Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
seiner schmalsten Stelle höchstens zweihundert Fuß, aber er steigt nicht steil, sondern langsam empor, bietet schönen Grasboden und ist aus diesem Grund leicht und bequem zu passieren. An beiden Seiten ist er von Höhen eingefaßt, deren Bäume genug Holz zur Feuerung bieten, und da diese Höhen die Winde abhalten, so wären hier die schönsten Nachtlagerplätze zu suchen, wenn sie leider nicht auch die gefährlichsten wären.
    Nämlich der Feind kann, wenn er zahlreich ist, die Höhen rechts und links so gut und leicht besetzen, daß kein Mensch entkommen könnte. Selbst ein einzelner Mann, der sich da oben hinter die Bäume und Sträucher versteckte, könnte einer vorüberziehenden Truppe den größten Schaden bereiten, während ihn keine Kugel erreichen würde.
    Als die fünfhundert Apachen diesen Paß vor sich sahen, blieb ihr Häuptling halten.
    „Weiß mein Bruder genau, daß die Franzosen hier durchkommen werden?“
    Mit dieser Frage wendete er sich an Gerard. Dieser antwortete in bestimmtem Ton: „Ich habe die Richtung gesehen, welche sie einschlugen. Sie sind nördlich vom Conchas über den Rio grande gegangen, da, wo die Nordgrenze des Presidio del Norte et de las Juntas liegt. Wenn sie nach Fort Guadeloupe wollen und keinen großen Umweg einschlagen mögen, müssen sie hier passieren.“
    „So mögen meine Leute die Höhen besetzen. Wir beide aber reiten weiter, um zu sehen, ob wir die Feinde bemerken.“
    Er gab seine Befehle, und augenblicklich verschwanden die Leute unten zwischen den Bäumen, um die beiden Seiten des Passes zu besetzen; er selbst setzte mit Gerard den Ritt fort, zwar im scharfen Trab, stets aber doch die Stellen aussuchend, an denen die Hufe der Pferde die wenigste sichtbare Spur hinterlassen mußten.
    So ritten sie mehrere Stunden fort. Die Sonne erreichte den Zenit und begann wieder zu sinken. Längst lag die Höhe des Passes hinter ihnen. Es mochte drei Uhr nachmittags sein, als endlich die jenseitige Prärie, welche sich nach dem Rio del Norte hinüberzieht, vor ihnen lag. Die Sonne stand schief und beleuchtete die unendliche Ebene scharf, sodaß es für ein gutes Auge nicht schwer war, bis in eine sehr weite Entfernung alles zu überblicken.
    Die beiden Männer beschatteten ihre Augen mit den Händen und beobachteten die Prärie genau. Eben wollte Gerard eine Bemerkung machen, als ‚Bärenauge‘ die rechte Hand ausstreckte und nach Westen deutete.
    „Uff!“ sagte er. „Mein weißer Bruder blicke da hinüber!“
    „Ich habe sie bereits bemerkt“, antwortete Gerard.
    „Was?“
    „Diese Reiter.“
    „Wieviele zählt mein Bruder?“
    „Hundert und zwanzig.“
    „Auch ich zähle zwölf mal zehn. Sind es die Franzosen?“
    „Ja.“
    „Woran erkennt sie mein Bruder?“
    „An dem Glanz ihrer Uniformen.“
    „Was funkelt in der Luft?“
    „Bajonette.“
    „Tragen bei den Franzosen auch Reiter Bajonette?“
    „Nein. Diese Kompanie besteht nicht aus Reitern, sondern aus Infanterie. Man hat den Leuten Pferde gegeben, weil hier diese Tiere nichts kosten und doch das Fortkommen erleichtern und beschleunigen.“
    „Uff! Es sitzt nicht auf jedem Pferd ein Mann.“
    „Sie werden Packpferde mithaben.“
    „Ich sehe Frauen auf den Pferden sitzen.“
    „Sie werden eine Marketenderin mithaben.“
    „Was ist das?“
    „Ein Weib oder Mädchen, welches Getränke und Lebensmittel verkauft.“
    „Ich sehe mehrere Weiber, vier, fünf, sechs.“
    „Ah, die Franzosen lieben die Frauen! Die Offiziere werden sich einige hübsche Mädchen aus Chihuahua mitgenommen haben.“
    „Ugh!“ rief ‚Bärenauge‘ erstaunt. „Hat der große Geist ihnen das Gehirn genommen, daß sie Mädchen mit auf einen Kriegszug schleppen?“
    „Diese Kerls sind zu dumm, um zu wissen, welchen Fehler sie begehen.“
    „Sie reiten nebeneinander. Sie machen eine Fährte, so breit, wie die Bahn einer Büffelherde. Sie werden untergehen.“
    „Sie sind verloren. In einer halben Stunde werden sie den Paß erreichen.“
    „Was tun wir? Meint mein weißer Bruder, daß wir zurückkehren?“
    „Ja.“
    „Warum? Wollen wir sie nicht vorüberlassen und sehen, wo sie sich lagern werden?“
    „Nein. In einer halben Stunde sind sie hier, wie ich schon sagte; dann ist nur noch zwei Stunden Tag. Um diese Zeit werden sie jenseits der Paßhöhe einen Ort erreichen, der breit und bewässert ist. Dort haben sie Platz, und ihre Pferde finden Trank und Futter. Sie werden so dumm sein, dort zu lagern, und wir können

Weitere Kostenlose Bücher