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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stelle sich das Gesicht des Kaisers plötzlich verfinsterte, zuckte ein Blitz der Befriedigung über das Gesicht des Franzosen. Er hätte das Plakat durch einen anderen senden können; aber er war selbst gekommen, um sich diese Befriedigung zu gewähren.
    Als der Kaiser fertig war, übergab er das Plakat an Mejia.
    „Hier, General, lesen auch Sie!“
    Der Angeredete ergriff das Blatt und las folgendes:
    „An alle braven Mexikaner und freien Indianer:
    Der Feind ist eingedrungen in unser Land; er befindet sich bereits seit längerer Zeit in demselben. Er verwüstet unsere Ernten, zerstört die Früchte unserer Arbeit, verführt unsere Frauen und Töchter und tötet unsere Männer, Brüder und Söhne.
    Der Mann in Paris, einst selbst ein verachteter Flüchtling, hat es gewagt, uns einen Regenten zu senden, welcher sich Kaiser von Mexiko nennt. Dieser Mann ist ein Geschöpf Napoleons, dessen Speichel er untertänig leckt. Mexikaner, dürfen wir das dulden? Nein! Wir wollen uns erheben wie ein Mann und diese Fremdlinge aus dem Land jagen!
    Bereits schärft der ‚Panther des Südens‘ seine Tatzen; er ist zum Sprung bereit. Auch wir wollen zu den Waffen greifen. Es ist für alles gesorgt, was notwendig ist, den Feind zu besiegen. Wir besitzen Waffen, Munition und Proviant, aber es fehlen die Männer, welche zeigen wollen, daß sie brave Mexikaner und freie Indianer sind.
    Darum soll an allen Orten geworben werden. Wir werden in kurzer Zeit ein Heer bilden, vor welchem die Franzosen die Flucht ergreifen werden. Die Werber sind ausgesandt. Ihr werdet ihre Stimmen hören und sie daran erkennen, daß sie Euch meinen Namen nennen. Schließt Euch ihnen an; folgt ihnen zu den Versammlungsplätzen, zu denen sie Euch führen werden. Damit wird die Sonne der Freiheit aufgehen über Mexiko, und wir werden die Bedrücker unseres Vaterlandes von den Bergen hinabjagen in die Fluten des Meeres, welches sie verschlingen werden, wie es einst mit Pharao geschah.
    Pablo Cortejo.“
    Als Mejia das Schriftstück gelesen hatte, fragte ihn der Kaiser:
    „Nun, General, was sagen Sie dazu?“
    Der Gefragte zuckte mitleidig die Achsel und antwortete:
    „Ein elendes Machwerk!“
    „Aber doch im hohen Grad gefährlich!“ fügte Bazaine hinzu. „Es wird hier der öffentliche Aufruhr gepredigt. Man muß hier mehr tun als bloß die Achsel zucken.“
    Mit diesen Worten war natürlich Mejia gemeint. Um eine scharfe Entgegnung desselben zu verhüten, fiel der Kaiser schnell ein:
    „Ich bin ganz einverstanden. Aber was meinen Sie, was geschehen soll?“
    „Zunächst muß man die Tochter dieses Mannes verhaften“, antwortete Bazaine.
    Max schüttelte den Kopf.
    „Sie ist ungefährlich“, sagte er.
    „Sie hat bereits das Gegenteil bewiesen, Majestät!“ warnte Bazaine.
    „Sie war nur lächerlich; ich sagte dies bereits dem General.“
    „Ferner muß man in dem Haus dieses Cortejo aussuchen.“
    „Das mag geschehen.“
    „Sodann muß man seine Besitzungen einziehen.“
    „Hat er welche?“
    „Ganz bedeutende.“
    „Verzeihung!“ fiel da Mejia ein. „Soviel ich weiß, gehören diese Besitzungen dem Grafen Rodriganda, dessen Sekretär Cortejo nur war.“
    „Ich meine, Rodriganda ist verantwortlich, wenn er einen Hochverräter anstellt“, sagte der Marschall.
    Der Kaiser machte eine abwehrende Handbewegung und meinte:
    „Keine Gewalttätigkeit, lieber Marschall! Sie sind Höchstkommandierender und dürfen militärische Maßregeln ergreifen; diese Angelegenheit gehört vor mein Forum. Ich werde aussuchen lassen; aber das Mädchen soll nicht verhaftet werden. Man soll sie verbannen. Sie mag aus dem Land gehen und dort ihre Verführungskünste betreiben.“
    Bazaine sprach dagegen, drang aber nicht durch, so daß er sich schließlich mit unterdrücktem Zorn entfernte. Als er fort war, sagte der Kaiser zu Mejia:
    „Sie haben das Plakat aufmerksam gelesen?“
    „Ja, Majestät.“
    „Auch jene Stelle?“
    „Welche Stelle meinen Eure Majestät?“
    „In welcher es heißt, ich sei das Geschöpf Napoleons, dessen Speichel ich lecke?“
    „Leider mußte ich auch diesen Passus lesen!“
    „Ich habe da gesehen, daß Sie vorhin recht hatten. Aber ich werde diesen Herren beweisen, daß ich keineswegs eine Kreatur Napoleons bin. Haben Sie Bazaine beobachtet, als ich las?“
    „Sehr scharf, Majestät.“
    „Bemerkten Sie etwas?“
    „Ah, Majestät meinen jenen Blick der Genugtuung?“
    „Den er auf mich warf, als ich jene Stelle las. Ich

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