47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
mit Worten auszufechten oder seinen Rivalen unsichtbare Klingen der Gerüchte und Anspielungen in den Rücken zu stoßen. Doch wenn er ein wahrer
daimyō
mit reichen Ländereien, um die ihn andere beneideten, sein wollte ... wenn er sein ehrgeiziges Ziel, mehr als nur Ako zu regieren, erreichen wollte ... dann benötigte er physische Präsenz und Mut, um anderen den Respekt, nach dem ihn verlangte, abzunötigen. Beides besaß er nicht.
Jetzt hatte sie ihm zumindest die Saat dafür eingepflanzt und hoffte, dass sie wachsen und gedeihen möge, obwohl er immer noch von dem kalten, unerreichbaren Herz der Dame Mika besessen war. Sie hätte ihm die liebende Hingabe der Dame Mika viel einfacher verschaffen können, als die Stärke und Fertigkeiten, die er brauchte, um sich im Kampf zu behaupten.
Doch er gehörte
ihr. Sie liebte ihn aufrichtig – seine Schönheit und seine Härte, seine Leidenschaft und seine Ängste – und brauchte keinen Zauber, der sie für sein wahres Wesen blind machte. Sie verstand ihn, sie waren sich in so vielen Dingen ähnlich.
Und sie wusste, dass auch er sie aufrichtig liebte, trotz seiner menschlichen Fehler. Seine Begierde für die Frau, die nichts weiter war als eine Spielfigur, ein Symbol für alles, was er nach dieser Partie
shōgi
sein würde, würde sich spätestens dann in Langeweile verwandeln, wenn er herausfand, dass mit einer Frau zu schlafen, die einen hasste, so stimulierend war wie Sex mit einer hölzernen Spielfigur zu haben.
Sie würde ihre Rivalin dulden, bis Kira in seiner neuen Rolle als Fürst Asano, Herrscher über Ako, fest im Sattel saß. Danach gab es Mittel und Wege, das Problem ihrer Rivalin zu beseitigen, wenn die Dame Mika ihre Ehe und ihre Demütigung nicht sogar freiwillig beendete oder Kira auch dann noch besessen von ihr war, wenn sie ihm gehörte. Er würde keinen Verdacht schöpfen.
Kira stand atemlos da, während man seinen bedauernswerten Gegnern vom Übungsplatz half. Seine Aufmerksamkeit wandte sich langsam der Gestalt zu, die vom Tor des oberen Hofs her auf ihn zukam. Es handelte sich um den Leiter seines persönlichen Geheimdiensts, der dem des Shoguns in seiner Gründlichkeit, wenn es darum ging, seine persönlichen Feinde auszuspionieren, in nichts nachstand. Er ging dem Mann entgegen und war wie immer über dessen unangekündigtes Eintreffen beunruhigt.
Der Mann fiel auf die Knie und verbeugte sich. Dann hob er seinen Kopf und sagte: »Herr, verzeihen Sie mir. Das Halbblut ist von der Insel der Holländer geflohen.« Er hielt inne, und das Unbehagen war ihm anzusehen. »Man sagt, ein Samurai hätte ihm geholfen.«
Kiras Blick verfinsterte sich, und sein Gesichtsausdruck verriet Besorgnis und einen Anflug von Furcht. »Gibt es Neues von Oishi?«, verlangte er zu wissen.
Der Spion schüttelte den Kopf. »Er hat sich zu den Freudenhäusern Kyotos aufgemacht, nachdem seine Frau sich von ihm getrennt hatte, doch seitdem hat man ihn nicht mehr gesehen.«
Wie eine Laterne im Tageslicht
..., dachte Kira verärgert. Der Mann sah wieder zu Boden, und Kira ahnte, dass ihn noch mehr schlechte Nachrichten erwarteten.
»Einer Eurer Grenzposten wurde gestern angegriffen. Fünf Männer wurden getötet.«
Kira fluchte leise. Er befahl dem Mann, aufzustehen, und entließ ihn. Sein Geheimdienstoffizier entfernte sich eilig. Kira wandte sich an Mitsuke, die auf den Hof hinausgetreten war und zugehört hatte. »Finde sie«, fuhr er sie barsch an. Er erteilte ihr Befehle, als würde sie ihm nicht mehr bedeuten als die erbärmlichen Kerle, die noch immer darauf warteten, sich von ihm verprügeln zu lassen.
Sie erwiderte seinen Blick mit derselben Kälte. »Welche leeren Versprechungen werdet Ihr mir diesmal machen?«, fragte sie. Sie war getroffen und ließ ihn ihren Unmut über seine Arroganz spüren.
Plötzlich wurde Kiras finsterer Blick hässlich. »Ich habe dich aufgenommen und dich beschützt, Hexe! Verweigere mir den Gehorsam und ich werde dich freisetzen und gemeinsam mit deinesgleichen zur Strecke bringen lassen!«
Sie hielt seinem Blick stand, doch in ihren Ärger mischten sich plötzlich Schmerz und ein Anflug von Angst. Sie verbeugte sich tief und anmutig, hauptsächlich um ihre Befürchtungen zu verbergen, denn aus Gehorsam.
Er wandte sich ab und gab zwei weiteren bedauernswerten Soldaten zu verstehen, sie sollten vortreten und sich ihm stellen. Ärger und Furcht schärften jede seiner Bewegungen, und er war mehr als bereit, seinen Zorn an ihnen
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