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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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die Missverständnisse nicht überbrücken können oder ihm ihr Vertrauen eingebracht, geschweige denn ihren Respekt. Die Männer, für die er alles riskiert hatte, in deren Hände er sein Leben gelegt hatte und mit denen er seine tiefsten Geheimnisse geteilt hatte, gingen nun mit noch weiterem Abstand hinter ihm als jemals zuvor.
    Doch er hatte es nicht für sie getan, rief er sich ärgerlich ins Gedächtnis. Sie hatten ihn schon immer gehasst – warum sollte sich jetzt daran etwas ändern? Er tat es für Mika … für sich selbst. Er wollte den Beweis antreten, dass er Mensch genug war, um zu lieben und geliebt zu werden, selbst wenn am Ende nichts dabei herauskam. Er würde sie vor Kira retten und ihr ihr Leben zurückgeben, auch wenn sie es nie mit ihm verbringen konnte, weil er ein zwischen den Welten gefangenes Halbblut war und blieb, das nirgendwo hingehörte.
    »Halbblut!«
    Kai zuckte zusammen und wurde aus seinen Gedanken gerissen. Jemand rief den Schimpfnamen, der genauso gut sein wirklicher Name hätte sein können, denn er trug ihn von Geburt an.
    Er hörte schwere Schritte, die im Laub hinter ihm raschelten. Er schaute sich um und sah Bashō mit langen Schritten schnell auf sich zukommen. Kai sah wieder nach vorne und wurde nicht langsamer. Er war argwöhnisch, sagte aber nichts.
    Der riesige Mann mit dem Jungengesicht, der nie wirklich erwachsen geworden war – und es wahrscheinlich auch nicht mehr werden würde – ging langsamer, als er Kai erreichte. Bashō war einer der wenigen Männer, denen Kai begegnet war, zu denen er hochsehen musste, wenn er ihnen gegenüberstand. Jetzt allerdings machte er sich gar nicht erst die Mühe, ihn anzusehen.
    Bashō zog sein neues Schwert, und Kai warf ihm einen Seitenblick zu. Er sah nichts Bedrohliches, sondern nur Neugier auf Bashōs Gesicht. »Was ist an diesen Schwertern so Besonderes?«, fragte Bashō. »Was können sie?«
    Kai unterdrückte den Drang, die offensichtliche Antwort zu geben oder gar nicht zu antworten. Trotz Bashōs plötzlichem Auftauchen und seiner Frage, wurde ihm klar, dass der Ronin sich ihm nicht angeschlossen hatte, um ihn zu schikanieren. Bashō strengte sich an, eine Unterhaltung zu führen. Mehr als nur ein wenig überrascht nickte Kai in Richtung des Schwerts und sagte: »Das kommt darauf an, wer sie führt.«
    »Sprich nicht in Rätseln«, sagte Bashō. Kai hatte gehört, dass Bashō in seiner Jugend Mönch gewesen war. Er fragte sich, ob Bashō das Kloster verlassen hatte, weil er die Zen-
kōan
nicht mochte, oder ob er aufgrund seines Charakters gebeten worden war, sich einen anderen Beruf zu suchen.
    Kai zuckte mit den Schultern und ging weiter. »Wenn ein Feigling es in den Händen hält, wird es in seiner Hand schwer werden. Er wird nicht in der Lage sein, es hochzuheben.«
    Bashō zog die Augenbrauen hoch. Er trabte weiter neben Kai her und sah fasziniert auf das Schwert hinunter.
    »Für den Leichtsinnigen ist es zu leicht. Er wird damit schlagen, aber niemals sein Ziel finden.«
    Bashō warf einen Blick über seine Schulter, als müsse er bei diesem Kommentar an seinen Freund Yasuno denken. Doch dann schaute er wieder nach vorne und grinste. »Und was ist mit einem großen, furchtlosen Mann wie mir?«
    Kai zog sein eigenes Schwert und hielt es hoch. »Es schneidet.« Er schlug nach einer Bambusgruppe, die aus zehn Zentimeter dicken Stämmen bestand.
    Bashō beobachtete verblüfft, wie die Klinge so leicht durch den Bambus glitt, als würde sie Seide schneiden.
    Immer noch grinsend schwang Bashō sein eigenes Schwert mit dem Selbstbewusstsein eines erfahrenen Kampfkünstlers. Er schlug durch einige weitere Stämme mit derselben Leichtigkeit wie Kai und lachte begeistert.
    Kai lachte unvermittelt und befreit mit ihm. Er war erleichtert, zu sehen, dass er nicht alles riskiert hatte, um Schwerter für diese Männer zu gewinnen, die dann nichts damit anfangen konnten. Außerdem gab es einen Unterschied in der Art, wie er das Wort »Halbblut« verwendete – es war nicht mehr als ein Spitzname, den Kai sich verdient hatte, so wie Bashō auch seinen bekommen hatte. Er erinnerte sich an das, was ihm klargeworden war, als er dem
tengu
-Fürsten gegenüberstand: Namen und Titel waren nur bedeutungslose Geräusche, denn sie konnten niemals beschreiben, was wirklich in einem steckte.
    Und er hatte ihn verdient
, dachte er und erinnerte sich an die Menge auf der Insel der Holländer, die immerzu
»Half-bloed! Half-bloed!«
gerufen

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