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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dürfen, um das Land zu studieren und Werke für die Fauna und Flora herauszugeben. Sie reiten mit uns von Mexiko nach Querétaro, Guanajuato, Zacatecas, Durango und Chihuahua. Wohin wir kommen, schnappen sie uns die schönsten Mädchen weg, sie die Österreicher, uns den Franzosen! Da, auf einmal sollen wir weiter nach Norden; sofort sind sie wieder da. Wir legen uns einen kleinen Harem bei; sie tun dies nicht, aber sie benützen unsere Damen. Sie sind Schmarotzer, deren wir uns entledigen müssen. Habe ich Recht?“
    „Vollständig!“
    „Ich glaube, sie wollen nicht ein Werk über die Fauna und Flora dieses Landes herausgeben, sondern über Pepi und Zilli.“
    „Das soll ihnen nicht gelingen. Treffe ich Zilli noch einmal bei ihm, so jage ich ihm eine Kugel durch den Kopf.“
    „Und treffe ich Pepi bei dem anderen, so lasse ich ihn an den ersten besten Baum anknüpfen. Unsere Jungens können diese beiden Deutschen ja auch nicht ausstehen.“
    „Ja, bringen wir sie nach Fort Guadeloupe, so ist es zu spät. Wir sind dann in geordneten Verhältnissen, und sie spielen den Hahn im Korb. Man müßte sie unterwegs verlieren.“
    „Ah, ganz richtig, Kapitän! Ich wollte nur wissen, wie sie über diese Sache denken. Also, Sie werden meine Patronen nicht nachzählen, wenn Sie heute etwa einen Schuß hören?“
    „Fällt mir nicht ein. Wir befinden uns hier in der Wildnis, wo das Gesetz der Savanne gilt. Finde ich meine Geliebte bei einem anderen, so jage ich ihm ebenso eine Kugel durch den Kopf, wie Sie jenem.“
    „Das gilt?“
    „Auf Ehre!“
    „Topp?“
    „Topp.“
    Sie reichten einander die Hände. Diese beiden leichtsinnigen Franzosen beschlossen den Tod zweier deutscher Ehrenmänner mit ganz derselben Gleichgültigkeit, mit welcher sie sich auf eine Hasenjagd versprochen hätten.
    Während dieser Unterhaltung war der Zug in einen Paß eingebogen, der hier nach Osten aufzusteigen begann. Man ließ den Kapitän und seinen Premier voranreiten, sonst aber wurde nicht die mindeste Ordnung eingehalten. Der Sekondeleutnant ritt mit dem Portepeejunker im dichtesten Gewirr; die beiden hatten den Auftrag erhalten, über das Wohl der Damen zu wachen; es fiel ihnen aber schwer genug, die rohe Masse von denselben abzuhalten.
    So wurde die Höhe des Passes erreicht, hinter welcher er sich wieder abwärts senkte. Auch die Sonne sank immer tiefer, bis sie endlich den Horizont erreichte; für die Franzosen aber, welche in der Tiefe des Défilées ritten, war sie schon verschwunden.
    Da plötzlich erweiterte sich der Paß zu einer Art Rundteil, welches wie zu einem Lagerplatz geschaffen zu sein schien. Es war genau die Stelle, von welcher Gerard zu dem Apachenhäuptling gesprochen hatte. Die beiden voranreitenden Offiziere hielten, auf das freudigste überrascht, ihre Pferde an, und der Kapitän sagte:
    „Donnerwetter, wie bequem! Gerade wie zum Biwak angelegt!“
    „Ganz so!“ meinte der Premier.
    Er quetschte das Monokel in das Auge und sah sich den Platz aufmerksam an.
    „Platz genug für uns alle“, fuhr der Kapitän fort.
    „Wasser auch“, meinte der Premier.
    „Und das Gras für die Pferde.“
    „Schutz gegen die Winde.“
    „Wie gut, daß es bereits seit Mittag aufgehört hat, zu regnen. Wir werden hier ziemlich trocken liegen.“
    „Ganz und gar trocken. Mein Zelt und meine Decken sind vollständig wasserdicht.“
    „Die meinigen auch. Also hier bleiben und lagern?“
    „Ja. Wollen das Zeichen geben.“
    Der Hornist erhielt den Befehl und blies zum Lagern. Einige Augenblicke später herrschte das tollste Gewirr und ein lautes Schreien, Rufen und Zanken, ganz der französischen Sorglosigkeit und Lebhaftigkeit angemessen. Kein Mensch dachte daran, daß man sich auf dem Kriegsfuß bewegte, und daß man sich zwischen den Jagdgebieten der einzelnen Apachenstämme befand. Es war der Leichtsinn, welcher weiß, daß er mit dem Tod spielt, sich aber Mühe gibt, nicht daran zu denken.
    Die Soldaten gruppierten sich zusammen und Lager und Zelte wurden errichtet. Die Zelte der Offiziere, der Damen und der beiden Gelehrten kamen in die Mitte; die Pferde durften frei weiden und trinken. Niemand dachte daran, die Umgebung abzusuchen, und nur am Ein- und Ausgang des Rundteils kam ein Einzelposten zu stehen, jedoch nur, damit sich keines der Pferde verlaufen solle. Kein Präriejäger hätte gewagt, hier zu übernachten, und nun lagerte sich ein Trupp von neunzig Franzosen da, wo ringsum das Verderben ihnen

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