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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als ich in die Apotheke ging, um mir das Rattengift zu holen. Im Kopf ist es, als ob ich eine Pferdeherde drin hätte, welche im Kreis herum galoppiert und in den Beinen – ah, die werden immer krümmer und krümmer und immer dünner und dünner. Emilia, Señorita Emilia, entweder bin ich verliebt oder – oder – oder betrunken.“
    Er schwankte, nachdem er die Tür verriegelt hatte, zum Lager, welches aus Heu bestand, legte sich nieder und war bald entschlafen. Der ungewohnte Wein war bald Herr des wackeren Jägers geworden, welcher in einem Zug fortschlief, bis ihn ein Klopfen an der Tür erweckte.
    „Señor, Señor!“ rief es halblaut draußen.
    Er richtete sich auf. Es war vollständig dunkel um ihn, doch besann er sich augenblicklich, wo er sich befand. Er erhob sich, schritt zur Tür und fragte:
    „Wer ist da?“
    „Ich. Macht auf!“
    Er erkannte die Stimme des Wirtes und öffnete. Der letztere trat ein, eine kleine Laterne in der Hand, und fragte:
    „Habt Ihr gut geschlafen, Señor André?“
    „Ausgezeichnet, bis jetzt. Welche Zeit haben wir jetzt?“
    „Soeben ist Mitternacht vorüber.“
    „Sind Eure Gäste fort?“
    „Ja. Es hat eine arge Prügelei gegeben, aber das tut nichts. Der Präsident ist in der Nähe, und dann werden wir diese Gäste los. Wollt Ihr mir folgen?“
    „Ja. Aber – hm, wollt Ihr nicht vorher so gut sein und mir das Heu von dem Habit putzen? Ihr wißt, wenn man zu einer Dame geht!“
    „Weiß, weiß es, Señor!“
    Er reinigte seinen kleinen Freund von den Halmen und führte ihn dann bis auf die Gasse.
    „Drüben ist die Tür geöffnet“, sagte er leise, indem er die Laterne verlöschte.
    „Ob sie bereits daheim sein wird?“
    „Ja. Ich habe aufgepaßt. Sie ist vor fünf Minuten zurückgekehrt.“
    „So muß ich mich beeilen.“
    „Ja, geht. Ich werde in der Gaststube Eure Rückkehr erwarten.“
    André schritt über die dunkle Gasse hinüber. Als er in den Flur trat, wurde die Tür sofort hinter ihm geschlossen.
    „Wer ist da?“ fragte er betroffen.
    „Ein Freund“, antwortete es. „Ich bin es, der Hausmeister. Ich mußte Euch erwarten.“
    Zu gleicher Zeit wurde ein Zündholz angebrannt und mit demselben eine Kerze. Jetzt erkannte André den Alten, welcher ihn nach oben brachte, wo ihn dieselbe Zofe erwartete, welche ihn abermals in das Zimmer führte, wo er bereits gewesen war.
    Dort saß Emilia.
    Sie trug noch den Anzug, in welchem sie zur Tertulia gewesen war. Der brave André hatte noch nie eine Dame in solcher Toilette gesehen. Er stand wie geblendet, wie bezaubert vor ihr, die ihm ihre Hand entgegenreichte.
    „Da seid Ihr wieder“, sagte sie, „was habt Ihr unterdessen angefangen?“
    „Geschlafen“, antwortete er.
    Das war ein höchst prosaisches Wort, während es ihm doch so hochpoetisch zumute war. Sie lächelte gütig und meinte mit einem bezaubernden Kopfnicken:
    „Daran habt Ihr sehr recht getan, da Ihr die Nacht zum Reiten braucht.“
    „So meint Ihr also, daß ich jetzt fortreiten kann?“
    „Ja, Ihr müßt sogar.“
    Sie sagte dies in einem so ernsten Ton, daß er sofort fragte:
    „Es ist etwas passiert, Señorita?“
    „Ja, etwas sehr Schlimmes.“
    „Sagt schnell, was? Betrifft es den Präsidenten?“
    „Direkt jetzt glücklicherweise nicht, sondern die vierzig Gefangenen.“
    „Alle Teufel! Will man ihnen an das Leben?“
    „Gerade dieses ist's. Ihr habt es erraten. Seht, das ist der einzige Vorteil, den mir meine Schönheit bringt. Man kann mir nicht widerstehen, wenn ich etwas erfahren will. So habe ich heute gehört, daß dieser Oberst Laramel der Überbringer eines Befehls ist, daß jeder Republikaner als Bandit zu behandeln sei und sofort erschossen werden soll, nachdem man seiner habhaft geworden ist.“
    „Das ist ja unmöglich“, rief André.
    „Nein, das ist wirklich, Señor.“
    „Aber das ist grausam, es ist unmenschlich, es ist gegen das Völkerrecht.“
    „Das ist richtig. Aber der Befehl ist da, und er gilt.“
    „Wer hat ihn gegeben?“
    „Das Generalkommando, also Bazaine.“
    „Ah, diese Franzosen.“
    „Irrt Euch dieses Mal nicht. Dieser Befehl konnte nur infolge eines Dekretes gegeben werden, welches Kaiser Max erlassen hat und in welchem er jeden Republikaner für vogelfrei erklärt.“
    „Er? Der Kaiser selbst? Max soll das Dekret erlassen haben?“
    „Ja.“
    „Es ist unglaublich. Er muß beredet, gezwungen worden sein. Anders ist es nicht möglich.“
    „Dem sei, wie ihm wolle; das

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