    „Aber Ihr habt doch keinen Gesellschafter hier.“
    „O doch, und zwar einen höchst guten und anständigen.“
    „Wen denn?“
    „Na, mich selbst. Ich werde mich mit diesem Kerl sehr gut unterhalten. Ich werde nämlich schlafen. Aber ich bitte Euch, dafür zu sorgen, daß ich die Mitternacht nicht verschlafe.“
    „Habt keine Sorge. Ich werde zur rechten Zeit kommen, um Euch zu wecken.“
    Sie trennten sich.
    Die Sonne war eben im Untergehen. André blickte zum Fenster hinaus und murmelte: „Dem heutigen Tag geht es ganz so, wie hier unserer zweiten Flasche: er und sie werden alle. Hinunter mit dem letzten Tropfen! Mir ist ganz eigentümlich zumute, ganz anders, als damals,

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