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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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gegenüber niedergelassen hatte.
    »Ich bin dort aufgewachsen«, sagte Kai und schaute weg, »bevor ich nach Ako geflohen bin.« Er sah wieder hoch. Oishi starrte ihn ungläubig an.
    »Die Narben auf deinem Kopf ...« Oishi zeigte auf einige, die nicht vollkommen durch das Haar des Halbbluts verborgen waren, und erinnerte sich an die seltsame, in seine Kopfhaut geritzte Inschrift, die sie gesehen hatten, als er damals in der Burg ankam. »Haben sie dir das zugefügt?«
    »Ja.« Kai hob seine Finger und berührte die Narben über seinen Augen so vorsichtig, als handle es sich um frische Wunden, sagte aber nichts weiter.
    Oishi versuchte, sich daran zu erinnern, was er über
tengu
wusste ... Dämonen, von denen so ziemlich alles behauptet wurde: Es reichte von fliegenden Schelmen, die nicht besser waren als Krähen, bis hin zu Gestaltwandlern, die brutale Kämpfer waren und ihre dämonischen Mächte dazu nutzten, um ihre eigenen Schwerter zu schmieden. »Und sie haben dich das Kämpfen gelehrt?«
    »Ja«, antwortete Kai wieder. Er sah Oishi erschöpft an, als erwarte er, dass dieser ihm die Wahrheit, die er jetzt zu hören bekam, nicht glauben würde.
    Doch Oishi hörte nicht zum ersten Mal eine Geschichte über einen Mann, der die Kampfkünste von den
tengu
gelernt hatte. Die Legende besagte, dass
tengu
den General Minamoto no Yoshitsune als Jungen während des Genpei-Krieges vor fünfhundert Jahren ausgebildet hatten. Dasselbe wurde auch vom Kommandanten in Hideyoshis Armee vor weniger als anderthalb Jahrhundert behauptet.
    Außerdem gab es Geschichten, dass Miyamoto Musashi eine
nue
besiegt hatte ... doch in seinem
Buch der Fünf Ringe
erwähnte er mit keinem Wort das Töten von
yōkai
...
    Doch jetzt da er den gehetzten Ausdruck in Kais Augen und die merkwürdige Inschrift darüber sah, erschienen Oishi die alten Märchen über
tengu
absolut glaubhaft.
    Kai sah auf seine Hände hinunter, die mit alten Narben und halb verheilten Wunden von seiner Zeit auf der Insel der Holländer übersät waren. »Sie wollten mir zeigen, dass dieses Leben nichts außer dem Tod zu bieten hat. Sie wollten, dass ich wie sie bin und mich von der Welt abwende. Doch ich glaubte daran, dass mein Platz unter anderen Menschen ist.« Er hob wieder den Kopf und hielt Oishis Blick für einen Moment, bevor er einfach durch ihn hindurch sah. Oishi erhaschte einen Blick auf ein Leben voller Leid, Ernüchterung und schmerzhafter Einsamkeit, für das Kai sich selbst entschieden hatte. Oishi wusste, dass er genau dieselbe Entscheidung getroffen hätte, wäre er in dieser Lage gewesen: der einzige Mensch in einer Welt voller Dämonen.
    Er zwang sich, sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren, wohl wissend, dass das Halbblut lieber darüber sprach. »Und du glaubst, diese
tengu
werden uns Waffen geben?«
    »Wir werden sie verdienen müssen.« Kais tonlose Stimme verriet ihm, dass das keine einfache Aufgabe sein würde.
    »Wie?«, fragte er.
    »Sie werden unseren Willen auf die Probe stellen.« In den Augen des Halbbluts lag eine Warnung, dass es bei dieser Prüfung um Leben oder Tod ging. Versagen kam nicht infrage.
    Oishi dachte über seine Worte nach und über alles, was er, Kai und seine Leute bereits durchgemacht hatten. Dann stellte er sie ihrem Mangel an realistischen Alternativen und ihrem Ziel gegenüber. Schließlich nickte er, und als er wieder hochschaute, war in seinen Augen zu sehen, dass er einen Entschluss gefasst hatte.

15
    Das laute Krachen aufeinanderprallender
bokken
hallte durch den oberen Hof der Burg Kirayama. Fürst Kira kämpfte gegen zwei Männer gleichzeitig und bewegte sich so schnell und behände wie nie zuvor. Er streckte einen Mann mit einem brutalen Schlag gegen den Kopf nieder und entwaffnete mit derselben Bewegung einen zweiten Gegner.
    Der Mann machte eine Vorwärtsbewegung, um sein Holzschwert wieder aufzuheben. Kiras
bokken
traf mit brutaler Gewalt seine Hand. Der Mann schrie auf und wich zurück. Dabei umklammerte er seine gebrochenen Finger. Kira trat lächelnd zurück.
    Mitsuke stand in der Tür ihrer Gemächer und schaute zu. Sie beobachtete die neuesten Ergebnisse ihrer Zauberei mit einem Lächeln. Sie hatte Kira die Stärke und Fertigkeit eines wahren Kriegers verliehen. Damit versuchte sie, ihm das Selbstvertrauen und die Fähigkeiten zu geben, die er als wahrer Herrscher von Ako bald benötigen würde.
    Kira war durch den Hof von Edo geprägt und besaß eine außergewöhnliche Fähigkeit, Schlachten

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