47 - Die Geißel von Antares
Besitzer angehört hatte, einige Privilegien genoß, paßten mir einigermaßen. Wie gewöhnlich waren sie an den Schultern etwas zu eng; zweifellos würden sie bei der ersten Anstrengung in diesem Höllenloch zerreißen.
Sein Braxter war nur billige Massenware, auf keinen Fall Krasny-Arbeit. Garantiert würde er beim ersten richtigen Schlag entzweibrechen. Den Dolch herauszuziehen war unangenehm, aber unumgänglich. Die Uniform war überwiegend in Krapprot gehalten, die Rüstung ein Schuppenpanzer. Die einzelnen Schuppen waren größer, als es bei erstklassigem Material üblich gewesen wäre, und bestanden aus Bronze. Als ich die Pfeile untersuchte, stellte ich fest, daß die Spitzen wie vermutet aus Obsidian hergestellt worden waren. In einem Land, in dem Eisen und Stahl von zweifelhafter Qualität waren, verrieten Pfeilspitzen aus Feuerstein oder Obsidian eine Menge gesunden Menschenverstand.
Bei dem Bogen handelte es sich um keinen der großen lohischen Langbogen, es war nicht einmal ein gewöhnlicher Bogen, sondern ein zusammengeleimter Kompositbogen. Er schoß geradeaus und gut, wie ich bezeugen konnte, gleichgültig, was mein Kamerad Seg Segutorio dazu gesagt hätte.
Natürlich hatte ich keinen Augenblick lang vor, den Platz des Wächters einzunehmen. Der arme Kerl war tot und würde irgendwann aufgefunden werden. Ich mußte meine Mission erfüllen.
Meine abgelegte, rußgeschwärzte, angesengte Kleidung mit den Brandlöchern würde den verdammten Dokerty-Freunden ein hübsches Rätsel aufgeben, wenn sie sie fanden. Die Vorstellung bereitete mir Vergnügen. Schlechtes Cess für sie alle!
Die Rüstung hatte nur wenig Blut abbekommen, das ich mühelos mit meinen zerlumpten Sachen abwischen konnte. Dann ging es los!
Ich hatte starke Zweifel, daß ich in einem felsigen Berg wie diesem hier auf viele Geheimgänge stoßen würde. O ja, natürlich würde es ein paar geben. Schließlich war das hier Kregen. Aber es ist wesentlich einfacher, Geheimtüren und -gänge zu bauen, wenn man ein Gebäude von Grund auf errichtet. Diesen Fels zu durchbohren war harte Arbeit, deshalb würde es hinter den Wänden nur wenige Geheimgänge geben.
Trotzdem würde ich nach ihnen Ausschau halten, für den Fall aller Fälle.
Ich zog die Uniform zurecht, rückte das Schwert an die richtige Stelle und marschierte den Gang entlang. Die Tür am anderen Ende war verschlossen, aber unverriegelt.
Ja, ich bin schon oft in feindliche Festungen eingedrungen. Doch wie ich bereits ausgeführt habe, ist es jedesmal anders. Wer konnte wissen, was einen erwartete? Mir blieb nichts anderes übrig, als mich leise vorwärts zu bewegen, Augen und Ohren offenzuhalten und für alle lauernden Gefahren bereit zu sein.
Die Tür schwang auf, und ich wurde überrascht. Die untergehenden Sonnen warfen lange Schatten über ein Tal, das von Vegetation förmlich erdrückt wurde. An den Hängen auf der gegenüberliegenden Seite waren terrassenförmige Felder angelegt worden. Von der steinernen Plattform unter meinen Füßen schlängelte sich ein Weg aus festgestampfter Erde bis zum Waldrand, wo er sich verlor. Ich drehte mich um.
Über der Tür erhob sich die Hinterseite des Wachturms. Das erklärte, warum der Nachschub durch die tiefergelegene Tür an der Außenwand hineingebracht wurde. Ich wandte mich wieder dem Weg zu, als ich plötzlich im linken Augenwinkel einen merkwürdigen Lichtblitz wahrnahm.
Sofort sah ich mir das Mauerwerk genauer an. Die Steine waren grau und – nun ja, einfach nur Steine. Hier funkelte kein Licht. Seltsam!
Ich wandte mich in die andere Richtung, und derselbe türkisfarbene Lichtblitz flackerte in meinem rechten Augenwinkel auf.
Mir kam ein furchtbarer Gedanke; meine Hand umklammerte den Schwertgriff so fest, daß die Knöchel weiß hervortraten.
Türkisfarbenes Licht!
Ich blieb völlig reglos stehen und beschattete meine Augen, als wollte ich in das bewaldete Tal unter mir hinabschauen. Dann ließ ich die Augen rollen und blickte langsam und vorsichtig zur Seite. Aus der Peripherie nimmt man oft Gegenstände wahr, die einem auf direktem Wege verborgen bleiben.
Da war ein türkisfarbener Glanz, er flackerte und war kaum zu sehen, aber er war da, eine Realität und keine Einbildung.
Aber nein! Er war nicht wirklich real, er stammte eigentlich nicht einmal aus unserer Dimension. Die Einzelheiten nahmen Gestalt an. Ja, bei Vox! Es war das Auge, dasselbe verdammte Auge, das mir schon einmal nachspioniert hatte.
So groß
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