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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Voraussetzung ist natürlich, daß es sich nicht um eine diskrete Angelegenheit handelt.“
    „So bleiben Sie!“ nickte der Kaiser. „Übrigens muß es doch etwas Wichtiges sein, was den Marschall veranlaßt, nach Cuernavaca zu kommen. Er liebt diesen Ort nicht sehr.“
    Jetzt sah man Bazaine kommen. Er war nicht in großer Uniform und verbeugte sich, als er den Kaiser erreichte, zwar tief, aber doch nicht in jener Weise, welche auf eine aufrichtige Ergebenheit schließen läßt. Es lag in seinem Blick und seiner Miene eine Sicherheit, ein Selbstbewußtsein, was er besser in der Nähe des Kaisers hätte beherrschen sollen.
    „Verzeihung, Majestät“, sagte er, „daß ich es wage, das wohltuende Stilleben dieses Ortes zu unterbrechen.“
    „O, Sie sind mir stets willkommen, lieber Marschall“, sagte Max höflich.
    „Dann bedaure ich um so mehr, Unangenehmes zu bringen.“
    „Ich habe allerdings seit einiger Zeit nicht viel Angenehmes von Ihrer Seite notieren dürfen; darum wird mich das Gegenwärtige nicht sehr überraschen.“
    Es lag in diesen Worten wohl eine kleine Malice; aber Max blickte dabei so freundlich und heiter, daß Bazaine keine Zeit fand, sich zu erzürnen. Er sagte:
    „Befehlen Majestät sofortigen Vortrag der Angelegenheit?“
    „Ich ersuche allerdings darum.“
    „In Gegenwart des Generals?“
    Er warf dabei einen nicht übermäßig freundlichen Blick auf Mejia und machte diesem dabei eine sehr förmliche Verbeugung. Es war diese Frage eigentlich eine Rücksichtslosigkeit gegen den Kaiser und eine Beleidigung für den Mexikaner; aber beide nahmen keine Notiz davon. Max antwortete:
    „Handelt es sich um wichtige Geheimnisse?“
    „O nein, im Gegenteil; um eine sehr öffentliche Angelegenheit.“
    „Nun, Monsieur, dann sprechen Sie sofort!“
    „Die Angelegenheit betrifft nämlich jenen Pablo Cortejo, von welchem ich bereits mehrere Male zu Majestät gesprochen habe.“
    „Es ist mir erinnerlich“, nickte Max.
    „Dieser Mann war bisher scheinbar einfach lächerlich; jetzt aber hat es allen Anschein, als ob er gefährlich werden wolle.“
    „Ah, inwiefern?“
    „Er wirbt an.“
    „Das wäre!“ sagte der Kaiser überrascht.
    „Sogar in der Hauptstadt selbst. Es sind gestern einige seiner Werber arretiert worden. Auch im Hauptquartier scheint er Agenten zu besitzen.“
    „So muß man ihm allerdings auf die Finger sehen!“
    „Er ist mit dem ‚Panther des Südens‘ verbündet, Majestät.“
    „Ich weiß dies bereits.“
    „Ich habe nun erfahren, daß mit Hilfe einer amerikanischen Brigg dem ‚Panther‘ mehrere tausend Gewehre nebst einer großen Quantität Blei und Pulver übermittelt worden sind.“
    „Wo ist das geschehen?“
    „In Guazacoalco. Man hat Jagd auf die Brigg gemacht; sie aber war ein ausgezeichneter Segler und ist entkommen.“
    „Dies ist ein unangenehmes Lebenszeichen des Präsidenten der Vereinigten Staaten.“
    „Ich werde dem Kaiser darüber nach Paris berichten.“
    Max zuckte die Achsel und antwortete:
    „Der Kaiser wird sich mit dieser Angelegenheit wohl kaum erfolgreich befassen.“
    Der Marschall ging über diese Bemerkung leicht hinweg, indem er sagte:
    „Ich bin überzeugt, daß diese Waffenlieferung mit dem neuesten Auftreten dieses Cortejo im Zusammenhang steht, zumal er so dreist ist, während der Nacht Plakate an die Straßenecken kleben zu lassen.“
    „Das wäre allerdings sehr kühn!“ sagte der Kaiser. „Wo geschah das?“
    „In der Hauptstadt selbst.“
    „Ah!“
    „Ich habe sofort die geeigneten Maßregeln getroffen, und bin persönlich zu Euer Majestät geeilt, um Höchstdieselbe um Berücksichtigung des Vorschlages zu ersuchen, den ich die Ehre hatte, bereits einige Male zu machen.“
    „Welchen Vorschlag meinen Sie?“
    „In betreff dieses Cortejo. Er selbst befindet sich im Süden, aber seine Tochter wohnt in Mexiko. Sie bleibt völlig unbehelligt, obgleich sie es wagt, öffentlich gegen die Regierung Eurer Majestät zu konspirieren.“
    „Ich möchte nicht mit Weibern Krieg führen!“
    „Ich auch nicht!“ meinte der Marschall stolz. „Aber ich möchte auch nicht dazu raten, eine Hochverräterin unbestraft zu lassen. Darf ich Eurer Majestät ein Exemplar jenes Plakates zur Durchsicht reichen?“
    „Sie haben es mit?“
    „Ja.“
    „So geben Sie her!“
    Der Marschall zog das Erwähnte aus der Tasche und übergab es dem Kaiser. Dieser las es und wurde dabei von Bazaine scharf beobachtet. Als bei einer gewissen

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