47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Oishi hatte keinen Zweifel, dass er das Thema des Scherzes war.
Etwas rüttelte an den metallenen Stäben des Käfigs über seinem Kopf. Oishi sah auf und war noch überraschter, als er den tätowierten Insulaner sah, der auf dem Käfig saß, als sei er eine dämonische Katze. Der Skelett-Mann hielt ein Schwert in der Hand und ließ es durch das Gitter hindurch herabbaumeln. Dann ließ er es mit einem Nicken fallen und bedeutete Oishi, es an sich zu nehmen.
Die Menge brüllte ihre Zustimmung und wartete darauf, dass Oishi es aufhob. Der Insulaner hob verwundert die Augenbrauen, als Oishi wütend den Kopf schüttelte. Stattdessen sprach er Kai an, der nun, sein blutiges Schwert in der Hand, langsam und wachsam durch die Arena auf ihn zukam.
»Kai!«, rief Oishi wieder und betete, dass der Klang seines eigenen Namens Kai vielleicht aus dem Albtraum seines Blutdursts weckte.
Aber Kai schien ihn nicht zu hören, geschweige denn seinen eigenen Namen zu erkennen. Das Halbblut war wahrhaftig zu einem Dämon geworden. Ironischerweise schien das menschlichste an ihm noch sein Körper zu sein, so schrecklich blutüberströmt und voller Narben dieser auch war. Er hatte sein Haar jetzt zurückgeworfen, sodass er einen klaren Blick auf das werfen konnte, was er als Nächstes zu töten hatte. Oishi sah die seltsamen Narben auf seiner Stirn – die er vor so vielen Jahren zum ersten Mal gesehen hatte, an dem Tag, als Fürst Asanos Jagdtrupp den Flüchtlingsjungen gefunden hatte.
»
Kai ...!
« Er versuchte ein letztes Mal, zu Kai durchzudringen, und sah ihm in die Augen. Aber noch bevor der Ruf verklungen war, wurde er von einem Gongschlag verschluckt.
Kai reagierte auf den Gong wie ein Kampfhund, den man von der Leine gelassen hatte. Mit einem Schrei, der so unmenschlich war, dass Oishi erstarrte, rannte Kai mit erhobenem Schwert auf ihn zu. Oishi ergriff das Schwert von den Bodenplanken – gerade rechtzeitig, um den ersten von Kais wütenden Hieben zu parieren. Sofort prasselten weitere Schläge auf ihn ein, sodass er Mühe hatte, sein Gleichgewicht zu finden und es zu behalten, und gleichzeitig verzweifelt die Schläge des Halbbluts abzuwehren. Er brauchte jede Unze seiner Kraft und jedes Bisschen seines Trainings, um nicht einfach in Stücke geschnitten zu werden und die Hiebe abzuwehren.
Er parierte erneut, mit einer Stärke, die schierer Verzweiflung entsprang, und holte mit dem Schwert aus. Kai schlug die Klinge verächtlich mit dem Rücken seiner ungeschützten Hand fort und griff noch heftiger an. In seinen Augen spiegelte sich kein Wiedererkennen, selbst im Kampf Mann gegen Mann nicht – keine Rachsucht, nur eine blinde Wut, als wäre das, was Kai wirklich wollte, einfach nur zu töten und wieder zu töten, bis die Welt knietief in Blut versank.
Die Menge johlte nun noch lauter und übertönte damit beinahe das Klirren und Klingen von Kais Schwerthieben und Oishis Paraden. Oishi verteidigte sich basierend sowohl auf seinen Erinnerungen an die Art, wie Kai kämpfte, als auch auf dem, was Kai
tatsächlich
tat. Mehr und mehr verließ er sich dabei einzig auf seinen Instinkt. Er selbst war einer der besten Schwertkämpfer in der Burg Ako gewesen, aber nichts, was er je gelernt hatte, hatte ihn auf eine solche Attacke eines einzigen Mannes vorbereitet.
»
Half-bloed! Half-bloed!
« Die frenetische Menge feuerte Kai weiter an, als würde er noch nicht seine ganze Kraft einsetzen.
Oishi war überrascht von Kais wilder Reaktion und erkannte, dass er zum ersten Mal in seinem Leben um sein Leben kämpfte. Aber dass er nicht zu Boden ging, machte Kai nur wütender. Er benutzte nicht nur sein Schwert, sondern auch Knie, Ellbogen und Fäuste. Der Schmerz schien ihm dabei ebenso wenig bewusst zu sein wie die Menschlichkeit seines Gegners oder seine eigene. Mit einer plötzlichen Drehung des Arms, die bei jedem anderen zu einer ausgekugelten Schulter geführt hätte, schlug er schließlich Oishi das Schwert aus der Hand. Ein Faustschlag ließ seinen Feind zu Boden gehen. Als Kai das Schwert erneut zum tödlichen Schlag erhob, riss Oishi den Arm hoch und schrie ein Wort: »Mika!«
Kais Schwert erstarrte mitten in der Bewegung. Er sah auf Oishi herab, und dieser erkannte so etwas wie Unglauben in seinem Blick ... dann Skepsis ... und schließlich ein Wiedererkennen.
Um sie herum schrie die Menge nach Blut. Über ihnen schrie der Insulaner etwas Unverständliches zu Kai hinab, um ihn dazu zu bringen, Oishi den Todesstoß zu
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