46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Correggio.“
„Weiter!“
„Schenkel, wie, wie – hm, wie Venus, die Schaumgeborene.“
„Nicht übel! Fahren Sie fort!“
„Hüften wie Aspasia.“
„Sie zeichnen wirklich ganz verführerisch!“
„Bin auch Kenner. Weiter, Taille und Busen, hart und fest, zum Nüsse darauf knacken. Hals schlank und dennoch fleischig. Mund zum Wundküssen, Zähne zum Verrücktwerden, Augen zum Anbrennen und Haare zum – zum – zum – hole mich der Teufel, man findet nichts, womit sich dieses reiche, dichte, lange, dunkle Haar vergleichen ließe!“
Der Kapitän schnalzte mit der Zunge, als ob er eine große Delikatesse vor sich habe und sagte:
„Aber, Lieutenant, die Hauptsache lassen Sie ja weg.“
„Was?“
„Die Kleidung.“
„Ah pah, die sollte man bei jeder Dame weglassen dürfen! Übrigens soll sie bei den Indianerinnen nicht sehr klösterlich sein.“
„Wirklich?“
„Auf Ehre!“
„Wie kleiden sie sich?“
„Oben nackt.“
„Ganz?“
„Ja, so habe ich es gehört.“
„Und unten?“
„Auch nackt.“
„Donnerwetter! Also gar nicht bekleidet?“
„O doch; aber nur einen Schurz aus Vogelfedern um die Taille.“
„Lieutenant, Sie übertreiben!“
„Donnerwetter, nein!“
„Oder Sie irren!“
„Auch nicht!“
„O doch! So, wie Sie es beschreiben, geht man nur auf den Südseeinseln.“
„Hm, das ist möglich! Aber das hindert doch nicht, daß man – daß –“
„Nun, was?“
„Daß man sich eine hübsche, junge Apachin fängt und ihr einen solchen Federschurz um die Taille hängt.“
„Ah, reizend! Ich glaube, Sie wären im Stande, dies zu tun!“
„Sehr!“ nickte der Lieutenant.
„Und Sie meinen, daß die Apachinnen reizender wären, als zum Beispiel – – –“
„Was zum Beispiel?“
„Als zum Beispiel Ihre Señorita Pepi?“
Bei dem letzten Wort warf der Kapitän einen Blick hinter sich, wo die mexikanischen Damen ritten, zwar verschleiert, aber so dünn und durchsichtig, daß ihre reizenden Formen deutlich zu erkennen waren.
„Als Pepi?“ fragte der Leutnant. „Ah, doch nicht. Pepi würde schöner sein. Sie ist bei Gott das schönste Mädchen, welches ich gesehen habe.“
„Sie und Zilli, ihre Schwester“, nickte der Kapitän plötzlich ernsthaft.
„In die Sie verliebt sind, Kapitän!“ meinte der Premier mit einem gezwungenen Lachen.
„Hole Sie der Teufel!“ brauste der Kapitän auf.
„Ah, jetzt noch nicht!“ meinte der Leutnant. „O, diese Pepi!“
Bei diesen Worten schnalzte er mit den Fingern wie ein Austernesser, dem nach langem Fasten endlich wieder einmal ein Dutzend Cancaleaustern geboten werden.
„Und o diese Zilli!“ fügte der Kapitän hinzu. „Wären doch diese beiden verdammten Österreicher nicht!“
Bei diesen Worten warf er einen Blick auf die beiden Brillen tragenden Zivilisten hinter sich. Der Leutnant sekundierte diesen Blick mit einem heimlichen Ballen seiner Faust und meinte halblaut:
„Kapitän, man hat uns betrogen.“
„Ja, mich und Sie.“
„Ich koche vor Rachedurst.“
„Ich ebenso.“
„Ich habe an diese Pepi geglaubt wie der Russe an seinen Hausheiligen.“
„Und ich an diese Zilli wie der Türke an seinen Imam.“
„Und dennoch war alles Lüge!“
„Und Heuchelei!“
„Ich nahm Pepi mit, weil ich glaubte, sie liebe mich.“
„Und ich erlaubte Zilli, mich zu begleiten, weil ich dachte, sie sei in mich vernarrt.“
„Und nun läuft diese Pepi diesem Doktor nach.“
„Und Zilli dem anderen Doktor.“
„Der Teufel hole alle Doktoren.“
„Und die Hölle verbrenne alle Gelehrten! Warum hängt man uns denn eigentlich die beiden Österreicher an den Hals?“
„Hm, ich habe einen Gedanken“, meinte der Premier.
„Ah, welch ein Wunder“, meinte sein ergrimmter Nachbar, „daß Sie einmal einen Gedanken haben!“
„Keine Beleidigung, Kapitän! Ich fange nämlich an, zu bezweifeln, daß diese beiden Kerls Gelehrte sind.“
„Ah! Warum?“
„Sie sind mir zu jung und hübsch dazu. Gelehrte sind lang, dürr und steif; diese beiden Menschen aber sind jung, beweglich, rotwangig und – hol's der Teufel, ich glaube es ungeschworen, daß sie von den Damen für liebenswürdig gehalten werden.“
„Das ist wahr. Aber was sollen sie denn sein, wenn sie keine Gelehrten sind?“
„Hm, Spione.“
„Unsinn!“
„Jawohl, Spione des österreichischen Max nämlich. Da kommen diese beiden und legitimieren sich als Naturwissenschaftler. Sie bitten, sich uns anschließen zu
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