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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie beobachten und jedes Wort hören, was gesprochen wird. Davon soll es abhängen, ob wir sie töten oder gefangen nach Fort Guadeloupe schaffen. Mein roter Bruder möge mir folgen!“
    ‚Bärenauge‘ nickte beistimmend; sie wendeten die Pferde um und kehrten zurück, selbst im Gras kaum eine Spur ihres Hierseins zurücklassend.
    Unterdessen zogen die Franzosen auf die Öffnung des Passes zu. Wer sie so dahinreiten hätte sehen können, dem wäre himmelangst um sie geworden. Gleich beim ersten Blick mußte man sehen, daß die Kompanie aus den verschiedenartigsten Elementen zusammengesetzt war. Turkos und Zuaven, Jäger und Linieninfanteristen, die nie ein Pferd bestiegen hatten, saßen auf ihren Tieren wie der Affe auf dem Kamel. Auch die Bewaffnung war verschieden. Es war eine jener verlorenen Kompanien, welche man, aus den widerstrebendsten Menschen bestehend, an die Grenze geschickt hatte, entweder um sie los zu werden, oder weil gerade solche obstinate Charaktere am geeignetsten sind, mit Todesverachtung die schwierigsten Aufgaben zu lösen.
    Diese eigentümliche Truppe bestand nur aus neunzig militärischen Personen. Außer diesen waren zwei bebrillte Zivilisten zu bemerken, von denen jeder ein bepacktes Handpferd mit sich führte. Die Marketenderin war an ihrer phantastischen Uniform zu erkennen. Außer ihr befanden sich fünf junge Damen dabei, welche allerliebst zu Pferd saßen, was nicht zu verwundern war, da jede Mexikanerin das Reiten versteht. Es war klar, daß diese Damen zur mexikanischen Demimonde gehörten und mitgeritten waren, um durch ihre erkauften Umarmungen die Offiziere für ihre Strapazen zu entschädigen. Die übrigen Pferde waren Packpferde, alle zusammen hundertundzwanzig Stück, wie der Apache und sein Freund Gerard ganz richtig gezählt hatten.
    Der Kapitän, oder wie wir zu deutsch zu sagen pflegen, der Hauptmann, ritt an der Spitze. Neben ihm der Premierleutnant. Sie waren in der eifrigsten Unterhaltung begriffen.
    „Verflucht, daß uns der Führer davongelaufen ist!“ brummte der Leutnant. „Nun können wir sehen, ob wir den rechten Weg auch wirklich treffen!“
    „Keine Sorge, Leutnant, wir haben ihn“, antwortete der Kapitän. „Ich bin vor unserem Wegzug vorsichtig gewesen und habe mir von einem Vaquero die ganze Gegend beschreiben lassen. Sehen Sie, daß sich da gerade vor uns das Gebirge öffnet? Das muß der Paß sein, den ich suche.“
    „Ein Paß?“ fragte der Oberleutnant, das Monokel so nachlässig in das Auge klemmend, als ob er sich im Parkett eines Theaters befinde.
    „Ja, ein Paß.“
    „In welchem Gebirge?“
    „Zwischen zwei Gebirgen.“
    „Pardon, Kapitän! Ein Paß ist stets nur in einem Gebirge.“
    „O, er kann auch zwei Gebirge scheiden.“
    „Scheiden? Hm? Wahrhaftig, es ist möglich! Also zwei Gebirge. Wie heißen sie?“
    „Links die Sierra del Diablo.“
    „Links? Ah ja, links! Und rechts?“
    „Rechts die Sierra del Cháñate.“
    „Cháñate? Rechts? Ah ja! Hm! Interessant!“
    Er hielt sein Pferd an und betrachtete sich die Berge durch das Augenglas gerade so, als ob er den Schnurrbart eines guten Kameraden nach Motten durchsuchen wolle. Er sowohl als auch der Hauptmann sprachen in jenem näselnden, weltmüden Ton, welcher in Offizierskreisen so gern affektiert wird, und welcher das sicherste Kennzeichen ist, daß hinter der äußeren Maske nur Schutt und Moder zu suchen sei.
    „Und diese Öffnung im Gebirge?“ fragte der Premier weiter.
    „Bildet einen Paß, wie ich bereits sagte“, antwortete der Hauptmann.
    „Und diesen Paß?“
    „Werden wir reiten.“
    „Höchst interessant! Ein Paß, eine Defilee! Wird man da jemand begegnen?“
    „Wem sollte man begegnen?“
    „Hm! Einer hübschen Indianerin.“
    „Ah, Sie verraten Geschmack, Leutnant!“
    „Ich habe gehört, die Comanchinnen oder Apachinnen sollen reizend sein!“
    „Wirklich?“ lächelte der Hauptmann.
    Sein Lächeln war freilich ganz so das eines Faun, wie dasjenige des Lieutenants.
    „Ja, auf Ehre!“ antwortete dieser. „Habe gehört, daß besonders die Apachenmädchen wahre Wunder von Schönheit sein sollen.“
    „Sie erregen wahrhaftig einen Appetit!“
    „Der meinige ist längst da! Sollen schöner und verführerischer sein als die allersüßeste Soubrette oder Chansoneuse.“
    „O, doch nicht!“
    „Auf Ehre! Füßchen und Händchen wie Pepita oder Fanny Elsner.“
    „Weiter!“
    „Waden wie – ah, wie die büßende Magdalena von

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