47 - Die Geißel von Antares
entfernt als je zuvor.
Meine Wachen waren auf allen Seiten des Tempels postiert gewesen; als wir uns gesammelt hatten, war jede Hoffnung versiegt, daß vielleicht doch jemand die Flucht der Dokerty-Priester beobachtet hatte. Veda hatte nie behauptet, daß ihre Zeichnung vollständig war. Offenbar hatte es noch einen anderen Weg nach draußen gegeben. Trotzdem, bei Vox, wären die Priester auf eine der umgebenden Straßen gelaufen, hätte der eine oder andere meiner Jungs die gotteslästerlichen Cramphs sehen müssen.
Die bedrückte Versammlung fand in einem Hinterzimmer der Schenke Zum Pronto und Risslaca statt, von dem man mir versichert hatte, daß es Schutz vor neugierigen Augen und Ohren bot. Wir tranken mürrisch unser Ale.
»Ein geheimer Tunnel!« stieß ich hervor und wischte mir Schaum vom Mund. »Das muß es sein.« Ich warf meinen Männern einen strengen Blick zu. »Zieht überall Erkundigungen ein. Jemand muß sie gesehen haben.«
»Quidang!« Wir wuschen und säuberten uns.
Schnell wurde ein Plan entworfen, und sie brachen auf, dazu entschlossen, die Antwort zu finden. Ein paar Läufer blieben zurück, um bei einem Erfolg die anderen zu benachrichtigen.
Die von ganzem Herzen kommende Unterstützung dieser Männer und die sofortige und bereitwillige Akzeptanz meiner Befehle mußte man dem Yrium zuschreiben, mit dem ich sowohl gesegnet als auch verflucht war. Ob nun gut oder böse, ich verfügte nun einmal über diese Macht, die so weit über normales Charisma hinausging. Darum hatten mich die Herren der Sterne auserwählt; davon war ich fest überzeugt. Ich hätte gut darauf verzichten können, von mir aus hätte es sofort erlöschen können, bei Vox! Doch ich mußte mich mit ihm und den gewaltigen Problemen, die es mit sich brachte, abfinden.
Der Polsim Naghan die Mücke brachte die Nachricht. Die anderen Diff-Rassen beschreiben die Polsim mit ihren frettchenhaften Gesichtern und ihrer schnellen Auffassungsgabe im allgemeinen als verschlagen und durchtrieben. Sie ziehen es vor, sich für schlau und gerissen zu halten. Er betrat die Schenke mit jenem typisch unauffälligen, schleichenden Gang, der den Polsim eigen ist. Sein schmales, schnurrbärtiges Gesicht lächelte, als ein Krug Ale herübergereicht wurde.
»Es war ein Tunnel, Jik. Der Ausgang befindet sich in der Nähe des Tempels von Tolaar auf der Straße der Angeketteten Veesons.« Ein Veeson ist ein in Balintol vorkommendes Raubtier, das große Ähnlichkeit mit einem Leem hat. »Sie zogen nordwärts in Richtung Santoro. Eine verflixt große Abteilung Katakis bewachte den Konvoi.« Er trank einen ordentlichen Schluck. »Sie hatten alle gute Reittiere und reisten schnell. Teuflisch schnell, wie mein Informant meinte.«
»Sie werden unauffindbar sein, bevor wir uns in die Sättel schwingen und ihnen folgen können«, rief Harpion der Blasse aus. »Verdammte Katakis.«
»Ich brauche fünf Freiwillige«, sagte ich.
Natürlich meldeten sie sich alle. Eine heiße Debatte brach aus.
Kompromißlos wählte ich Molar Na-Fre und Nalan ti Perming aus. Ich kannte ihren Mut. Perempto schaute mich finster an, also war auch er dabei. Naghan die Mücke war der nächste, da er die Information aufgetan hatte und ein verschlagener oder gerissener Teufel war – entscheiden Sie, was davon stimmte.
Er hatte sich im Kampf gegen C'Cherminas Wachen gut gehalten und in dessen Verlauf Nath dem Sänger die Haut gerettet. Die beiden waren eine ungewöhnliche Freundschaft eingegangen. Also nahm ich Nath den Sänger ebenfalls mit. Diese fünf ausgewählten Jurukker mußten ausreichen, um die Angelegenheit zu erledigen. Ich gab den anderen ihre Befehle und schenkte ihren niedergeschlagenen Gesichtern keine Beachtung. Sie würden zu uns stoßen, sobald sie konnten.
Elten Naghan Vindo, der vallianische Botschafter in Caneldrin, hatte Geld vorstrecken müssen, nachdem die Herren der Sterne mich aus Kildrin zurückgeholt hatten. Über die Summen, die ich in unseren über ganz Kregen verteilten Botschaften und Konsulaten bekam, wurde genau Buch geführt, und zwar von Enevon Ob-Auge, meinem persönlichen Stylor, der zu Hause in unserem befestigten Palast Esser Rarioch in Valka lebte.
So war ich in der Lage, den Wucherpreis zu bezahlen, den der Angestellte des Schweberdroms verlangte. Mein Schweber hatte Platz für sechs Mann.
Auf dem Weg dorthin waren wir einer häßlichen Horde von Dokerty-Freunden begegnet, die bereit waren, jeden Anhänger Tolaars zusammenzuschlagen,
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