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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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überwältigt und wie gelähmt von diesem Angriff auf seine Sinne, während er versuchte, zu erkennen, was in der Arena passierte.
    Der Kampfboden sah aus wie ein Schlachtfeld, übersät mit brutal zerfetzten und verstümmelten Leichen. Das Brüllen, das er gehört hatte, erklang wieder und übertönte den Lärm der Menge, und er erblickte …
das konnte nicht sein … ein
oni
?
    Ein enormer
yōkai
drehte sich im Zentrum der Arena um sich selbst und beobachtete den Raum um sich herum. Sein Leib spottete der menschlichen Form. Er hatte die Größe eines Ochsen, wenn dieser auf seinen Hinterbeinen gehen könnte. Scharfe Hörner sprossen aus seiner Stirn, seine schuppige, raue Haut war bedeckt von menschlichem Blut. Aber die gewaltige, am anderen Ende mit einer Kugel beschwerte Kettensichel, die der
oni
trug, hatte wohl den meisten Schaden an den verstümmelten Leichen angerichtet, die überall auf dem Boden der Arena verstreut lagen.
    Das Ding brüllte wieder, wirbelte die Kettensichel über dem Kopf herum und forderte so den einzigen Menschen heraus, der im Käfig noch am Leben war. Der
oni
blockte seine Fluchtversuche und die Versuche, sich zu ducken oder auszuweichen, ab, bis er ihn endlich in einer Ecke festgesetzt hatte. Bedrohlich ragte er über dem Menschen auf, der sich in offenbarem Schrecken zusammenkauerte, als sei er ein Kind.
    Der
oni
holte weit mit der Kettensichel aus, um einen brutalen Schlag zu landen. Instinktiv schloss Oishi die Augen.
    Dann öffnete er sie wieder.
Dieser Mann

    Er sah, wie die Beute des
oni
sich von den Gitterstäben abstieß und in die Luft sprang: Sein
katana
schimmerte blutrot auf, als er damit ausholte und den Körper des
oni
von der Schulter bis zum Bauchnabel spaltete, mit einem perfekten Schlag durch Herz, Lungen und die inneren Organe schnitt, während er selbst sicher auf dem Boden landete.
    Der
oni
schwankte. Dann fiel er langsam mit einem dumpfen Schlag auf den Rücken. Die Schiffsplanken erbebten, und endlich konnte Oishi einen Blick auf den Überlebenden der Schlacht werfen.
    Noch ein Teufel
. Es hätte zumindest einer sein können, denn er war so über und über mit Blut bespritzt, dass er beinahe so rot schien wie der erschlagene
oni
selbst. Langes, schmutziges Haar verdeckte sein Gesicht. Aber Oishi wusste, wen er vor sich sah, obwohl er den Sieger noch nicht klar erkennen konnte. Diesen tödlichen Schwertstreich hatte nur einer ausführen können:
Kai
.
    Oder jemand, der einst Kai gewesen war.
    »
Und er mag Euch verändert vorkommen
.« Jetzt verstand Oishi die volle, grausige Ironie hinter dem Grinsen des
kapitan
. Das, was da stand und hinaus in die Menge starrte, war nur die gefolterte, unmenschliche Hülle des Mannes, der einst auf den Namen Kai gehört hatte.
Gnädiger Buddha, steckte da überhaupt noch so etwas wie ein menschlicher Geist oder eine menschliche Seele in dieser Kreatur?
    Die Matrosen und die Hafenarbeiter waren über Kais Sieg geradezu verrückt geworden und schrien: »
Half-bloed! Half-bloed! Half-bloed!
« Sogar die Holländer erkannten, was er war, dachte Oishi. Ob er nun weniger als ein Mensch war oder mehr, sie hatten Kai niemals jemand als ihresgleichen angesehen oder gar als ihren Bruder behandelt.
    Es war ihm unverständlich, dass sein eigenes Volk, das die Bedrohung von äußeren Eindringlingen so hasste und fürchtete, und Ausländer, die hätten bleiben sollen, wo sie herkamen und doch um die halbe Welt segelten, um mit völlig Fremden zu handeln, genau das Gleiche über ein Halbblut dachten. Dass beide Völker einen Mann zurückwiesen, der ihnen mehr glich, als sie einander.
Aber andererseits … vielleicht ist das gar nicht so unverständlich
.
    Der Gedanke berührte ihn auf sehr unangenehme Weise. Er schob ihn fort und fragte sich, was wohl als Nächstes geschehen würde.
Was er tun würde, wenn Kai nicht

    Plötzlich begann sich das eiserne Gitter vor ihm zu heben. Hastig ließ er es los und trat zurück. Die Männer hinter ihm stießen ihn jedoch wieder nach vorn, in die Arena hinein. Das Gitter fiel klirrend hinter ihm herab.
    Verwirrt blieb Oishi wie angewurzelt stehen. Überall um ihn herum sah er die johlende, fuchtelnde und laut Wetten abschließende Menge durch die blutbespritzten Gitterstäbe. Er erblickte den
kapitan
unter ihnen. Er grinste auf Oishi herab, während er an zwei kaum bekleideten Prostituierten herumfummelte, von denen er eine in jedem Arm hatte. Der
kapitan
lachte mit seinen Männern über etwas, und

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