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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist sehr pünktlich“, sagte dieser.
    „Mein roter Bruder ebenso“, antwortete Gerard, indem er vom Pferd sprang und dem Indianer die Hand entgegenstreckte.
    „‚Bärenauge‘ hat nicht gewartet, bis sein weißer Bruder zur Eiche kam, denn er hat ihm wichtiges zu sagen.“
    „Was?“
    „Mein weißer Bruder erwartet Leute, welche aus Osten kommen?“
    „Ja.“
    „Leute, welche vom großen Vater der Yankees kommen?“
    „Ja.“
    „Und dem Präsidenten Juarez viel Geld bringen?“
    „So ist es.“
    „‚Bärenauge‘ war bei Juarez, während mein weißer Bruder in Chihuahua war.“
    „Ich weiß es. Was sagte Juarez?“
    „Er vertraut meinem weißen Bruder, welcher der ‚Schwarze Gerard‘ genannt wird, und sagte mir, er solle mich und meine Krieger zu den Franzosen führen, welche das Fort Guadeloupe überfallen wollen.“
    „Wieviele Krieger hast du mit?“
    „Fünf mal hundert.“
    „Und sechshundert Comanchen wollen den Franzosen zu Hilfe kommen, um Juarez zu vertreiben?“
    „Ja, aber sie werden noch nicht gleich ihr Lager verlassen.“
    „Warum?“
    „Sie haben gehört, daß Juarez viel Geld erwartet, welches durch die böse Llano estacado herbeigebracht werden soll.“
    „Ah!“ sagte Gerard erschrocken. „Woher weißt du das?“
    „Ich war im Lager der Comanchen, als sie Beratung hielten und habe sie belauscht.“
    „‚Bärenauge‘, das ist so kühn, daß ich mir es selbst nicht getraute.“
    Der junge stolze Indianer machte eine Bewegung der Geringschätzigkeit und fuhr dann fort:
    „Sie werden heute zweihundert Krieger aussenden, um die Spuren derer zu suchen, welche das Geld bringen. Diese Männer sollen getötet werden; das Geld erhalten die Franzosen, die übrige Beute aber und die Skalpe die Comanchen. Dann erst werden die sechs mal hundert Comanchen ausziehen, um den Präsidenten Juarez zu überfallen.“
    „Diese Nachricht ist sehr wichtig. Ich muß sofort wieder nach der Llano estacado, nachdem wir die Franzosen weggenommen haben.“
    „Mein Bruder weiß, wann sie kommen?“
    „Ja.“
    „Und welchen Weg sie gehen?“
    „Ja, ich habe ihre Lagerfeuer gesehen.“
    „Wo werden wir sie treffen?“
    „Da, wo das Teufelsgebirge mit der Sierra del Cháñate zusammenstößt, geht eine Öffnung durch das Gebirge, welche von einem Bach gebildet wird. Durch diesen Paß werden sie ganz sicher kommen.“
    „Wann?“
    „Heute abend oder morgen früh.“
    „So ist es gut, daß ich dich hier erwartet habe und nicht droben auf dem Berg bei der Eiche. Wir haben keine Zeit zu verlieren, denn wir müssen den Paß besetzen.“
    „Wo sind deine Krieger?“
    „Du wirst sie sogleich sehen.“
    Er nahm einen hohlen Geierknochen an den Mund und stieß jenen schrillen Pfiff aus, durch welchen sich die Indianer zuweilen ihre Zeichen geben. Sofort rauschte es in den Büschen, und aus denselben brachen fünfhundert Reiter hervor, welche dahinter verborgen gewesen waren. Einer von ihnen brachte das Pferd ‚Bärenauges‘ mit. Keines von all diesen Pferden hatte geschnaubt oder in irgendeiner anderen Weise seine Anwesenheit verraten, als Gerard sich genaht hatte; so gut sind diese Tiere dressiert.
    Der Häuptling gab einen Wink. Er ritt mit Gerard an die Spitze, und der Zug setzte sich in Bewegung, ohne daß ein Wort des Kommandos oder der Verständigung gesprochen wurde. Nach Indianersitte ritt einer genau hinter dem anderen. Der Letzte führte Gerards Pferd am Halfter, welches er vor seinem Ritt nach Chihuahua ‚Bärenauge‘ in Verwahrung gegeben hatte.
    Daher fragte der junge Häuptling jetzt den Franzosen:
    „Mein weißer Bruder reitet ein fremdes Pferd?“
    „Ich nahm es gestern früh von einer Herde.“
    „Wann wird er es gegen das seinige umtauschen?“
    „Jetzt noch nicht. Einige Franzosen kennen mein Pferd. Reite ich es, so wissen sie, wer ich bin. Soll ich auf Kundschaft voranreiten?“
    „Nein. Die Franzosen sind keine Jäger; sie sind blind und taub; bei ihnen ist es nicht notwendig, solche Vorsicht anzuwenden.“
    Aus diesen Worten war zu erkennen, daß der Häuptling die Franzosen nicht hoch schätzte, denn er hielt eine Kompanie von ihnen nicht einmal der Vorsicht für wert, welche er einem einzigen Jäger gegenüber gehandhabt hätte.
    So ging der Zug nach Süden bis dahin, wo die Teufelsberge enden. Sie stoßen hier an die Sierra del Cháñate, von welcher sie durch jenen Paß getrennt werden, von welchem Gerard gesprochen hatte. Dieser Paß ist zwar nicht sehr breit, an

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