47 - Die Geißel von Antares
der ihnen über den Weg lief. Man machte Tolaars Anbeter für das Feuer im Dokerty-Tempel verantwortlich. Das gefiel mir gar nicht, das können Sie mir glauben, aber so war das nun mal, da die beiden rivalisierenden Religionen ständig im Kampf lagen.
Der Schweber erhob sich anmutig in die frische kregische Luft. Ah! Wenn einem der süße kregische Wind das Haar zerzaust, wenn tief unter einem das Land mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vorbeirast, wenn einen die reine Lust am Fliegen packt – das ist eine Erfahrung, die man nur auf Kregen machen kann und nie vergessen wird!
Die Jungs waren seltsam still, während ich das Flugboot steuerte.
Zweifellos dachten sie darüber nach, was sie am Ende dieses aufmunternden Fluges erwartete – unter anderem verdammte Katakis mit blankem Stahl.
Doch ich hätte es besser wissen müssen, bei Krun!
Sie konzentrierten sich auf ihr Spiel; um zu siegen, mußte numerierte Vierecke so plaziert werden, daß sie einerseits eine Sequenz vollendeten, andererseits aber den Gegner genau daran hinderten. Das Spiel hieß San Vesters Herausforderung, nach dem Seher, der es vor tausend Perioden oder so erfunden hatte.
Diese Männer waren abgehärtete Paktuns, Söldner, die ihren Sold empfingen und für das Gold ihre Pflicht taten. Wenn wir unser Ziel erreichten, würden sie sich über die Katakis Gedanken machen. Bis dahin vertrieb ein kleines Spiel die Zeit.
Die Partie Vesters erlebte eine kurze Unterbrechung, als wir den Proviantkorb öffneten, den Indros der Stämmige, ein feister kleiner Och, dem das Zum Pronto und Risslaca gehörte, uns mitgegeben hatte. Während der Schweber durch die Luft jagte, schlangen wir das Essen hinunter und tranken das Ale.
So lebten wir von Augenblick zu Augenblick. Vor meinem geistigen Auge blitzten gelegentlich die schrecklichen Bilder von Erwin dem Plappermaul auf, wie er in den feurigen Abgrund stürzte. Die Flammen wanden sich um seinen jungen Körper, verbrannten und zerstörten ihn. O nein! Ich würde Erwin das Plappermaul nie vergessen.
Den Tod eines braven jungen Burschen aus Valka mußte man als natürlichen Bestandteil im Gefüge des Lebens akzeptieren, eines Lebens, das unbarmherzig weiterging. Für mich war es daher von lebenswichtiger Notwendigkeit, nicht zurück, sondern geradeaus nach vorn zu sehen. In der Zukunft lauerte die Kataki-Wache. Die Jibrfarils würden ein Problem darstellen, soviel stand fest, aber mir war bekannt, daß die verdammten Dokerty-Cramphs die Katakis aus ihren innersten Geheimgemächern heraushielten. Die dortigen Wachen waren Angehörige ihres dunklen Glaubens. Diese Tatsache war von äußerster Wichtigkeit.
Das Land, das wir überflogen, veränderte langsam sein Antlitz, und die ertragreiche Landwirtschaft mit ihren ordentlich angelegten Feldern und Bauernhöfen und Dörfern wich einem Waldgürtel. Dahinter begann die Ödnis. Es war keine richtige Wüste, da der spärliche Bewuchs die tief in der Erde fließenden Wasseradern gefunden und dort Wurzeln geschlagen hatte; trotzdem machte die Gegend einen äußerst düsteren Eindruck.
Kurz darauf ragte eine felsige Erhebung aus dem unfruchtbaren Wüstenboden, die immer größer wurde und sich in eine phantastische Masse aus nacktem Fels verwandelte.
Bei einem meiner Besuche auf der Erde in der jüngsten Vergangenheit hatte ich das Glück gehabt, mich mit Geotektonik beschäftigen zu können; die Savanti im weit entfernten Aphrasöe wußten allerdings darüber ebenso Bescheid wie über die Kontinentalverschiebungen. Natürlich ist ihr Wissen nichts im Vergleich mit dem der Herren der Sterne – jedenfalls soweit mir bekannt ist, bei Krun!
Vor unzähligen Zeitaltern war an dieser Stelle die Erde Kregens erbebt, diese gewaltigen Felsschichten hatten sich steil in die Höhe geschoben, waren gekippt und im Winkel von fünfundvierzig Grad zur Ruhe gekommen. Die Elemente und die Zeit hatten sie zu unzugänglichen Berggipfeln und Klüften erodiert, es waren Furchen von so ausladender Größe entstanden, daß ganze Städte in ihnen Platz gehabt hätten.
Jene uralten titanischen Erdbewegungen hatten unterirdische Wasseradern freigesetzt, denn in den Klüften ballte sich Grünzeug. Auf der einen Seite stürzte ein Wasserfall in die Wüste hinab, wo er im trockenen und hungrigen Sand versickerte. Dort unten standen Häuser.
Das also war Santoro.
»Wir haben keine Karawane gesehen!« stieß Perempto in seiner ungestümen Khibilart hervor. »Bei den Kobolden von Khabriana!
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